Thomas Rühmann singt in Dessau Thomas Rühmann singt in Dessau: Ein messerscharfer Blick auf die Welt

dessau-rosslau - Herr Rühmann, seit der im Jahre 1998 ausgestrahlten ersten Folge spielen Sie die Hauptrolle in der Serie „In aller Freundschaft“. Dazu kommen verschiedene Filme und Auftritte in populären Serien wie „Tatort“ oder auch „Polizeiruf 110“ und Theaterarbeit. Woher nehmen Sie die Zeit, noch zu musizieren?
Rühmann: Die Zeit dafür habe ich mir eigentlich immer genommen und auch schon als Kind in meinem Zimmer Gitarre gespielt. Das wurde dann an sich immer intensiver. Selbst die meisten Theaterstücke, in denen ich gespielt habe, hatten immer wieder musikalische Teile beinhaltet. Dann bin ich auch mit der Band meines Bruders, Martin Rühmann, in Berührung gekommen und habe das erste Mal erlebt, wie viel Energie hinter so einer Band steckt. Das war ein richtiger Glücksfall für mich.
Hans-Eckardt Wenzel wird oft als der eigenwilligste deutsche Liedermacher der Gegenwart bezeichnet. Was fasziniert sie an seinen Texten am meisten?
Rühmann: Er hat so einen messerscharfen Blick auf die Welt, wie ihn kaum ein anderer hat. Er reißt die Widersprüche dieser Welt und der menschlichen Seele auf. Wenzel schreibt zum Beispiel ja auch wunderschöne Liebeslieder.
Genauso ambivalent wie Wenzels poetische und oftmals gleichzeitig politische Texte ohnehin daher kommen, erscheint auch die Idee diese Lieder mit Musik von beispielsweise Neil Young oder Bon Iver zu komplementieren. Was können die Dessauer von diesem Konzert erwarten?
Rühmann: Sie können eine sehr erlebbare Vielfalt zwischen Rock- und Folkmusik erwarten. Zum Teil sehr poetische Stücke und zum anderen sehr kräftige Musik mit E-Gitarre. Eine Mischung von manchmal extrem leisen und lauten Tönen sowie wunderschöne Melodien.
Der Titel „Falsche Lieder“ macht in jedem Falle sofort neugierig. Bleibt Wenzel mit seinen zum Teil preisgekrönten Songs auch in diesem Projekt wirklich Wenzel?
Rühmann: Ich sage ja. Er hat es selbst auch schon begutachtet und als sehr interessant befunden. Es ist halt eine etwas andere Lesart seiner Lieder.
Sie touren schon eine ganz Weile mit diesem Projekt durch die Lande. Was war das wohl markanteste Feedback, was Sie von ihren Konzertbesuchern erfahren haben?
Rühmann: Eine hat mal gesagt: „Jetzt kann ich Wenzel wieder hören!“ Das war eine Freundin von mir, die die oft klagenden Texte nicht mehr hören wollte. Wenzel ist ja eigentlich ein sehr zorniger Liedermacher und durch die rockige Musik wird das zum Teil noch verstärkt.
Sie sind in Magdeburg aufgewachsen. Kennen Sie Dessau und die hiesigen Konzertorte?
Rühmann: Ich war vor vielen Jahren mal im Anhaltischen Theater, kann mich aber an das Stück leider nicht mehr erinnern. Das liegt schon lange zurück und daher wird es eigentlich eine Neubegegnung mit Dessau, auf die ich mich sehr freue. (mz)