Stiftung Bauhaus Stiftung Bauhaus: Fachleute lieben das Haus aus Stahl
Dessau/MZ. - Noch ist es erträglich im Haus aus Stahl. Doch nur ein paar Tage dieser hochsommerlichen Hitze und dann wird es wohl auch Frank Wolter zu heiß in der Südstraße 5. Zwischen Bäumen und nahe der Kleingartenanlage schmiegt sich das graue Haus ins Grün. Und nur wer weiß, was er sucht, findet den Weg zu diesem Bauhausbau in Dessau: dem Stahlhaus von Richard Paulick und Georg Muche, gebaut in den Jahren 1926/27. Frank Wolter hat seit dem 1. August vergangenen Jahres hier seinen Arbeitsplatz. Gemeinsam mit seiner Kollegin Christine Wolf betreut er innerhalb einer AB-Maßnahme das Haus am Rande der Törtener Bauhaus-Siedlung.
In den Jahren 1992/93 saniert, war der ungewöhnliche Bau bis zu jenem Sommertag 2001 nur innerhalb von Führungen zu besichtigen und an den Sonntagen, wenn Herbert Siegemund ehrenamtlich vor Ort war. Nun ist ein Jahr vergangen, in dem man von dienstags bis sonntags eine offene Tür vorfand. Der 5 000. Besucher wurde gerade begrüßt. Frank Wolter blättert immer wieder stolz im Gästebuch, freut sich über die Einträge, von denen er einen Teil nicht lesen kann, weil er von Touristen aus aller Welt in fremder Sprache geschrieben ist. "Eigentlich wollten wir nur die Laubenganghäuser sehen, aber jetzt wissen wir alles", ist solch ein Kommentar, der die Arbeit von Wolter und Wolf lobt.
Der 60-jährige Diplomingenieur, der 34 Jahre bei Junkalor arbeitete, hätte es sich vor Jahresfrist nicht träumen lassen, einmal etwas mit einem Bauhausbau zu tun zu haben. Lachend gesteht er, dass er selbst oft genug vorbei fuhr, ohne zu ahnen, was das für ein Gebäude sei. Die Dessauer, hat Frank Wolter registriert, seien die seltensten Besucher im Stahlhaus, das als Informationszentrum für die Siedlung dient. Und wenn sie doch kommen, dann staunen sie über die Geschichte des Hauses, das bis in die 90er Jahre bewohnt war.
Vor allem sind es Fachleute, die den Weg in die Südstraße finden. Architekten, Studenten, Kunsthistoriker, die ganz gezielt kommen, während die Touristen mit ihren eng gesteckten Zeitplänen meist nur das Bauhausgebäude und die Meisterhäuser schaffen. Wer jedoch die Tür des Stahlhauses öffnet, bei dem weiß Wolter, dass er Zeit mitbringt und nicht nach wenigen Minuten wieder verschwindet. So bleibt Muße für Gespräche, um Fragen zu beantworten oder gar für einen Spaziergang durch die Törtener Siedlung hin zu den Laubenganghäusern, jenen anderen Bauhausbauten, die sich hier auf wenigen Hektar konzentrieren.
Bevor Frank Wolter kompetent Auskunft zum Stahlhaus und zur Siedlungsgeschichte geben konnte, vertiefte er sich in Bücher. "Das war eine ganz andere Materie als früher", sagt er. "Unwahrscheinlich Spaß" macht ihm die Arbeit hier, auch, weil er für sich neue Horizonte entdeckte, in einer Richtung gefordert wurde, die er bis dahin noch nicht kannte. Frank Wolter als auch Kirsten Baumann, als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bauhaus für Tourismus und Bildung zuständig, hoffen deshalb innig, dass es für die beiden ABM eine Verlängerung gibt. Immerhin wurde Wolter in den zurückliegenden Monaten auch für manchen Dessauer zu einem wichtigen Ratgeber: in Sachen Siedlungsrecht- und -bau fühlt er sich so fit, dass er im Stahlhaus und darüber hinaus in der Knarrberg-Siedlung, wo er selbst wohnt, gerne Auskunft gibt.