Tagesklinik und Ambulanz sind jetzt unter einem Dach
DESSAU/MZ. - Mittwoch wurde die Einrichtung in Anwesenheit der Kooperationspartner offiziell übergeben. Neben der Tagesklinik hat auch eine ambulante Praxis für Kinder-und Jugendpsychiatrie in der ehemaligen Kindertagesstätte ihr Domizil gefunden. Dr. Eva-Maria Rehm arbeitet eng mit der Tagesklinik zusammen und hat "die Fühler nach draußen", wie sie in ihrem Grußwort betonte. Durch die räumliche Nähe und direkte Anbindung der ambulanten Praxis an die Klinik sollen Wege verkürzt und Synergieeffekte geschaffen werden.
Die Räumlichkeiten in der Rheinstraße waren zu klein geworden, die Wartezeiten immer länger. Nach langem Suchen habe man in der ehemaligen Kindereinrichtung im Norden der Stadt ein geeignetes Objekt gefunden, sagte Ulrike Fleyer, Ärztliche Direktorin der Fachklinik. Die notwendigen Umbauarbeiten haben etwa vier Monate gedauert. Insgesamt wurden 180 000 Euro in den Um- und Ausbau investiert. "Die Bedingungen hier sind ideal und geben uns auch die Möglichkeit, neue Therapieformen anzuwenden", freut sich Thurid Langer. Einziger Nachteil der großzügigen Räumlichkeiten sei, dass sich die Kollegen nicht mehr so häufig über den Weg liefen. "Wir müssen uns neu finden", schmunzelt sie. Ein Nachteil also, der nicht wirklich einer sei.
Die Tagesklinik Dessau-Roßlau wurde im Mai 2000 mit 12 Plätzen eröffnet und war damals eine völlig neue Therapieform. Die Klinik nimmt junge Patienten im Alter zwischen 4 und 18 Jahren auf, die an Entwicklungs- und Persönlichkeitsstörungen leiden. Durch die Behandlung in der Tagesklinik kann eine stationäre Behandlung vermieden oder verkürzt werden. Das Krankheitsbild der Kinder und Jugendlichen habe sich in den zehn Jahren gewandelt, berichtet die Leiterin. Wurden in den Anfangsjahren hauptsächlich Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen und Verhaltensproblemen behandelt, seien es heute zunehmend sozial-emotionale Störungen und Traumata.
Repräsentativen Studien zufolge leidet in Deutschland etwa jedes zehnte Kind unter behandlungsbedürftigen psychischen Problemen. So findet man bei 11,5 Prozent der Mädchen und 17,8 Prozent der Jungen Hinweise auf Verhaltensauffälligkeiten oder starke emotionale Probleme wie Hyperaktivität, Depressionen, Ängste, betont unsoziales Verhalten und Aggressivität.
In der Tagesklinik steht ein "multiprofessionelles" Team von 15 Ärzten, Therapeuten, Sozialpädagogen bereit, den Kindern zu helfen. Am neuen Standort konnte die Zahl der Plätze auf 18 erhöht und damit die Warteliste etwas verkürzt werden.
Sowohl das Team der Tagesklinik als auch Frau Dr. Rehm arbeiten eng mit den Eltern und Familien der Kinder zusammen. Die Klinik wird künftig nach der Multi-Familien-Therapie arbeiten, die Eltern aktiv in die Therapiearbeit einbezieht und sie stärkt.
Am Nachmittag standen die Türen der Klinik und der Ambulanz offen, so dass sich die Kooperationspartner ausführlich über die Therapiekonzepte informieren konnten und Gelegenheit zum persönlichen Austausch hatten.