Bundesweite Mitmach-Aktion Top, die Klimawette gilt: Sparen 1.200 Dessau-Roßlauer jeweils eine Tonne CO2 ein?

Dessau - Mit Glockenschlag 9 vom Rathausturm setzt sich am Mittwochmorgen eine Gruppe Radfahrer vom Marktplatz aus in Bewegung Richtung Süden. Dass dies keine normale Sommer-Radtour wird, ist unverkehrbar: Kein normales Touren- oder Sportrad führt die Truppe an. Auch kein Mountainbike, sondern ein Lastenrad mit merkwürdiger Ladung. Vorn im Bug ein bunt verschnürter Hartschalenkoffer, hinten ein Anhänger mit Riesen-Pin und Plastetonne.
Im Sattel sitzt mit Michael Bilharz ein Mitarbeiter vom Umweltbundesamt, der drei Monate unbezahlten Urlaub genommen hat und 100 Tage lang über insgesamt 6.000 Kilometer quer durch Deutschland radelt, um in den Städten und Orten insgesamt eine Million Menschen für die bundesweite Mitmachaktion „Die Klimawette“ zu gewinnen.
Uba-Präsident als Schirmherr
„Wir wollen eine Million dazu bewegen, jeweils eine Tonne CO2 bis zum nächsten Klimagipfel im November in Glasgow einzusparen“, sagt Michael Bilharz. „Denn das ist der wichtigste Termin des Jahres.“ Nicht die Bundestagswahl im September entscheide über die Zukunft der Menschen, sondern Vertreter der ganzen Menschheit über das Schicksal des Planeten. Und ob es gelingt, das 2015 in Paris gesteckte Ziel zu erreichen und die Erderwärmung zu drosseln auf deutlich unter 2 Grad Celsius (möglichst 1,5 ).
Trotz mancher Aktivitäten in den bisherigen sechs Jahren ist noch immer keine grundlegende Trendwende in der Klimaentwicklung gelungen. Wenn auch als dringlich anerkannt, wurden Ziele und Maßnahmen in der Praxis immer wieder in die Zukunft verschoben.
Nun also die Klimawette. „Wir machen’s jetzt einfach“ - hat die Aktion eine Unterzeile, die ein wenig trotzig, aber umso entschlossener klingt. Die Wettidee entwickelt hat der 2020 in Berlin gegründete gemeinnützige Verein „3 fürs Klima“. Das sind engagierte Menschen aus ganz Deutschland, die Klimaneutralität in der breiten Gesellschaft und damit langfristig auch in Politik und Wirtschaft verankern wollen.

Der in Dessau lebende Michael Bilharz ist einer der Sprecher im Vereinsvorstand, Professor Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, der Schirmherr der Initiative. „Solche Initiativen benötigen wir. Initiativen, die Mut machen, die uns zum Handeln bringen. Schließlich müssen wir beim Klimaschutz alle noch mehr tun. Die Staatengemeinschaft, Deutschland, die Unternehmen ebenso wie die Bürgerinnen und Bürger“, so der Chef der Bundesbehörde am Wörlitzer Platz.
Tonnenweise CO2 einsparen
„3 für Klima“ nun will das Paris-Ziel heute schon umsetzen und klimaneutral leben. Und dabei individuelles Handeln zu einer Bewegung für große Menschenmengen bündeln. Ein weiter, schwerer Weg? Ja. Aber zu gehen in nur drei Schritten, stellt Bilharz vor dem Start auf dem Marktplatz seine Idee, Mission und Vision im Dreiklang vor: Erstens kann jeder Mensch seinen ökologischen Fußabdruck beim Verbrauch der natürlichen Ressourcen der Erde verringern.
Mehr Rad und weniger Auto fahren, mehr Bio und weniger Fleisch essen, mehr reparieren und weniger kaufen - und wenn neu, dann energieeffiziente Geräte - da gibt es im Alltag viele Ansatzpunkte. Zweitens kann überschüssiges CO2 auch abgebaut werden mit Spenden für hochwertige klimawirksame Projekte. Und drittens kann der persönliche Handabdruck vergrößert bis potenziert werden, wenn man Freunde und Bekannte gleichfalls motiviert, klimaneutral zu leben.
Eine Million Teilnehmer in Deutschland, das entspricht etwa 1.200 Menschen in Dessau-Roßlau. Für die Stadt nimmt Klimamanager Michael Ahlers die Wette an: „Wir können das schaffen.“