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Tagebau Bernburg Tagebau Bernburg: Rohstoff liegt direkt vor der Haustür

Von Heiko Wigrim 05.11.2003, 16:24

Bernburg/MZ. - Dem Betrachter bietet sich ein imposantes Schauspiel: Erst hebt sich die Steinwand auf der gesamten Breite etwas nach oben. Dann ist der grollende Explosionsschlag zu hören. Die Wand stürzt nach unten, sofort bildet sich eine breite Qualmwolke, die das Geschehen verhüllt. Vorbei. Von der Erschütterung ist mehrere Hundert Meter weiter nichts mehr zu spüren.

Am Fuße der Sohle bleibt ein hoher Steinhaufen liegen. "Das ist Kalkstein", erklärt Marian Haft, Verantwortlicher Mitarbeiter für Rohstoffsicherung und Umweltschutz der Schwenk Zement KG in Bernburg. Den Rohstoff für ihr Endprodukt haben die Zementwerker direkt vor ihrer Tür liegen. "Der Kalkstein reicht noch für mehrere Generationen", meint Haft mit Blick auf die derzeit betriebenen Abbaufelder Nord und Süd sowie die Bewilligungsfelder Strenzfeld und Hohenerxleben. Später einmal - vielleicht in etwa 200 Jahren, schätzt Haft, wird es anstelle des jetzigen Tagebaus zwischen Altenburger und Magdeburger Chaussee sowie der Bahnlinie nach Nienburg einen großen See geben. Doch das liegt noch in weiter Ferne.

Schwenk baut den Kalkstein im Tagebau im Zwei-Sohlen-Betrieb durch Bohren und Sprengen ab. Nach der Sprengung wird der Rohstoff per Radlader in einen Schreitbrecher gekippt und von dort - zerkleinert - per Bandstraße ins Zementwerk transportiert.

Pro Jahr holt sich die Firma rund eine Millionen Tonnen Kalkstein (Unterer Muschelkalk) aus der Erde - Überbleibsel eines Ur-Meeres und seiner Bewohner von vor rund 240 Millionen Jahren. Etwa 115 Meter ist die Kalksteinschicht bei Bernburg mächtig. Vom Solvay-Tagebau nebenan werden Schwenk jährlich 1,5 Millionen Tonnen Unterkorn-Kalkstein geliefert, der für Solvay nicht verwertbar ist.

"Eine übliche Sprengung", fasst Tagebauleiter Peter Heinze zusammen. Und lobt seine Leute: "Sie verstehen ihr Handwerk." Tage vor der Sprengung werden die Löcher gebohrt - die Maschine braucht eine dreiviertel Stunde für jedes der 22,5 Meter langen und 70 Grad schrägen Löcher. Der Sprengabschnitt ist meist 80 Meter breit, alle vier Meter befindet sich ein Sprengloch, das fünf Meter von der Kante der Kalksteinwand entfernt ist. Am Tag X wird vom Spreng- stoffwerk Gnaschwitz das brisante Material angeliefert: 120 Kilogramm Gelamon und Dekamon kommen in jedes Loch, Styropor-Stäbe sollen die Erschütterung minimieren. Jede Sprengung wird messtechnisch festgehalten und dokumentiert. Geht, wie gestern, alles glatt, liegen 21 200 Tonnen Kalkstein am Fuß der Sohle.