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Nach dem Rausschmiss aus der Chaponstraße Was mit großem Ärger begann, fand ein gutes Ende: 7 Bands haben ein neues Probendomizil

Der Kulturausschuss besucht Bands in ihren neuen Proberäumen in der Junkersstraße 35/36. Wie diese sich jetzt fühlen und was sie sich wünschen.

Von Sylke Kaufhold 15.10.2022, 08:00
Der Musiker  Timo Gülle im neu bezogenen Proberaum seiner gerade gegründeten Band.
Der Musiker Timo Gülle im neu bezogenen Proberaum seiner gerade gegründeten Band. Foto: Thomas Ruttke

Dessau/MZ - Musikalisch ging es am Mittwoch im Kulturausschuss zu, der nicht im Ratssaal tagte, sondern in der Junkersstraße 35/36. Dem neuen „Musikerhaus“ der Stadt. Und so waren es auch nicht die Ausschussmitglieder, die musizierten, sondern die Gäste, die sich die Stadträte eingeladen hatten.

Das waren Vertreter der Bands, die im Frühjahr ihre Probenräume in der Chaponstraße verloren haben, weil das Gebäudemanagement der Stadtverwaltung eine Weiternutzung aus bautechnischen Gründen kurzfristig untersagt hatte. Es folgten Wochen der hektischen Suche nach einer Alternative. Auch in der Stadtverwaltung.

Unternehmer Steffen Stage war „Retter in der Not“

Der „Retter in der Not“ war der Unternehmer Steffen Stage, Eigentümer des ehemaligen Junkersgebäudes in der Junkersstraße. Er bot den Bands Räume in seinem Haus an. Was als kühne Idee quasi in den politischen Raum geworden wurde, ist inzwischen Realität. „Wir haben als Band eine Odyssee hinter uns, sind mehrfach umgezogen, zuletzt in die Chaponstraße“, erzählt Christian Weiholt von der Band „In-Korrekt“. Seit dem 1. September haben sie einen Probenraum in der Junkersstraße. „Wir hoffen, dass wir jetzt hier zur Ruhe kommen können und wieder zueinander finden“, so der Musiker. Denn durch die Coronazeit hätten sie alle gelitten. Auch die Gruppe „Freispruch“ probt seit einigen Wochen in dem Gebäude. „Wir hatten uns gerade in der Chaponstraße eingerichtet, als das Aus kam. Aber hier fühlen wir uns gut aufgehoben“, berichtet Silvio Schwartzkopf.

Tom Gülle schwärmt von dem „schönen Gebäude und der guten Lage“. Der junge Mann ist gerade dabei, mit anderen eine Band zu gründen. „Wir sind hier reingerutscht und froh darüber. Jetzt können wir richtig loslegen.“

Sieben der zehn Bands aus der Chaponschule haben in der Junkersstraße 35/36 Probenräume angemietet. Außerdem in der „Musiketage“ angesiedelt haben sich das Musikinstitut, ein Solo-Schlagzeuger sowie eine köthener Band. „Ich habe noch drei freie Räume, dann ist das Erdgeschoss komplett in Musikerhand“, berichtet Steffen Stage, der die Zusammenarbeit mit der Stadt lobt. „Jetzt passt alles und ist eine gute Sache geworden.“

Stadt will Bands auch 2023 finanziell unterstützen

Um sich davon zu überzeugen, war der Kulturausschuss zu den Bands gekommen. „Ich bin sehr froh, dass das am Ende alles gut geworden ist“, sagt Ausschussvorsitzender Ralf Schönemann. Für ihn gehe es nun darum, auch finanziell die richtigen Weichen zu stellen, damit die Räume wirklich langfristig Domizil für die Bands sein können. Denn die Mietkonditionen sind in der Junkersstraße andere als im städtischen Objekt Chaponschule. Für die Zahlungsmodalitäten bis zum Jahresende sind laut Schönemann Lösungen gefunden. „Die Stadt kompensiert die Mehrzahlung“. Für 2023 sei man in der Diskussion, um ein Finanzierungsmodell zu finden. „Dabei soll es um die Bezuschussung der Kaltmiete gehen“, betont Schönemann. Wie hoch der sein wird, soll mit jeder Band besprochen werden. „Das Kulturamt ist gerade dabei, den Bedarf zu ermitteln“, so Schönemann. Ein Entwurf für ein Finanzierungsmodell soll in der November-Sitzung des Kulturausschusses zur Diskussion gestellt werden. Ziel ist, den Mittelbedarf im Haushaltsplan 2023 festzuschreiben. Steffen Stage freut sich über die angekündigte Unterstützung der Bands. „Letztlich muss es verträglich sein für beide Seiten“, sagt er zum Thema Geld.

Die Bands haben längst schon einen weiteren großen Vorteil in ihren neuen Probenräumen entdeckt. „Die Kontakte untereinander hier sind super, vielleicht können wir sogar regelmäßig zusammen spielen und ein Miteinander entwickeln“, schlägt Silvio Schwartzkopf vor - und erntet spontane Zustimmung. „Das ist ein guter Vorschlag“. Ebenso positiv aufgenommen wurde die Idee des Kulturamtes, dass sich Dessauer Bands bei einem gemeinsamen Konzert präsentieren. Damit rückte die Dessauer Musikszene mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. „Und das ist genauso gewollt“, ist der Kultruasschuss zufrieden.