Kaum Cliquen in den Parks Streetworker Sven Trautwig muss in Coronazeiten seine Arbeitsweise umstellen
Warum er dies nicht nur nachteilig sieht.
Dessau-Roßlau - Der Arbeitsort eines Streetworkers ist die Straße. Hier trifft er Kinder und Jugendliche, um sie - wenn gewünscht ist- sozial zu betreuen.
Sven Trautwig ist seit zwei Jahren als Straßensozialarbeiter tätig, davon ein Jahr unter Coronabedingungen. „Das ist nochmal eine ganz andere Herausforderung“, hat er festgestellt.
Denn Jugendliche zu treffen, ist nicht so einfach. „Besonders im ersten Lockdown war kaum einer auf der Straße, die Jugendlichen haben sich so gut wie nicht in Gruppen getroffen.“ Unterwegs war und ist Trautwig dennoch. Nicht ganze Cliquen sind in diesen Zeiten seine Adressaten, sondern vielmehr Einzelpersonen.
Die Pandemie bleibt auch bei den Kindern und Jugendlichen nicht ohne Folgen
Was Trautwig im Nachhinein gar nicht als Nachteil sieht. Im Gegenteil. „Es ist einfacher, mit einzelnen Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, sie öffnen sich auch eher als in der Gruppe.“ So seien insbesondere im Winterhalbjahr etliche Einzelfälle entstanden, bei denen er konkrete Alltagshilfe geben konnte. „Dadurch konnte ich viel erreichen für die Jugendlichen.“ Hilfe bei Hausaufgaben, Anträgen, Arztbegleitung seien beispielhaft genannt.
Die Pandemie bleibt auch bei den Kindern und Jugendlichen nicht ohne Folgen. „Ein großes Problem ist die Schule, die offensichtliche Perspektivlosigkeit“, berichtet Trautwig. Viele hätten Sorge, wie es weitergeht. Wird überhaupt ausgebildet in den Betrieben, wird der Schulabschluss weniger wert sein ? Die Jüngeren berichteten von zunehmenden Problemen zu Hause, der Ton der Eltern sei rauer geworden. Die fehlenden sozialen Kontakte zu Gleichaltrigen werde als besonders belastend empfunden. „Viele fühlen sich allein und flüchten in die digitale Welt“, sagt Trautwig, der hofft, dass sich dieses Freizeitverhalten noch nicht verstetigt hat. Auch wenn er dies nicht mit Zahlen belegen könne, sagt er: „Ich denke, dass der Hilfebedarf der Familien größer geworden ist durch Corona.“
Das Hauptwirkungsgebiet von Sven Trautwig ist Roßlau
Das Hauptwirkungsgebiet von Sven Trautwig, dessen Arbeitgeber die St. Johannis GmbH ist, ist Roßlau. Hier arbeitet er eng mit dem Hort Waldwichtel zusammen und ist ebenso ein regelmäßiger Gast im Jugendklub „Platte 15“. Die von rechtsorientierten Jugendlichen aufgeheizte Stimmung habe sich beruhigt, schätzt er ein. „Zumindest im Jugendklub gibt es derartige Probleme nicht mehr.“
Damit dies so bleibt, versucht Trautwig die jungen Leute für konkrete Projekte zu begeistern. So zum Beispiel die Gestaltung des Innenhofes ihres Jugendklubs auf dem Werftgelände. Passieren soll das im Rahmen des Förderprogrammes „Kultur macht stark“, aus dem Dessau-Roßlau 28.000 Euro für 2021 und 2022 bewilligt wurden.
„Wer einen Vorschlag hat, welche Wand in Dessau oder Roßlau ebenfalls gestaltet werden sollte, der kann sich gerne bei mir melden“
Die Projekt- und Gruppenarbeit liegt allerdings coronabedingt auf Eis. „Ich hoffe wirklich sehr, dass wir im Auf und Ab der Lockdowns ein Zeitfenster für unser Kunstprojekt finden, denn dies fördert auch den Zusammenhalt der Kinder und Jugendlichen“, sagt Sven Trautwig. Das weiß er aus dem vorigen Jahr. 2020 war das Premierenjahr für „Kunst macht stark“ in der Doppelstadt. Genauer in Roßlau.
Dort haben Kinder und Jugendliche - insgesamt 60 im Alter von 6 bis 16 Jahren- eine Wand am Spielplatz in der Porsestraße gestaltet. Entstanden ist ein kunterbuntes Kunstwerk, auf das nicht nur Sven Trautwig stolz ist. Die Projektpartner der ersten Runde - der Hort Waldwichtel und die Anhaltische Gemäldegalerie - sind wieder dabei. „Wer einen Vorschlag hat, welche Wand in Dessau oder Roßlau ebenfalls gestaltet werden sollte, der kann sich gerne bei mir melden“, lädt Trautwig zum Mitmachen ein. (mz/Sylke Kaufhold)
Kontakt: [email protected] oder Tel. 0175/9302381