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Der letzte Vorhang 2021 Wagnis „Meister und Margarita“ - Wie Roßlaus Burgtheatersommer gemeistert wurde

Von Silvia Bürkmann 18.08.2021, 09:33
Konzert mit Karl Neukauf und Lesung mit dem  Ensemble vom Burgtheatersommer. Im ersten Teil des musikalisch-literarischen Abends präsentierten und lasen die Schauspieler Texte rund um Michail Bulgakow, mit Passagen aus Werken und Briefen des großen Autors im bedrohlichen Schatten Stalins.
Konzert mit Karl Neukauf und Lesung mit dem Ensemble vom Burgtheatersommer. Im ersten Teil des musikalisch-literarischen Abends präsentierten und lasen die Schauspieler Texte rund um Michail Bulgakow, mit Passagen aus Werken und Briefen des großen Autors im bedrohlichen Schatten Stalins. (Foto: Thomas Ruttke)

Rosslau/MZ - Der letzte Vorhang ist gefallen, der 24. Burgtheatersommer Geschichte. Fünf Wochen lang hat das Ensemble junger Schauspieler in den Abendvorstellungen jeweils von Dienstag bis Sonnabend mit „Meister und Margarita“ das Meisterwerk des russischen Literaten Michail Afanassjewitsch Bulgakow auf die Bühne gebracht.

Einen Jahrhundertroman umzuarbeiten für ein Stück Sommertheater, geht das überhaupt? Und wie wird der bedeutungsschwere „russische Faust“ in der Kleinstadt an Elbe und Rossel aufgenommen werden? Produktionsleiter, Regisseurin und Schauspieler wussten um das Wagnis und haben sich umso energischer in das Projekt vertieft und reingekniet. „Sie wollten endlich wieder vor Publikum spielen. - Vor ihrem Publikum“, sagt Benjamin Kolass von der Intendanz.

Für die Stückentwicklung hat Regisseurin Andrea Pinkowski neben dem originalen Buch zwei Bühnenfassungen studiert und für das eigene Skript frei bearbeitet. In der Schauspielschule Michael-Tschechow-Studio Berlin, dem „heimischen Stall“ vom Ensemble der Theaterburg Roßlau, wurden dann die Texte von der Rohfassung über den Feinschliff bis zur Bühnenreife geübt. Das begann bereits im Winter. Zur Premiere in Roßlau am 13. Juli saßen der Text, die Kostüme, die Lieder und die Tänze. Applaus.

Die Resonanz beim Publikum schätzt Kolass ein als „geteilt“. So erfuhren die Theaterleute sowohl hohe Anerkennung für eine „geniale dramatische Umsetzung des Stoffes“ ebenso wie verständnisloses Kopfschütteln. Begeisterung und Überforderung - „Meister und Margarita“ haben beides ausgelöst. Gern erinnert sich Kolass an die Begegnung mit Muttersprachlern aus Russland, die überaus dankbar waren, dass ein Kulturschatz aus ihrer Heimat in heutiger Zeit auf einer deutschen Theaterbühne gezeigt und gesehen wird. „Den Russen bedeutet Bulgakow tatsächlich genauso viel wie den Deutschen Goethe.“

Im 2. Teil gab es  Musik von Karl Neukauf (r.), unterstützt von Ilka Posin an den Percussions und Heike Becker am Bass. Am Mikro Schauspielerin Mora Thurow.
Im 2. Teil gab es Musik von Karl Neukauf (r.), unterstützt von Ilka Posin an den Percussions und Heike Becker am Bass. Am Mikro Schauspielerin Mora Thurow.
(Foto: Thomas Ruttke)

Im Rückblick auf die 24. Auflage vom Burgtheatersommer zeigt sich Produzent Kolass zufrieden. „Wir hatten annähernd so viele Zuschauer wie im Vorjahr bei den ’Geschichten aus dem Wiener Wald’, mehr als 3.000. Allerdings hatten wir diesmal deutlich mehr Tage mit regnerischem, ungemütlichem Wetter als 2020.“

Zweimal musste wegen starkem Regen oder Gewitter die Vorstellungen abgebrochen beziehungsweise unterbrochen werden, weil das Spiel auf einer verwinkelten Bühne über drei Stockwerke zu gefährlich wurde.

Aus Zucker sind die Burgtheaterleute nicht. Auch Heerscharen von Mücken aus dem Oberluch treiben sie nicht davon. „Wir kommen wieder. Um den 25. Burgtheatersommer ganz besonders zu feiern“, verspricht Kolass.