1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Stadt nach außen öffnen, statt Provinzialisierung zu fördern

Stadt nach außen öffnen, statt Provinzialisierung zu fördern

13.01.2010, 16:47

DESSAU-ROSSLAU/MZ/TST. - Er warnte davor, den vielstimmigen Chor aus den Ortschaften weiter anschwellen zu lassen: Bei aller Achtung vor den in den Ortschaften erbrachten ehrenamtlichen Leistungen: man müsse darauf achten, dass die Stadt über ein Zentrum verfüge, mahnte Tschammer im Steigenberger-Hotel. Die Stadt, sagt er weiter, müsse sich nach außen öffnen, um der Gefahr einer Provinzialisierung zu entgehen. "Was wir nicht brauchen können, sind kleingliedrige Strukturen." Bei seiner Rede beschränkte sich Tschammmer strikt auf lokale Themen. Trotz der Zögerer und Bedenkenträger, meinte Tschammer, gehe es vorwärts in der Stadt - als Beleg erwähnte er zuerst das Verbot der Brenntage, dem eine jahrelange Diskussion voranging.

Zufrieden zeigte sich Tschammer, dass die SPD zwei von drei Beigeordneten stelle. Joachim Hantusch habe sich mit Fleiß in das Thema Wirtschaft eingearbeitet und für personelle Weichenstellungen gesorgt - man könne allerdings nicht verlangen, dass der Wirtschaftsdezernent nach nur einem Jahr handfeste Ergebnisse vorweisen könne - der Grundstein für solche sei indes gelegt. Sozialdezernent Gerd Raschpichler habe viel bewegen können, so etwa bei den Kindertagesstätten, ein Bereich, in dem seit Jahren die immer gleichen Debatten geführt wurden. Die Einführung der Kommunalkombi - speziell geförderter Arbeitsplätze - schrieb Tschammer der SPD zu.

Tschammer, zugleich Chef einer Wohnungsgenossenschaft, kam mehrfach auf das Thema Stadtentwicklung zu sprechen. An dieser müssten die Bürger beteiligt werden, ebenso wie an der Leitbilddiskussion und dem Zentrenkonzept. Gegenüber der MZ beteuerte Tschammer, dass es zwischen den Ortsvereinen südlich und nördlich der Elbe keine ernsthaften Spannungen gebe, lediglich bei bestimmten Themen verhielten sich die Roßlauer so, als wollte man ihnen etwas wegnehmen, was indes nicht der Fall sei. Eine Partei lebe indes vom Streit, meinte er.

Die SPD hat Tschammer zufolge im Stadtrat keinen bevorzugten Partner. Es sei kein Segen für die Stadt, dass sich keine erkennbaren zuverlässigen Mehrheiten abzeichneten und sich Mehrheiten bei jedem Thema änderten. Die derzeitige Schwäche der SPD auf Bundes- und Länderebene sieht Tschammer als Ergebnis der Regierungsbeteiligung, weil sich die Partei getraut habe, das umzusetzen, wovor die CDU zurückgeschreckt sei. Ganz grundsätzlich glaube er zudem, dass es Volksparteien wie SPD oder CDU künftig noch schwerer haben könnten, Wähler zu finden, nicht zuletzt, weil beide in die politische Mitte drängen.

Die SPD hat in Dessau-Roßlau nach eigenen Angaben derzeit rund 150 Mitglieder, "darunter auch junge". Die allerdings kamen nicht zum Neujahrsempfang.