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Programm der Stadtwerke Dessau Warum E-Auto-Fahrer Ralf Lehmann bis zur Rente gratis tanken darf

Seitdem Ralf Lehmann ein Elektroauto fährt, zahlt er für die Strecken durch Dessau keinen Cent mehr. Das liegt auch an einem Programm der Stadtwerke.

26.04.2021, 09:37

Dessau-Roßlau - Ralf Lehmann kommt auf seinem Weg zur Stadtwerke-Zentrale in der Albrechtstraße an vielen Tankstellen vorbei. Besucht hat er sie schon seit Anfang des Jahres nicht mehr. „Wenn ich die Preise an den Anzeigen sehe, habe ich schon ein Lächeln auf den Lippen. Man fährt entspannt“, sagt der Dessauer. Kein Wunder. Der Abteilungsleiter für das Zählwesen im Stadtwerke-Konzern fährt seit Januar ein Elektroauto und hat seitdem keinen einzigen Cent pro Kilometer gezahlt. Und wenn er seinem Arbeitgeber bis zum Renteneintrittsalter treu bleibt, wird sich daran auch nichts ändern.

Denn die Dessauer Stadtwerke lassen ihre Mitarbeiter, die ein Elektroauto fahren, ab sofort gratis an ihren Ladesäulen „tanken“. Bisher sind es gerade einmal fünf Angestellte, die sich dafür registriert haben. Die Stadtwerke hoffen aber auf mehr.

„Wir sind einer der größten Arbeitgeber vor Ort und haben in dieser Position auch eine Vorbildfunktion“

„Wir sind einer der größten Arbeitgeber vor Ort und haben in dieser Position auch eine Vorbildfunktion“, begründet Stadtwerke-Geschäftsführer Dino Höll die Initiative. Er hofft, dass sich andere Unternehmen ein Beispiel daran nehmen und ihre Mitarbeiter ebenfalls darin bestärken, auf E-Mobilität umzusteigen.

Für Ralf Lehmann war jedoch schon vor der Initiative seines Arbeitgebers klar, dass das nächste Auto mit Strom fahren würde. „Ich habe zu Hause eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, die eine Menge überschüssigen Strom erzeugt“, erzählt er. Für den Strom, den er einspeist und nicht selbst verbraucht, gibt es zehn Cent pro Kilowattstunde vom Staat. Besser sei es doch, dachte er sich, diesen Strom nicht für ein paar Cent zu verkaufen, sondern ins eigene Auto zu laden.

Lehmanns Wahl fiel auf einen geleasten vollelektrischen Peugeot 208, da ein Familienmitglied bei der französischen Automarke arbeitet

Seine Ladestation zu Hause, die sogenannte Wall-Box, programmierte der technikbegeisterte Dessauer so, dass das Auto nur mit überschüssigem Strom aus den Solarpaneelen geladen wird. „Ich ziehe keinen Strom aus dem Netz“, erklärt er. So fuhr er auch schon vor der Stadtwerke-Initiative zum Nulltarif. Das gilt übrigens auch für die Kfz-Steuern. Die zahlen Halter von E-Autos nämlich derzeit nicht.

Lehmanns Wahl fiel auf einen geleasten vollelektrischen Peugeot 208, da ein Familienmitglied bei der französischen Automarke arbeitet. Mit dem Fahrzeug ist er bislang sehr zufrieden, bekommt aber auch immer wieder Zweifel seiner Bekannten mit. „Ich spiele Fußball und da gibt es schon den ein oder anderen, der mit Elektroautos nicht viel anfangen kann“, so Lehmann.

„Wenn ich Urlaub habe, kann ich auch einen Zwischenstopp zum Laden einlegen. Auf die halbe Stunde kommt es doch nicht an“

Doch Argumente wie das, man könne mit einem Elektroauto keine weiten Strecken, wie in den Urlaub fahren, lassen ihn kalt. „Ich fahre zweimal im Jahr, einmal zum Skifahren und einmal an die Ostsee. Wenn ich Urlaub habe, kann ich auch einen Zwischenstopp zum Laden einlegen. Auf die halbe Stunde kommt es doch nicht an“, sagt er.

Und einmal bis nach Leipzig und zurück schaffe der Peugeot auch locker mit einer Tankfüllung. Rund 250 Kilometer betrage die Reichweite. Trotzdem denkt Lehmann schon darüber nach, seinen Zweitwagen auch durch ein Elektroauto zu ersetzen. Einen, mit größerer Reichweite oder schnellerer Ladefunktion. (mz/Oliver Müller-Lorey)