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Von alten Dingen lösen Von alten Dingen lösen: Dessauer Malerin Olivia Seipelt verkauft ihre Kunst nun online

Von Heidi Thiemann 15.11.2020, 11:00
Abschied aus der Saalestraße: Olivia Seipelt hatte eingeladen zu „Fifty Fifty“, denn sie zieht innerhalb der Stadt um.
Abschied aus der Saalestraße: Olivia Seipelt hatte eingeladen zu „Fifty Fifty“, denn sie zieht innerhalb der Stadt um. Thomas Ruttke

Dessau - In der Saalestraße geht das Licht aus. Na und? Olivia Seipelt nimmt Abschied von ihrem Laden, hat am Sonnabend eingeladen zu „Fifty Fifty 2020“. Ihre Kunst war bei ihr zum halben Preis zu bekommen (und ist es noch bis Weihnachten). Warum? „Ich ziehe um. Ich kann nicht alles mitnehmen.“

Die 43-Jährige ist froh, dass ihre Aktion gut angenommen wurde. Liegt doch „das härteste Jahr meines Lebens hinter mir“, wie sie erzählt. Was nicht nur, aber auch mit Corona zu tun hat. Und vor allem auch mit Familie. Nun hat sie die Weichen neu gestellt.

„Als Mama musste ich nicht nur umdenken, ich konnte teilweise nicht arbeiten“, erzählt sie. Zwei und drei Jahre alt sind ihre Tochter und ihr Sohn, gut ein halbes Jahr war sie vom Winter bis zum Frühjahr zu Hause.

Schauwerbegestalterin hat die gebürtige Bernburgerin gelernt, war grafische Assistentin

Zwar hatte sie Aufträge, „aber effektives Arbeiten war hier einfach nicht möglich“, stellt sie fest. Deshalb freut sie sich auf ihren neuen Arbeitsraum - nur einen Katzensprung entfernt von ihrer Wohnung. Zum einen vergrößert sie sich räumlich, zum anderen „bin ich auch schneller abkömmlich für meine Kinder“. Sich von alten Dingen lösen, neue beginnen, treibt sie an.

Schauwerbegestalterin hat die gebürtige Bernburgerin gelernt, war grafische Assistentin, bildeten sich fort zur Mediengestalterin, studierte von 2002 bis 2007 Desing an der Dessauer Hochschule Anhalt. Seit 13 Jahren ist die Frau, deren Liebe der Malerei gilt, freiberuflich tätig. Ohne ihren Mann, der ein gesichertes Einkommen habe, gibt sie zu, wäre das schlecht möglich.

Wenn ihr Berufszweig nicht so viel abwerfe, warum mache sie das dann, werde die Künstlerin mitunter gefragt. Und ist erstaunt darüber. Ihre Motivation sei es, schöne Dinge anzubieten - fürs Herz, für die Seele. „Kunst, die die Menschen glücklich macht.“ In Corona-Zeiten aber ist es schwieriger denn je, das nach außen zu tragen.

Das Positive in diesem Jahr sei aber, dass „Kreative und Kulturschaffende mehr zusammenrücken“

Das Positive in diesem Jahr sei aber, dass „Kreative und Kulturschaffende mehr zusammenrücken“, wie sie beobachtet hat. Seipelt, die ein paar Jahre die BrauArt organisierte, hatte im vergangenen Jahr mit Jette Funke die Kunstpromenaden-Freiluftgalerie in Dessau aus der Taufe gehoben. 32 Teilnehmer präsentierten ihre Kunst auf Planen.

In diesem Jahr waren schon über 40 dabei. Im nächsten Jahr soll es auf alle Fälle weitergehen. „Wir bräuchten insgesamt mehr Platz für die Präsentation für Künstler in der Stadt“, findet sie. Stehen Läden leer, würden Schaufenster beklebt. Diese Künstlern zur Verfügung zu stellen, die sich hier präsentieren, fände Seipelt besser.

Überhaupt die Stadt und ihre Läden. Selbst hatte sie auch einen Kunst-und Deko-Laden betrieben. Der persönliche Kundenkontakt war ihr immer wichtig. Doch abgeworfen hatte der Laden nicht so wie erhofft. Zuletzt hat sie ihn nur als Lager für ihre Bilder genutzt, die sie nun „Fifty Fifty“ angeboten hat.

Die Kunst, die liefert sie selber aus: Collagen, Grafiken, Landschaften

Corona, beobachtet sie, hat anderen Läden, deren Flair und individuelle Beratung sie mochte, schwer zugesetzt. „Der Online-Handel boomt und die ansässigen Händler, Restaurants und Kulturschaffenden müssen sich den Gegebenheiten anpassen und ihr Konzept überdenken.“ Auch Olivia Seipelt geht ins Internet. Hat hier eine neue Ausstellungsplattform gefunden, will mit Kollegen einen Onlineshop aufmachen - eben eine neue Möglichkeit der Präsentation.

Die Kunst, die liefert sie selber aus: Collagen, Grafiken, Landschaften, auch Auftragsarbeiten. In letzter Zeit widmet sie sich verstärkt Upcycling und Objektkunst. Dinge, die andere wegwerfen, erhalten eine neue (Be)Deutung. (mz)

Online-Ausstellung auf http://olivia-seipelt.de/fifty-fifty-2020/

„Mutter“ hat Olivia Seipelt das Bild genannt.
„Mutter“ hat Olivia Seipelt das Bild genannt.
Ruttke