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Triennale Triennale: Dessauer Wohnungen sollen Touristenattraktion sein

Von Danny Gitter 13.10.2013, 18:06
Bauhaus-Wohnen: Ines Botos öffnete zur Triennale Gästen ihr Heim.
Bauhaus-Wohnen: Ines Botos öffnete zur Triennale Gästen ihr Heim. Sebastian Lizenz

DESSAU-ROSSLAU/MZ - Er hat in Dessau eine einzigartige Visitenkarte hinterlassen. Hannes Meyer, Architekt und zweiter Bauhausdirektor brachte mit seinen Laubenganghäusern in der Peterholzstraße und Mittelbreite Ökonomie in die Dessauer Wohnkultur. Neu war zur Zeit der Errichtung 1929 und 1930 der architektonische Gedanke des Laubengangs nicht. Die Tradition dieser Bauten reicht zum Teil bis weit in das Mittelalter zurück. Aber zu Meyers’ Zeit war Effizienz in der Architektur eine zunehmend wichtige Größe geworden.

Laubengänge sparen separate Treppenhäuser. Und auch in den Wohnungen galt der Primat der Ökonomie, oder das altbekannte Motto: Platz ist selbst in der kleinsten Hütte. 48 Quadratmeter für vier Personen. Das musste damals reichen. 37,50 Reichsmark Miete wurden dafür verlangt. Angestellte und Arbeiter waren die Zielgruppe.

Heute wundern sich die Besucher der historisch erhaltenen Wohnung in der Peterholzstraße 40 über die Platzverhältnisse. „Eng“ und „klein“ sind die meistgebrauchten Vokabeln. Lange war das Alltag, bis 1996 innerhalb eines Jahres der heutige Eigentümer, die Wohnungsgenossenschaft Dessau, die 90 Wohnungen in den fünf Wohnhäusern umfassend sanieren ließ. Durchbrüche wurden geschaffen. Heizkessel durch moderne Heizkörper ersetzt. Bäder saniert und Küchen erweitert.

Besondere Besichtigungen

Am Sonnabend luden die Wohnungsgenossenschaft und zwei Mieterinnen der Peterholzstraße zur Besichtigung in dieses „Labor der Moderne“ im Rahmen der Triennale. Von einer Kollegin aus DDR-Zeiten kennt Ines-Dagmar Botos diese Wohnungen. Erst ein Blick in die historische Wohnung in ihrem Block rief ihr wieder ins Gedächtnis, wie eng es doch vor dem Umbau zugegangen sein musste. Vier Personen, wie der Architekt sich das bei dem ursprünglichen Grundriss dachte, da winkt Botos ab.

Die 48 Quadratmeter sind heute ihr alleiniges Reich. „Die Wohnung ist optimal vom Zuschnitt und der Größe her“, bereut sie es nicht, vor drei Jahren hierher gezogen zu sein. „Süd war schon immer mein Viertel und nachdem mein jüngstes Kind ausgezogen ist, war es Zeit für eine Veränderung“, sagt Botos. „Erst nach und nach wurde mir bewusst, dass es doch etwas Besonderes ist, hier zu wohnen“, erzählt sie. Denn die Laubenganghäuser sind heute noch etwas außergewöhnlicher als viele andere Mietshäuser in der Stadt.

Gesellige Nachbarschaft

Unter Denkmalschutz stehen sie. Als Teil der Bauhausarchitektur sind sie auch touristische Highlights. Oft halten Busse mit Menschen aller Nationalitäten vor ihrer Haustür. „Es war anfangs schon sehr ungewöhnlich möglicherweise fotografiert zu werden, wenn man vor die Tür tritt“, schmunzelt Botos heute darüber. Sie hat sich daran gewöhnt. Genau, wie an die Tatsache, dass Nachbarn und deren Besuch an ihrem Küchenfenster in den Laubengängen vorbei flanieren.

„Höre ich das Klacken von Damenschuhen fühle ich mich sicher. Bei anderen Geräuschen gibt man schon mehr Obacht“, erzählt eine zweite Mieterin, die anonym bleiben möchte. Ansonsten sind die Laubengänge auch ein Segen. Für das nachbarschaftliche Klima. Gerade im Sommer, wenn die Sonne von der Südseite die Wohnungen aufheizt, treibt es die Mieter meistens auf die auf der Nordseite gelegenen Laubengänge. „Dann wird geschwatzt, gefrühstückt, Kaffee getrunken. In diesem Haus ist niemand wirklich allein“, lobt Botos.