Versteigerung Versteigerung: Besitzer kam Hammer zuvor
Köthen/MZ. - Wobei sie auch am Mittwoch die Erfahrung machte, dass das halbe Jahr Aufbewahrungszeit noch lange keine Garantie dafür ist, dass sich ein Besitzer nicht doch noch meldet. "Eben war erst jemand da, der sein Rad hier wiedererkannt hat." Da der Mann dies mit Papieren eindeutig nachweisen konnte und die Versteigerung noch nicht begonnen hatte, kam sein Drahtesel nicht mehr unter den Hammer.
Gegen Zahlung einer üblichen Aufbewahrungsgebühr konnte er es am Donnerstag bei der Stadt in Empfang nehmen. Eine Möglichkeit, die zwei weiteren Frauen, die ihre Räder ebenfalls erkannt haben wollten, verwehrt blieb. Sie blieben den entsprechenden Nachweis schuldig - keine Chance.
Im Zweifelsfall hätten sie also nur die Möglichkeit gehabt mitzusteigern - mit den mehr als 100 anderen Besuchern, die an diesem Tag preiswert zu einem Fahrrad kommen wollten und in der von Vollstreckungsbeamtin Doris Heyne geleiteten Auktion mitunter kräftig mitboten.
Wobei von der klapprigen Rostkiste bis zum fast neu aussehenden Edelteil alles dabei war. Inklusive der typischen Auktionsstimmung. "Zu D-Mark-Zeiten haben wir mal ein Rad für 180 D-Mark versteigert. Das war es nicht wert, aber vermutlich hatten sich die Leute reingesteigert", erinnerte sich Hölzke. Am Mittwoch lag das Höchstgebot bei 98 Euro für ein sehr gut aussehendes silbernes Rad. "Neu hätten wir das Doppelte dafür gezahlt", war Chris Lattussek, der mit seinem Vater kam, überzeugt. Ein Schnäppchen also, eines, mit dem der 17-Jährige ab September während seiner Lehre in Bitterfeld die vier Kilometer zwischen Berufsschule und Betrieb zurücklegen wird.
"Mein Sohn ist seit vielen Jahren arbeitslos, jetzt hat er wenigstens noch einen fahrbaren Untersatz, für Benzin reicht das Geld ja auch nicht immer", erklärte eine andere Bieterin.
Und das man selbst mit nicht mehr ganz vollständigen Rädern ein Schnäppchen machen kann, bewies Willibald Lensing aus Köthen, der für die Frau eines Kollegen mit steigerte und für ein Rad ohne Sattel und mit nicht funktionierenden Bremsen mit 25 Euro am meisten bot. "Das wird repariert, sind doch keine großen Sachen. Und sonst ist ja alles in Ordnung", meinte er. Es ist selten, dass bei einer solchen Versteigerung noch ein Rad übrigbleibt, erklärte Marina Hölzke schließlich. Passiert es doch, wird es zumeist gemeinnützigen Zwecken zur Verfügung gestellt, im Extremfall verschrottet.
Die Einnahmen aus der Versteigerung fließen übrigens in die Stadtkasse. Am Mittwoch wurde das Stadtsäckel laut Auskunft von Marina Hölzke um weitere 925 Euro gefüllt. Im Herbst soll es die nächste Versteigerung geben - dann werden nicht nur Fahrräder im Angebot sein.