Sommerfest der Kurt-Weill-Gesellschaft Von Ben Becker bis Schiller: Wie das Dessauer Kurt-Weill-Fest 2026 „In Bewegung“ kommen will
Zum Sommerfest der Dessauer Kurt-Weill-Gesellschaft wurden das Motto für das Festival 2026 und die ersten Künstlernamen verraten. Auf wen man sich freuen kann, wer Artist-in-Residence wird und was die Künstler am Fest in Dessau schätzen.

Dessau/MZ. - Die Sommernacht ist lau, eine Liveband spielt, es gibt angeregte Gespräche, kühle Getränke: einmal im Jahr wird es lauschig hinter dem Kurt-Weill-Zentrum In Dessau.
Dorthin lädt die Kurt-Weill-Gesellschaft ihre Mitglieder zum Sommerfest ein, und der Abend ist stets eine gute Gelegenheit, um auf die Festivals zu schauen – das verflossene und das kommende. Erste Namen werden genannt, Vorfreude geschürt. Ben Becker, Giora Feidman, Schiller... ein Raunen ist zu hören
Die 2025er Festivalausgabe, die die „Farben des Lebens“ gefeiert hatte, „war das größte und wirtschaftlich erfolgreichste Kurt-Weill-Fest“, stellte Präsident Thomas Markworth fest. „Man mag es kaum glauben, aber die Auslastung lag bei fantastischen 94 bis 95 Prozent.“ 70 Veranstaltungen an 23 Spielstätten gab es zu erleben.
Vom 27. Februar bis 15. März 2026 lautet das Motto „In Bewegung“
Nun steht 2026 quasi schon in den Startlöchern „In Bewegung“ lautet das Motto vom 27. Februar bis 15. März 2026. Das Motto sei faszinierend, sagt Constanze Mitter, die mit Gerhard Kämpfe die künstlerische Leitung des Festivals inne hat. Bewegung nehme man bewusst und unbewusst wahr. „Kurt Weill war ein Mensch in ständiger Bewegung. In seinem Leben, seinem Denken, seiner Kunst gab es keinen Stillstand“, sagt Mitter.
„In Bewegung“ richtet den Blick auf die vielfältigen künstlerischen, gesellschaftlichen und persönlichen Aspekte von Bewegung und Veränderung. Sie wirke als kreativer Antrieb, spiegele die Zeit und lade dazu ein, Perspektiven zu wechseln.

Ben Becker, Giora Feidman, Schiller und Reinhard Lakomys Traumzauberbaum
Den ersten großen Namen, den Kämpfe nennt, ist der von Ben Becker. Er kommt mit seiner Lesung „Im Exil“ zum Kurt-Weill-Fest, einem Abend, der Joseph Roth gewidmet ist.
Giora Feidman wird mit seinem Trio dabei sein – Freunde der Klezmermusik können sich darauf schon jetzt freuen. Ebenso auf den Schauspieler und Chansonnier Tim Fischer, der erst vor wenigen Wochen in Berlin den Kult-Star Hildegard Knef zu ihrem 100. Geburtstag mit einem glamourösen Konzertabend geehrt und die Diva dabei mit Haut und Haaren verkörpert hat.
Auch Elektronikkünstler Schiller hat zugesagt. Im Coronajahr 2021, als Konzerte open Air auf der Bühne vor dem Mausoleum stattfanden, war Schiller dabei und begeisterte unter anderem mit seiner 16-minütigen und damit längsten Mackie-Messer-Song-Version.
Ebenfalls ein Stück, was ein „unfassbarer Erfolg in der DDR war“, wie Kämpfe zum „Traumzauberbaum“ von Reinhard Lakomy sagt, wird auf der Bühne zu sehen sein. Nicht nur für Kinder, auch für Erwachsene sei das ein Erlebnis.
Was Sebastian Weber, den Artist-in-Residence 2026, auszeichnet
Und ein Erlebnis, wird versprochen, werden auch drei Produktionen der Dance-Company sein, die der Artist-in-Residence 2026 Sebastian Weber mitbringen wird.
Webers Compagny, schwärmen Thomas Markworth und Gerhard Kämpfe unisono, hatte zum Auftakt des diesjährigen Kurt-Weill-Festes (Sieben Todsünden/100 Leidenschaften) mit einer mitreißenden Mischung aus Stepp- und zeitgenössischem Tanz das Publikum so sehr begeistert, dass die Entscheidung zum Artist-in-Residence 2026 gefallen war.
Das Schöne: Sebastian Weber war beim Sommerfest dabei und verriet, dass er auch in einem Stück selber tanzen wird und kokettierte: „Mir gefällt es auch, wenn ältere Leute auf der Bühne stehen“.
Was Künstler am Fest in Dessau schätzen, obwohl die Gagen nicht so hoch sind
Die Vorfreude ist also da. Und die Hoffnungen hoch, dass auch 2026 eine ebenso erfolgreiche Festivalausgabe wie 2025 werden wird. Auch diesmal, so Thomas Markworth, sei es geklungen, Künstler, deren Gage für das Weill-Fest zu hoch ist, für weniger Geld nach Dessau zu locken.
Das Geheimnis? Der Komponist Kurt Weill, erklärt Gerhard Kämpfe, habe Zugkraft an sich. Zum anderen werden die Künstler in Dessau nicht nur mit Respekt, sondern auch mit Liebe empfangen. „Das macht es leichter mit den Künstlern zu verhandeln“, plaudert er aus dem Nähkästchen. Mittlerweile sei das Team der Betreuer auf 30 Mitglieder angewachsen – überwiegend im Ehrenamt.