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Technikmuseum Technikmuseum: Als die Ju nach Dessau kam

Von Annette Gens 25.01.2015, 17:38
Sie und weitere Helfer, holten die Ju 52 von Norwegen nach Dessau. Im Foto: Franz Masser, Siegfried Linke, Klaus Heinze, Dieter Schulze und Eduard Schmidt (v.l.n.r.)
Sie und weitere Helfer, holten die Ju 52 von Norwegen nach Dessau. Im Foto: Franz Masser, Siegfried Linke, Klaus Heinze, Dieter Schulze und Eduard Schmidt (v.l.n.r.) Sebastian Lizenz

Dessau - Der Dessauer Marsch klingt durch die Halle, während sich die Tieflader Millimeter um Millimeter in das Gebäude schieben. Ihre Fracht ist kostbar und so wichtig für die Stadt, dass es am 26. Januar 1995 etliche Dessauer auf das Gelände der Kühnauer Straße treibt. Manchen, der am Rande wartet und die Tieflader beobachtet, stehen die Tränen in den Augen. Denn das, was hier geschieht, ist für Dessau ein historischer Moment, auf den man lange gewartet hat.

Die Akteure, die vor 20 Jahren die Ju 52 aus Narvik nach Dessau geholt haben, appellierten auf dem Neujahrsempfang des Technikmuseums, perspektivisch die Anschaffung einer weiteren Ju 52 nicht aus den Augen zu verlieren. Sieben Standorte seien noch bekannt. Die Gruppe ermunterte den Verein, weiter nach der verschollenen Junkers-Bibliothek zu suchen. Die als „Bernsteinzimmer der Technik“ geltende Bibliothek soll sich als Kriegsbeute in den Vereinigten Staaten befinden. Die Bibliothek gilt als einzigartig. Sie umfasst etwa 12000 Bände mit technischer Literatur.

Gestern vor 20 Jahren ist die Ju52, die - längst restauriert - heute im Technikmuseum „Hugo Junkers“ das Herzstück der Ausstellung bildet, nach Dessau zurückgekommen. Zu verdanken ist die Rückkehr u.a. einem Team der Luftsportabteilung des Polizeisportvereins 90 um den ehemaligen Präsidenten der einstigen Polizeiinspektion Dessau, Franz Masser, weiteren Helfern - sowie einem Tauschgeschäft. Für die Teile des Mitte der 1980er Jahre aus dem Hartvigsee nahe dem norwegischen Narvik geborgenen Flugzeugs erhielt ein norwegisches Militärmuseum ein sowjetisches Jagdflugzeug vom Typ MIG 21 aus alten NVA-Beständen.

Neujahrsempfang des Fördervereins

Erinnert wurde an die Ereignisse vor 20 Jahren am Sonnabend auf dem Neujahrsempfang des Fördervereins Technikmuseum „Hugo Junkers“. Da sitzen mit Franz Masser, Siegfried Linke, Klaus Heinze, Dieter Schulze und Eduard Schmidt einige Mitglieder der Gruppe, die die Ju nach Dessau holten, und Linke erinnert sich, wie sie ins tief verschneite Norwegen aufbrachen und dass sie die Junkers-Flugzeugteile damals fast nicht durch den Zoll bekommen haben.

Am Sonnabend blickt auch Masser - viele Jahre bereits im Norden Deutschlands wieder beheimatet - auf die längst restaurierte Ju 52. Was wäre das Technikmuseum ohne ihr Herzstück? Und was wären die Ju und das Museum ohne die vielen Enthusiasten, die sich für die Dessauer Technikgeschichte in ihrer Freizeit eingesetzt haben und die Einrichtung zu dem machten, was sie heute ist?

Das vereinsgeführte Technikmuseum läuft einigen anderen Museen der Stadt den Rang ab. 2014 ist mit 19800 Gästen ein Besucherrekord zu verzeichnen. Die meisten kommen, um die Ju zu besichtigen. Sie können aber auch sehen, welche Initialzündung das Flugzeug bis heute ausgelöst hat. Mehrere Jahre dauerte es, bis Rumpf und Tragflächen des Flugzeuges restauriert und im Cockpit wieder Instrumente installiert werden konnten. Später hörte man aus dem Museum, dass es einige Dessauer Ruheständler noch einmal wissen wollen. Sie arbeiten bis heute am Nachbau einer F 13. Der 1919 entwickelte Typ war das erste Ganzmetallflugzeug der zivilen Luftfahrt. Inzwischen sind die Arbeiten am Nachbau soweit gediehen, dass für dieses Jahr ein sogenanntes „Roll Out“ geplant ist.

Ausblick auf 2015

Fördervereinsvorsitzender Peter Kuras, zugleich Oberbürgermeister von Dessau-Roßlau, kann jedoch noch auf mehr für 2015 gesteckte Ziele vorausblicken. So soll zum Beispiel der Motor vom Typ M 12, die erste stationäre Versuchsmaschine von Hugo Junkers, nach Sanierung einen Platz in der Museumshalle finden. Andere dort ausgestellte Motoren müssen neu angeordnet werden. „Viel Zeit und Mühe kostet auch die Erstellung der Ausstellungsdokumentation“, sagt Kuras. Während für den M12-Motor die Wiedeking-Stiftung eine Spende zur Verfügung stellte, versucht die im Museum angesiedelte Arbeitsgruppe „Junkersarchitektur/ digitale Skulptur“ ihr Projektvorhaben finanziell selbst zu untersetzen.

Die Prototypen von Ju-Bildern wurden am Sonnabend gezeigt, die gegen eine Spende ihren Besitzer wechseln. Mit dem Geld soll aus den Stahlträgern des abgerissenen Verwaltungsgebäudes von Junkalor eine Skulptur entstehen, erklärt Vereinsmitglied Robert Hartmann.

Die Arbeitsgruppe hat mehr als 50 Punkte in der Stadt gefunden, die mit Junkers Namen verbunden sind. Ein Pfad könnte entstehen. Fördermittel für die Skulptur sind inzwischen gestellt.

Die Eigenmittel sollen u.a. mit dem Verkauf einer frei gestellten Zeichnung erwirtschaftet werden. Das Kunstwerk, Ju auf auf Folie und auf Plexiglas aufgezogen, ist limitiert auf 52 Ausgaben. Als Markenzeichen steht u.a. der Hintergrund des Bildes. Diesen bildet gewelltes Blech, so wie man es vom Junkers-Flugzeug kennt. (mz)

Joachim Volger und Rainer Hänsch zeigen den Prototypen eines Bildes.
Joachim Volger und Rainer Hänsch zeigen den Prototypen eines Bildes.
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