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Neues Buch vom Dessauer Christoph Reuter Warum die Menschen viel musikalischer sind als sie denken

Das hat auch etwas mit Corona zu tun.

18.04.2021, 07:00

Dessau - Musik ist deutlich spannender als ständig wechselnde Quarantäne-Regeln. Oder wussten Sie, dass der Zaunkönig zehn verschiedene Lieder singen kann - und damit neun mehr als David Hasselhoff, der dachte, dass er mit „I’ve been looking for freedom“ die Berliner Mauer zum Einsturz gebracht habe?

Der da so fröhlich und frech schreibt, sitzt am liebsten auf der Bühne, vor sich meistens 88 Tasten. Christoph Reuter ist Pianist, Komponist, Entertainer, ein Dessauer Gewächs mit Wohnsitz in Berlin und auf den Punkt gebracht: Musiker.

Jetzt hat Reuter etwas getan, das er sich nie vorgenommen hatte: Er hat ein Buch geschrieben. Titel: „Alle sind musikalisch – außer manche“. Die zentrale Botschaft findet sich im Untertitel, wo es heißt: „Alles über die wunderbare Welt der Musik – und der Beweis, dass wir viel musikalischer sind als wir denken.“ Es ist eine große Liebeserklärung an die flüchtigste, emotionalste aller Künste und eine Ermutigung zum Selbermachen.

2019 begann der Pianist des Bühnendoktors Eckart von Hirschhausen mit der richtigen Schreibarbeit

Schuld daran war, mal wieder, Corona. Und ein Literaturagent, der den Mitbegründer der Band l’arc six nach einem Kabarettauftritt vor drei Jahren anrief und fragte: Können Sie das, was Sie da auf der Bühne erzählen, nicht auch mal aufschreiben? Reuter nahm die Idee zunächst nur ein bisschen ernst, schrieb aber brav ein paar Seiten nieder.

Und hatte bald darauf den Auftrag für ein ganzes Buch in der Tasche. „Das hat mich ziemlich umgehauen – und dann war das auch noch der Heyne-Verlag.“ Der außerdem Bücher von Stephen King und die Biografie von Kamala Harris herausgibt.

2019 begann der Pianist des Bühnendoktors Eckart von Hirschhausen mit der richtigen Schreibarbeit, die ohne die viele freie Zeit im Lockdown 2020 wahrscheinlich längst nicht abgeschlossen wäre. „Dabei merkte ich schnell, dass ich nicht einfach die Texte meiner Kabarettprogramme unverändert übernehmen konnte – zugleich durfte ich endlich Gedanken niederschreiben, die ich schon immer mal loswerden wollte.“

Der studierte Jazzer hat kurze Erzählungen aufgeschrieben, die auf über 300 Seiten staunen lassen

Gedanken, die Reuter gerne in einem Notizbuch sammelt, das voll ist von berührenden, kuriosen, spannenden, informativen Geschichten rund um die Musik, aufgeschnappt bei dieser oder jener Gelegenheit.

Der studierte Jazzer hat kurze Erzählungen aufgeschrieben, die auf über 300 Seiten staunen lassen, die von berühmten Flügeln und Geigen handeln, von Lampenfieber, Katzenmusik, Luthers Musik, Blues, Pop, Klassik, sogar Musiktheorie und nicht zuletzt von praktischer musikalischer Lebenshilfe: „Ich möchte Mut machen, selbst ein Instrument in die Hand zu nehmen, oder einfach zu singen, wenigstens Musik bewusster zu hören, offener zu sein für das Unbekannte.“ Denn: „Es gibt so gut wie keine wirklich unmusikalischen Menschen.“ Reuters Buch ist auch eines für den Nachttisch – eine Geschichte vor dem Einschlafen garantiert vergnügliche Schlafgedanken.

Natürlich hat Christoph Reuter im vergangenen Jahr nicht nur Wörter, sondern auch Noten geschrieben

Natürlich hat Christoph Reuter, dessen Melanchthon-Oratorium 2019 in der brechend vollen Dessauer Johanniskirche aufgeführt wurde, im vergangenen Jahr nicht nur Wörter, sondern auch Noten geschrieben. Ein Beethoven-Oratorium zum Jubiläumsjahr ist fertig geworden und wurde zwar nicht aufgeführt, aber immerhin vom Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt eingespielt.

Ein Oratorium zum 90-jährigen Bestehen eines Hamburger Gymnasiums ist entstanden – alle drei Werke mit Texten des Dessauer Autors Andreas Hillger. Und außerdem hat Reuter „richtig viel Klavier geübt“ und dazu auch Unterricht genommen. Der Corona-Krise hat er die Zähne gezeigt. Sein Tipp an Frustrierte: „Den Fernseher einfach mal ausschalten und mehr Musik ins eigene Leben bringen.“ (mz/Johannes Killyen)

Christoph Reuter: „Alles sind musikalisch – außer manche“ 368 Seiten, Abbildungen von Inka Hagen; Heyne-Verlag 2021, 20 Euro