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Von der Gründung bis zur Insolvenz Von der Gründung bis zur Insolvenz: Die Geschichte der Fahrzeugtechnik Dessau

28.06.2016, 13:12
Eine Ar­beits­halle in der Fahr­zeug­tech­nik Dessau.
Eine Ar­beits­halle in der Fahr­zeug­tech­nik Dessau. Archiv/Lutz Sebastian

Dessau-Roßlau - Die Fahrzeugtechnik Dessau steht vor dem Aus: Am Dienstag haben die verbliebenen 73 Mitarbeiter die Kündigung erhalten. Wie der Insolvenzverwalter mitteilte, wurde bislang kein Investor gefunden. Ende August, Anfang September soll der Geschäftsbetrieb komplett eingestellt werden.

Anfang März 2016 hatte die Firma Insolvenz angemeldet. Mit dem Aus endet eine über 120-jährige Waggonbau-Tradition in Dessau. Die MZ gibt einen Überblick über die Geschichte des Unternehmens. (mz/jgü)

Im März 1895 wird in Dessau die Deutsche Gasbahngesellschaft mbH gegründet.

Elf Jahre später, im Dezember 1906, entsteht die Dessauer Waggonfabrik Aktiengesellschaft.

Zu DDR-Zeiten gehört der Dessauer Standort gemeinsam mit dem Waggonbau Halle-Ammendorf zu den größten Industriebetrieben in Ostdeutschland. Mehrere tausend Beschäftigte fertigen hier Kühlzüge für Osteuropa.

Nach der Wende 1990 wird der volkseigene Betrieb  in eine eigene Gesellschaft umgewandelt, 1995 wird sie abgewickelt. Aus ihr entsteht unter anderem die Fahrzeugtechnik Dessau.

In den 2000er-Jahren geht es mit dem Traditionsunternehmen immer wieder auf und ab. Das Unternehmen baut den Schnellzug "Metropolitan", der als Schnellzugauf der Strecke Köln-Hamburg zum Einsatz kam. Außerdem entstehen in Dessau etliche Niederflur-Straßenbahnen für die Magdeburger Verkehrsbetriebe.

2006 übernimmt eine russische Holdingfirma die Firma. Diese geht jedoch insolvent. 2008 übernimmt eine rumänische Eisenbahntransportgesellschaft das Ruder. 2012 wird erneut ein Insolvenzverfahren eröffnet, danach wird die brandenburgische TransTec Vetschau neue Eigentümerin des Unternehmens.

Wegen schlechter Auftragslage gerät die Fahrzeugtechnik Dessau in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Am 8. März 2016 wird Insolvenzantrag gestellt. Zu dem Zeitpunkt arbeiten im Unternehmen noch etwa 130 Mitarbeiter.

Sie hatten zuvor schon monatelang keinen Lohn mehr bekommen. Auch Rechnungen sollen nicht bezahlt worden sein. In den Werkhallen waren zudem Heizung und Warmwasser abgeschaltet worden.

Noch im selben Monat erreicht der Insolvenzverwalter Lucas Flöther, dass die Produktion und der Geschäftsbetrieb fortgeführt werden können. Es gibt Gespräche mit Kunden, Lieferanten und Gläubigern. Flöther gibt sich zuversichtlich, dass das Unternehmen wieder auf die Beine kommt.

Die Fahrzeugtechnik Dessau steht vor dem Aus. Am 28. Juni erhalten die verbliebenen 73 Mitarbeiter die Kündigung. Die Investorensuche blieb bisher ohne Erfolg.