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Veränderung in der Tornauer Straße Tornauer Straße in Dessau: "Karnickel" wird endgültig abgerissen

Von Annette Gens 17.05.2017, 11:00
Die Tornauer Straße 28 bis 34, auch bekannt als „Karnickel“ , wird abgerissen.
Die Tornauer Straße 28 bis 34, auch bekannt als „Karnickel“ , wird abgerissen. Lutz Sebastian

Dessau - Die Statik? - Die ist seit einer Brandserie praktisch nicht mehr gegeben. Das Gebäude hat zwar Charme, aber es kann nicht saniert werden, weil sich Feuer an Mauern und Balken derart ausgetobt hat. Jetzt soll die Abrissbirne in der Tornauer Straße anrücken.

Das Gebäude sollte ursprünglich umfangreich saniert werden

Die Rede ist von einem Gebäudeensemble, das im Volksmund „Karnickel“ genannt wird und unter der Adresse Tornauer Straße 28 bis 34 zu finden ist. Ein Durchgang führt mitten durchs Haus von der Tornauer Straße direkt in Richtung Pollingpark. Das Haus sollte ursprünglich aufwendig saniert werden. „Jetzt wird es abgerissen“, sagt Bernd Lemke, Mitarbeiter der Heidelberger „Heinzel-Männer“ Hausmeisterdienst und Gebäude-Service GmbH.

Die Firma ist der Eigentümer. „Ab der 21. Kalenderwoche geht es los.“ Vor vier Wochen, so schildert Lemke, hätten die Stadtwerke den Auftrag bekommen, das Haus mit dem putzigen Spitznamen von sämtlichen Medien zu trennen.

Der Zustand am „Karnickel“ wurde vor rund einem Jahr von einer Leserin kritisiert. Denn die Tornauer Straße ist ansonsten recht beschaulich. Mehrere Investoren sorgten für die Instandsetzung der Mehrfamilienhäuser. Auch die Firma aus Heidelberg hat dort zwei Häuser saniert. Der Schandfleck jedoch blieb. Schlimmer noch: Die Ratten sollen dort ein gutes Leben gehabt haben.

2009 hatten die Heidelberger Firma „Heinzel-Männer“ das Mehrfamilienhaus aus einer Insolvenzmasse erworben. Später noch wurde ein weiteres Nebengebäude aus einer Zwangsversteigerung hinzugekauft. Beide Häuser sollten saniert werden. Doch der Feuerteufel war schneller.

Insgesamt sieben Brände haben dem „Karnickel“ stark zugesetzt.

Insgesamt sieben Mal musste in den Jahren zwischen 2012 und 2014 die Feuerwehr Brände im Dachgeschoss, in den Kellern oder in den Zwischenebenen des „Karnickel“ löschen. Die Flammen hatten immer Zeit, auf die Ziegelspanndecken und Stahlträger einzuwirken. Die damals laufenden Bau-Planungen wurden später verworfen, weil die marode Statik eine Sanierung des Hauses nicht mehr zuließ.

Die Summe der Brandschäden hat zum Totalschaden des Objekts geführt. Dabei war für die Planungen und den Umbau viel Geld in die Hand genommen worden - ohne wirtschaftliche Effekte. Nach den Brandstiftungen blieb nur noch die Alternative Abriss. Es war bisher nur eine Frage der Zeit, wann dies geschehen würde. Die Firma hoffte noch vor einem guten Jahr auf Fördermittel aus dem Fonds Stadtumbau Ost.

Das Land jedoch fördert nur leerstehende beziehungsweise leergewohnte Gebäude, keine Ruine. Die Mittel, die die Stadtverwaltung hätte zur Verfügung stellen können, beliefen sich auf eine wesentlich ungünstigere Förderung. Die Firma verzichtete und arbeitet nun auf eigene Kosten.

„Ich freue mich, dass man jetzt trotz der Absage vom Landesverwaltungsamt einen Weg gefunden hat, das Haus zu schleifen“, sagte Wolfgang Schmieder, zuständig bei der Verwaltung für Städtebauförderung und ist sicher, die Straße wird deutlich gewinnen.

Was wird aus dem Grundstück nach dem Abriss?

Vier bis sechs Wochen sind für die Abrissarbeiten geplant. Wie es dann weitergeht, das ist noch offen, sagt Lemke. Er ist aber andererseits optimistisch. „Wir verfügen dann über ein 2.000 Quadratmeter großes Grundstück in Zentrumsnähe.“ Möglich, dass sich der Eigentümer einen Partner sucht und etwas neues entsteht. In jedem Fall ist erst einmal ein Schandfleck beseitigt. (mz)