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Studieren in Dessau Studieren in Dessau: Ein Grund, die Stadt immer im Herzen zu tragen

Von Danny Gitter 10.10.2016, 12:47
Alexander Jäckel setzt nach dem Architekturstudium in Dessau ein Masterstudium Denkmalpflege in Halle und Dessau auf.
Alexander Jäckel setzt nach dem Architekturstudium in Dessau ein Masterstudium Denkmalpflege in Halle und Dessau auf. Lutz Sebastian

Dessau - Am Anfang waren da diese Ideen, kindliche Fantasien halt. „Ich stellte mir zum Beispiel eines Tages vor, als ich mit meinen Eltern an einem Bahnhof in einer kleinen Stadt vorbeikam, wie ich den kaufen, sanieren und umgestalten würde“, erzählt Alexander Jäckel.

Schon früh stand für den heute 29-Jährigen fest, wo es ihn mal beruflich hin verschlagen sollte. „Architekt zu werden war ein Kindheitstraum“, erzählt er weiter. Der Sonnabend in der Marienkirche war da ein Meilenstein für ihn. Als einer von drei Jahrgangsbesten seines Fachs schloss Jäckel im Studienjahr 2015/16 sein Architektur-Studium mit dem Bachelor an der Hochschule Anhalt ab.

Am Sonnabend gab es bei einer feierlichen Verabschiedung der Absolventen des Fachbereichs Architektur, Facility Management und Geoinformation endlich die langersehnten Zeugnisse und Urkunden.

140 Absolventen feierlich verabschiedet

Rund 140 Absolventen aus neun verschiedenen Bachelor- und Master-Studiengängen sind der Einladung ihrer Hochschule gefolgt, sich im feierlichen Rahmen in der Marienkirche verabschieden zu lassen.

Insgesamt haben im Fachbereich 280 Studierende im vergangenen Studienjahr erfolgreich ihre Abschlussprüfungen abgelegt. Ein Großteil der internationalen Studenten ist schon wieder in der Heimat. Ein anderer Teil konnte aus beruflichen Gründen am Sonnabend nicht noch einmal nach Dessau kommen.

Jäckel, den frischgebackenen Architekten, hinderte nichts daran, am Sonnabend sein Zeugnis entgegenzunehmen. Der gebürtige Hallenser, der in Löbejün im Saalekreis aufgewachsen ist, und seit einiger Zeit wieder in seiner Geburtsstadt lebt, bleibt Dessau-Roßlau zumindest zum Teil noch erhalten.

Masterstudium in Halle und Dessau

Ein Masterstudium Denkmalpflege beginnt er in diesen Tagen. Im gemeinsamen Studiengang der Hochschule Anhalt und der Martin-Luther-Universität gibt es Lehrveranstaltungen sowohl in Dessau als auch in der Saalestadt.

Seit einigen Monaten ist Jäckel auch Praktikant in einem Hallenser Architekturbüro. Zuvor hat er vier Jahre in der Kühnauer Straße in Dessau gewohnt. „Diese Stadt und diese Region haben etwas zu bieten. Beruflich und studienbedingt hat sich aber ein Umzug nach Halle angeboten“, sagt er.

Der 29-Jährige weiß, dass nicht wenige seiner Kommilitonen mit Dessau hadern. Zu ruhig, zu klein, zu provinziell ist ihnen die Bauhausstadt.

Sobald sie können, gehen sie leichten Herzens wieder woanders hin. Für Jäckel dagegen ist es „eine Stadt mit vielen Potenzialen“. „Es gab Tage, da fiel einem vielleicht wirklich mal die Decke auf den Kopf“, sagt der frischgebackene Architekt.

Der Lehrbetrieb ist viel persönlicher

„Wenn man aber konzentriert studieren möchte, ist es auch ganz gut, nicht zu viel Party-, Kneipen- und Kulturleben direkt vor der Haustür zu haben“, fährt Jäckel fort. Wenn man das wirklich will, dann ist man seiner Meinung nach verhältnismäßig schnell in Leipzig, Halle oder Berlin.

„Dessau kann woanders punkten“, ist er überzeugt. Die Übersichtlichkeit der Stadt und auch des Hochschulstandortes mit seinen rund 1.400 Studierenden empfindet er als Vorteil.

„Der Lehrbetrieb ist persönlicher, weniger distanziert. In wenigen Fahrradminuten ist man zudem in der Natur, wo man abschalten und den Kopf freikriegen kann“, hält der Absolvent ein Plädoyer für diese Stadt.

Bauhaus und die Nähe zur Natur

Auch aus fachlicher Sicht reizt ihn Dessau. „Ich hatte das vor meinem Studium gar nicht so auf dem Schirm, aber das Bauhaus ist ein weltweit gut klingender Name“, sagt Jäckel.

Das verleiht seiner Meinung nach seinem Abschluss ein zusätzliches Prädikat. Das Bauhaus und die Nähe zur Natur sind nach Ansichten des Architekten Potenziale, die Dessau noch mehr in die Waagschale werfen sollte.

Das ist es auch, was die Stadt einzigartig gegenüber Leipzig, Halle und Berlin macht. Dem Pessimismus gegenüber der Region, gerade in seiner Generation, hat Jäckel längst abgeschworen.

Vor seinem Studium war er Zeitsoldat bei der Bundeswehr und an vielen verschiedenen Standorten auch in den alten Bundesländern stationiert. Da hatte er nie so etwas wie Heimatgefühle.

Die Stadt im Herzen tragen

Wenn ein unwiderstehliches Jobangebot nach dem Master-Studium außerhalb der Region käme, dann würde er schwer überlegen Heimatgefühle gegen Karriere einzutauschen.

Ansonsten lebt es sich für Jäckel hier ganz gut. Und in Sachen Dessau-Roßlau befolgt er den Rat des Oberbürgermeisters Peter Kuras, der auf der feierlichen Verabschiedung den Absolventen dies auf den Weg mitgab: „Tragen sie wo immer sie sind, die Stadt ihres Studiums tief im Herzen“. (mz)