Waldersee Waldersee: Denkmal-Fan verliebt ins Gut Naundorf

waldersee/MZ - Zweifel will der Mann erst gar nicht zulassen. „Das ist alles realistisch und kein Teufelswerk“, sagt Thomas Richter. „Zur nächsten Frühjahrssaison, spätestens im Juni 2014, ist Eröffnung. Das ist definitiv der Plan“, lautet sein Versprechen. Er schiebt die Sonnenbrille über die Stirn, breitet seine Arme aus und sprüht beinahe vor Tatendrang. „Das ist doch einfach nur eine große bauliche Hülle.“ Eine Hülle, die er wieder mit Leben erfüllen will.
Noch wird die Szenerie freilich von dichtem Bewuchs neben und auf dem Mauerwerk dominiert. Egal. Beim Durchschreiten des alten Gutes Naundorf in Waldersee - von Fürst Franz als Sitz der landwirtschaftlichen Verwaltung vorgesehen, teilweise niedergebrannt, zu DDR-Zeiten als Konsum genutzt - gerät Thomas Richter einerseits ins Schwärmen und schüttelt andererseits den Kopf. „Es wäre doch eine Katastrophe, den ganzen Komplex - das Wort ,Ruine„ will ich nicht verwenden - schließen zu müssen.“
Er sei, gesteht er, nun mal „ein Fan von Denkmälern“. Deshalb hat er nach mehreren fruchtlosen Verhandlungsrunden („Von 100 Interessenten, die es gab, hatten 90 keine Ahnung vom Bau.“) die Reißleine gezogen und den ursprünglich angestrebten Verkauf abgeblasen. Jetzt will er das Projekt selbst zum Erfolg führen. Neben einer Wohnung, die er mit der Familie beziehen möchte - da müsse die für den Konsum viel zu hoch verlegte Bodenplatte raus -, will er in der früheren Orangerie vier Ferienwohnungen einrichten. Behindertengerecht und auf kinderreiche Familien zugeschnitten.
„Das passt gut zum schon praktizierten Konzept“, findet der Dessauer, der in Dessau-Roßlau in der Vergangenheit schon Erfahrungen mit historischen Gebäuden gesammelt hat. So ist es ihm gelungen, sowohl das Landhaus an der Jagdbrücke als auch das Elbzollhaus wieder auf Vordermann zu bringen. Geschwindigkeit ist dabei aus seiner Warte keine Hexerei. „Beim Landhaus fingen wir im August an und haben zwei Tage vor Weihnachten, wohlgemerkt des gleichen Jahres, den Betrieb aufgenommen“, erzählt er.
Richter zufolge soll in diesem Spätsommer - „wenn die Planung soweit steht“ - die Sanierung starten. Ganz klassisch, mit Rücksicht auf den Denkmalcharakter, aber auch mit dem Anspruch, die Vergangenheit mit der Moderne zu verbinden. Energieeffizienz lautet eines der Stichworte. Die Dachfläche etwa sei knapp 400 Quadratmeter groß. Ließe sich da also keine Solaranlage installieren?
Thomas Richter mag den Verhandlungen nicht vorgreifen. Dass nicht nur die mit dem Empfangsbereich und dem Frühstücksraum verbundene offene Küche eine Fußbodenheizung erhält, steht für ihn aber fest. Dafür die knapp 250 Jahre alten Ziegelsteine aufzunehmen und anschließend neu zu verlegen, dürfte kein Problem sein. „Um ihn schick zu finden, muss doch der Untergrund gar nicht absolut tisch-eben sein“, merkt er an.
Als draußen eine größere Gruppe Radfahrer gen Vockerode strampelt, schiebt der Dessauer nach, dass er auf keinen Fall vor hat, das Gut Naundorf in ein Lokal zu verwandeln. „Wer möchte, kann jedoch mal kurz absteigen und auf einen Espresso Haltmachen. Dazu wird ein kleiner Vorgarten einladen“, beschreibt er seine Vision.
Was ihn die insgesamt kosten wird? „Keine Millionen!“ beteuert Richter. Einer vorab erstellten Kalkulation zufolge sind vielleicht 350 000 Euro erforderlich, bis sich die Pforten des Gutes für die ersten Feriengäste öffnen können.