Standortfrage Standortfrage: Gespräch mit dem Direktor der Naumannschule Michael Herrmann
Köthen/MZ. - "Es wäre eine historische Tragödie, wenn die Schule schließen würde", sagt Michael Herrmann. Der Leiter der Sekundarschule "Johann Friedrich Naumann" - frühere Marktschule - betont sehr wohl die Traditionen, auch wenn diese für ihn nicht allein ausschlaggebend sind. "Ich denke einfach, dass die Naumannschule von historischer Bedeutung ist und zum kulturellen Erbe der Stadt gehört", sagt er. 1391 wurde sie urkundlich zum ersten Mal erwähnt - immerhin gut 100 Jahre vor der Entdeckung Amerikas, wie Herrmann anfügt.
Herrmann fallen einige Argumente ein für den Erhalt "seiner" Schule, der vom Kreistag ja eigentlich schon einmal beschlossen worden war. Da wäre zum einen die zentrale Lage am Markt, an Rathaus und Jakobskirche. Wenn die Sekundarschule hier wegfiele, "würde diesem Zentrum Leben entzogen werden", sagt er. Und insbesondere für junge Familien, die es wieder in die Innenstadt zieht, spiele der Schulstandort eine entscheidende Rolle. Die Tatsache, dass im Gebäude Grund- und Sekundarschule vereint sind, sieht Herrmann entgegen anderer Meinungen als großen Vorteil. "Wir haben damit beste Erfahrungen gemacht." Nicht zuletzt dadurch, dass Sekundarschullehrer ihre künftigen Schüler früher kennen lernen, es bei den Kindern kaum Probleme beim Wechsel von der 4. in die 5. Klasse, von Grund- zu Sekundarschule, gebe.
Insgesamt herrsche ohnehin ein gutes Klima in der Schule, Zerstörungen habe es in den vergangenen Jahren kaum gegeben, ein sehr aktiver Elternkreis setze sich für die Werterhaltung - u.a. durch Malerarbeiten - und die Beschaffung von Spenden ein, außerschulisch seien Erfolge im Sport oder bei Ausscheiden wie dem Lesewettbewerb und dem Umweltpreis der Sparkasse zu verzeichnen. "Die Schule hat keinen schlechten Ruf, wir haben hier über Jahre gute Arbeit geleistet", so Herrmann.
Was die Schülerzahlen betreffe, habe man auch im kommenden Schuljahr mit 24 Fünftklässlern keine Probleme, ohne "fremde Hilfe" die geforderten Normen für einen Erhalt zu erfüllen. Ab der 6. Klasse ist die Schule zweizügig. Derzeit werden hier 280 Mädchen und Jungen unterrichtet. Im kommenden Schuljahr sind es laut Prognosen 237 - von der Schülerzahl her ein Vorteil für die Einrichtung, meint Herrmann.
Bliebe die Frage nach Gebäude und Ausstattung. "Die Bausubstanz ist solide", sagt Herrmann. 1977 sei eine fünfjährige Rekonstruktion abgeschlossen gewesen, in der u.a. Räume angepasst, Fenster und Elektrik erneuert, Parkettfußböden gelegt worden seien. Handlungsbedarf bestünde eigentlich nur bei Fenstern und Fassade.
Die zwölf allgemeinen und sechs Fachunterrichtsräume seien hell und freundlich, im Jahr 1998 erst wurden in einem Anbau ein neues Chemie- und ein Zeichenkabinett geschaffen, die Schultoiletten erneuert.
Zwei Jahre zuvor war eine moderne 180 Quadratmeter große Turnhalle fertiggestellt worden, in der zwei Klassen zugleich unterrichtet werden können. "Das reicht für beide Schulen." Derzeit werden 16 Computerarbeitsplätze neu ausgerüstet.