Vogelfalle Bauhausmuseum? Vogelfalle Bauhausmuseum Dessau?: BUND erhebt schwere Vorwürfe gegen Bauhaus-Stiftung

Dessau - Das Glasfassade des Bauhausmuseums sollte für Transparenz stehen, für eine Durchlässigkeit zwischen Straße und Park. Sie ist inzwischen dunkler, die Tönung stärker als im Entwurf vorgesehen - und die Glashaut spiegelt stark. Ein Effekt, der sich aus Sicht von Naturschützern katastrophal auswirkt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Berlin erhebt schwere Vorwürfe: Er schätzt das Bauhausmuseum im Stadtpark als Todesfalle für Vögel ein.
„Die Glasfassade erhöht das Tötungsrisiko für Vögel signifikant und verstößt gegen das Bundesnaturschutzgesetz“, sagt Claudia Wegworth vom BUND. Die Tiere würden das Glas nicht als Hindernis sehen, sondern erkennen nur eine „sich spiegelnde Umgebung“ und würden deshalb in vollem Flug gegen die Scheiben prallen.
Wegworth fordert umgehend Nachbesserungen. Das Museum soll am 8. September als Höhepunkt des Bauhausjahres in Dessau eröffnet werden. Insgesamt kostet es 28 Millionen Euro, die sich Bund und Land teilen.
Bedruckung der Scheiben mit einem Punkteraster soll das Dilemma lösen
Die Stiftung Bauhaus weist die Kritik zurück. „Ich bin über die Schlussfolgerungen sehr verwundert und halte sie für übereilt“, sagt Direktorin Claudia Perren. Weil das Museum als Glaskörper in einem Park konzipiert ist, seien die Anforderungen an den Naturschutz höher. Experten, auch des BUND, seien hinzugezogen worden.
„Wir sind uns der Problematik bewusst. Architekten und Planer haben sich frühzeitig damit befasst und entsprechend der gültigen Standards geplant. Es ist aber auch eine komplizierte Gemengelage, weil es bei einem Museumsbau um verschiedene Interessen und Vorschriften geht.“ Die Transparenz des Museums für Besucher bedeute auch, Schutz vor Licht und Wärme zu schaffen. „Zum einen war also die Verschattung wichtig, zum anderen der Umweltschutz.“
Die Bedruckung der Scheiben mit einem Punkteraster soll das Dilemma lösen. Laut Perren gab es die Auflage der Stadt Dessau-Roßlau, dass 25 Prozent der Glasfläche durch das Muster bedeckt sein müssen. „Wir haben sogar eine Variante mit 30 Prozent gewählt.“ Wie die Stadtverwaltung bestätigt, wurden die Auflagen zum Artenschutz in die Baugenehmigung aufgenommen.
Bei der Stadt wird die Kritik des BUND derzeit geprüft
Die Untere Naturschutzbehörde habe die Stiftung während Planung und Bau beraten. Auch zu Gläsern und Bemusterungen, um die Vogelschlag-Gefahr zu reduzieren. Die Stadt erklärt auch: „Für die Auswahl des Glases trägt die Bauherrin die alleinige Verantwortung.“ Die Kritik des BUND wird derzeit geprüft. „Mit der Bauherrin stehen die Fachämter dazu in Kontakt. Die noch nicht abgeschlossenen Prüfungen sind Bestandteil eines Verwaltungsverfahrens. Vor dem Abschluss wird keine Auskunft gegeben.“
Gebaut wird das Museum vom spanischen Architekturbüro addenda architects (González Hinz Zabala). Das hatte Ende 2015 den internationalen Architekturwettbewerb unter 831 Einreichungen gewonnen. Im Obergeschoss gibt es einen schwebenden Betonriegel, die „Black Box“, in dem die Sammlung präsentiert werden soll. Durch die Glasfassade sollte das Erdgeschoss eigentlich transparent und blickdurchlässig zu Stadt und Stadtpark werden.
Vogelschutzexpertin des BUND, hatte die Baustelle zweimal besichtigt und auf Gefahren hingewiesen
Wegworth, die Vogelschutzexpertin des Berliner BUND, hatte die Baustelle zweimal besichtigt und die Stiftung auf Gefahren hingewiesen. Das Punkteraster auf den Scheiben ist für sie keine Lösung. „Es ist reiner Sonnenschutz, der sich nicht zum Schutz gegen Vogelanprall eignet. Dafür sind die Punkte viel zu klein.“
Ein Vogel erkenne das Raster zu spät, ein Aufprall ende in 75 Prozent der Fälle tödlich. Der BUND will sich nun auch an Bund und Land wenden. Er fordert: Das Gebäude müsse durch eine Folie mit Muster nachgerüstet werden, die die Spiegelung durchbricht. „So erkennt der Vogel von Weitem: Hier komme ich nicht vorbei.“
Stiftung: Bisher sei gar kein Vogel zu Tode gekommen
Doch bisher sei gar kein Vogel zu Tode gekommen, sagt Stiftungsdirektorin Perren. „Wir überprüfen das regelmäßig. Es gab zwei tote Vögel im Umfeld des Museums, aber keine Abdrücke an den Scheiben.“ Ein Gutachten bestätige, dass der Vogelschutz ausreiche.
„Man muss jetzt auch erst zu Ende bauen. Im Inneren wird noch die Farbgebung kommen, die Einrichtung mit einer Vielzahl von Einbauten, Beleuchtung und Vorhänge. Transparenz und Spiegelung muss überprüft werden, wenn das Gebäude fertig ist.“ Im Frühjahr soll es eine Begehung mit dem Bauordnungsamt und unabhängigen Experten geben. „Dann werden wir sehen, wo noch optimiert werden muss.“ (mz)
