Traumberuf von Anfang an Traumberuf von Anfang an: Schulleiterin der Grundschule Roßlau-Meinsdorf geht nach 14 Jahren

Meinsdorf - Die Augen funkeln und sie knickst strahlend beim Begrüßungshandschlag: „Willkommen!“ Dass sie aufgeregt ist auch in der bekannten Runde der Grundschuldirektorinnen der Stadt Dessau-Roßlau, wirkt glaubhaft und ist begründet: Nach mehr als 40 Dienstjahren als Lehrerin nimmt Angela Kohl Abschied. Zur letzten Schulleiter-Dienstberatung des Jahres 2018/19 wird die langjährige Direktorin der Grundschule Meinsdorf auf eigenen Wunsch und Antrag in den Ruhestand versetzt.
„Ich habe hier in Dessau-Roßlau viele Kollegen verabschiedet und neue willkommen geheißen“, sagt Elke Meyer vom Landesschulamt Sachsen-Anhalt. Angela Kohl allerdings, die mehr als 14 Jahre als Rektorin die Grundschule Meinsdorf führte, habe das Prinzip und Konzept von Beziehungspädagogik besonders stark geprägt. „Und sie hat gemeinsam mit Kindern und Eltern die Schule hier gestaltet.“
„Hier war ich selber eingeschult worden und habe Lesen und Schreiben gelernt“
Sie geht mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Es weint, weil ein Traumberuf endet, für den es nie eine ernsthafte Alternative gab. „Ich wollte schon von klein auf Lehrerin werden. Und das Unterrichten bleibt bis zum letzten Tag für mich das Schönste.“ In sechs Schulen der Region war Angela Kohl Direktorin. „Meinsdorf war ausdrücklich meine Lieblingsschule. Hier war ich selber eingeschult worden und habe Lesen und Schreiben gelernt.“
Das andere Auge, das heute lacht, hat sich erst spät geöffnet. Krankheit und lange Rehabilitation ließen der temperamentvollen, quirligen Vollblut-Pädagogin erstmals Zeit zum ernsthaften Nachdenken: Was hat das Leben außer Arbeit noch mit mir vor? „Und jetzt freue ich mich auf meine längsten Ferien der Welt. Und auf die Besuche der Kinder und Enkel in London und Hamburg.“
Die Tür fällt für Angela Kohl endgültig am 3. Juli ins Schloss, am letzten Schultag. Dann verabschiedet sich die Direktorin von ihren Zöglingen und deren Eltern sowie den Kollegen und Partnern mit einer kleinen Schulparty.
Für Angela Kohl schließt sich der Kreis des Berufslebens mit einem Rückblick
Für Angela Kohl schließt sich der Kreis des Berufslebens mit einem Rückblick, der sie zufrieden macht und stolz. „Wir konnten hier in Meinsdorf für die Kinder viele neue Projekte ins Leben rufen“, erinnert sie sich gern an zwei Projektwochen, wo mit den Profis vom Zirkus Sperlich Schulkinder in der Manege zu Seiltänzern, Clowns und Akrobaten wurden.
Oder an die „Bewegte Schule“, als die Meinsdorfer Kinder mit ihren Freunden, Eltern und Verwandten dem Stadtsportbund für die in einer Stunde zurückgelegten Kilometer insgesamt 1 126 Euro Fersengeld „abluchsten“. Zu einem Höhepunkt für die gesamte Schule wurde der Ausflug 2009, der alle für drei Tage an den Werbellinsee brachte. „Einfach traumhaft“, denkt Kohl zurück.
Zur Dienstberatung am Donnerstag informierte das Landesschulamt auch über die Nachfolge
Auch das von ihrer Vorgängerin übernommene historische Klassenzimmer im kleinen Schulmuseum hat die Direktorin regelmäßig bespielen und nutzen lassen. Mittwochs von 9 bis 12 Uhr stand jeweils das Fach „Schule früher“ im Stundenplan bei Projekttagen für Drittklässler aus Stadt und Umgebung, die in Meinsdorf direkt erleben konnten, wie die Großeltern das Lesen, Schreiben und Rechnen lernten: bei strengen Zuchtmeistern mit Rohrstock hinter dem Katheder. Die Nachfrage der Schulen war riesig.
Zur Dienstberatung am Donnerstag informierte das Landesschulamt auch über die Nachfolge. Kommissarisch übernimmt Bettina Mattuschka die Schulleitung. „Kommissarisch bis lange Amtswege gegangen und die Urkunden unterschrieben sind“, erklärt Elke Meyer. (mz)
