Trabant-Lada-Racing-Cup Trabant-Lada-Racing-Cup: Die Kraft der zwei Kerzen
Dessau/MZ. - Ein GTI-Fahrer hätte gegen Lars Pohl und seinen blauen Boliden kaum eine Chance. "In sieben Sekunden von null auf hundert ist kein Problem", sagt der stolze Besitzer eines echten Renntrabi. Von den inneren Werten des Pohlschen Gefährts hatten Millionen Trabantfahrer zwischen Rügen und Erzgebirge nur zu träumen gewagt: sagenhafte achtzig PS hat der Hobby-Rennfahrer aus dem kleinen Zwei-Zylinder durch fachmännisches Tuning herausgekitzelt.
Im Straßenverkehr würde ein Duell GTI gegen Pohl-Trabant allerdings niemals stattfinden. Denn der Dessauer misst seine Kräfte lieber mit Gleichgesinnten auf der Rennstrecke. Der 26-Jährige jagt den Pappe-Flitzer seit 1997 im Trabant-Lada-Racing-Cup um die Kurven der großen deutschen Rundkurse. "Unsere Saison beginnt und endet in Hockenheim", erzählt Pohl, "dazwischen fahren wir auch auf dem Sachsenring, in Oschersleben und dem Euro-Speedway Lausitz." Internationale Rennatmosphäre schnuppern die Piloten außerdem im tschechischen Most. Seine Bilanz kann sich durchaus sehen lassen: nach zwei Vizemeistertiteln in Folge konnte Pohl die Rennserie im vergangenen Jahr für sich entscheiden.
Als richtiger Rennfahrer ernst genommen zu werden ist für den gelernten Sanitärinstallateur allerdings nicht immer ganz einfach. "Als wir im Rahmen des Porsche-Cups gefahren sind, haben die im Fahrerlager schon ein wenig mitleidig auf uns herabgeschaut", erinnert er sich lächelnd. Als dann aber die Zeiten auf der Anzeigetafel aufleuchteten, waren die Spötter schnell zur Ruhe gebracht. "Denn wir waren nur knapp zwanzig Sekunden langsamer als die." Und es gibt im Vergleich zu den windschnittigeren Modellen aus Zuffenhausen noch einen entscheidenden Vorteil. Kleinere Reparaturen bei beschädigter Karosse werden im Trabant-Cup auch schnell einmal mit stabilem Klebeband erledigt.
Denn auf der Strecke geht es wie im Motorsport üblich oftmals hart zur Sache. "Zweikämpfe werden bei uns am Limit ausgefochten", sagt Pohl. Natürlich ist die Wertung geteilt, die Ladas sind mit den stärkeren Motoren klar im Vorteil. Dafür wird untereinander um Zehntel und Hundertstel gekämpft, "wie bei den Großen". Eine solche Szene hatte ihm im letzen Rennen der Saison den Titel beschert. Zwei vor ihm liegende Konkurrenten hatten sich in der ersten Kurve nach dem Start berührt, Pohl konnte die entstandene Lücke zum Überholen nutzen. Ein zweiter Platz beim Finale auf dem Hockenheimring reichte für den lang ersehnten Meisterkranz.
Ob er in diesem Jahr seinen Titel verteidigen kann, ist unklar. Eine Änderung des Reglements könnte der Grund für einen unfreiwilligen Rückzug des Dessauers werden. Denn ab sofort sind in der Nostalgie-Rennserie Scheibenbremsen erlaubt. Die modernen und sicheren Systeme sollen die veralteten Wartburg-Bremsanlagen ersetzen. "Das ist aber mit einem Total-Umbau und einer Investition von mehreren tausend Mark verbunden", ärgert sich der Champion. Ob seine wenigen Sponsoren dafür noch einmal tief in die Tasche greifen, Pohl glaubt es kaum. "Aber ohne diese neuen Teile bin ich fast ohne Sieg-Chance."
Sollte sich ein Karriere-Ende für den begeisterten Motorsportler ankündigen, dann wäre auch der größte Traum des Racers Pohl wohl ein für alle mal geplatzt. "Einmal möchte ich schon so einen GT-Porsche im Renntempo bewegen", verrät er seinen geheimen Wunsch. "Aber mein Herz wird immer im Zwei-Zylinder-Takt schlagen."