Spekulationen nach Niedrigwasser Spekulationen nach Niedrigwasser: Sind Mulde-Funde Reste von ehemaliger Bahnstrecke?

Dessau-Rosslau - Ist das Rätsel um die Fragmente in der Mulde nahe der Mündung in die Elbe jetzt gelöst? Im August war Leser Wilfried Pfeffer bei niedrigstem Wasserstand auf Fachwerkfragmente aus Eiche gestoßen, die teilweise mit Geröll und mit drei Lagen roten Backsteinen ausgefüllt waren. Pfeffer vermutet ein altes Torhaus.
Roßlauer sieht Gründungen einer Eisenbahnbrücke aus dem 19. Jahrhundert
Der Roßlauer Rainer Augustin hingegen denkt: „Das ist eine Fehleinschätzung.“ Es handele sich vielmehr um die Gründungen von Brückenpfeilern der ursprünglichen Eisenbahnbrücke aus dem 19. Jahrhundert. „Diese wurde mit Inbetriebnahme der neuen Brücke 2011 abgerissen. Auch der dazugehörige Bahndamm wurde zurückgebaut“, erklärt Augustin und hat zur Verdeutlichung der Situation entsprechendes Bildmaterial mitgeschickt.
Ebenfalls abgerissen worden sei in diesem Zusammenhang die alte, im April 1945 von der Wehrmacht zerstörte Straßenbrücke, so der Militärhistoriker. Über die fuhr ehemals die Straßenbahn nach Roßlau.
Dass es sich bei Pfeffers Fund um eine Brückengründung handelt, davon war auch Mathias Pytlik ausgegangen. Der frühere Dessauer ist Archäologe. „Die fachwerkartig verbundenen Hölzer bildeten zusammen mit der Ziegelfüllung die Substruktion der steinernen Brückenpfeiler, eine bis ins 19. Jahrhundert übliche Bauweise zur Fundamentgründung im Wasser.“ Weiteren Aufschluss, so Pytlik, könnte eine dendrochronologische Untersuchung der Holzbalken bieten, um deren Alter wissenschaftlich bestimmen zu lassen.
Wildfried Pfeffer freut sich über das breite Interesse der Leser
„Ich freue mich über das breite Interesse der Leser“, sagt Wilfried Pfeffer. Antworten habe er sich auch von der Stadt erhofft. Denn wenn das Wasser der Mulde anschwillt, breite der Fluss den Mantel der Vergessenheit auf unbestimmte Zeit über das Fundstück aus, so der Dessauer.
Pfeffer aber will Gewissheit. Seiner Meinung nach „entspricht die Lage des Gebälks exakt der Flucht und Zuwegung zur damaligen Elbbrücke“. Er denkt, dass die Fachwerkkonstruktion zu einer älteren Muldebrücke gehören könnte. „Eine derartige Fachwerkkonstruktion findet man auch auf dem Stich von 1609, der die Wittenberger Elbbrücke detailliert darstellt.“
Im Jahre 1642 wurde die Brücke über die Mulde in der Nähe der besagten Fundstelle nachweislich zerstört. Es stellt sich die Frage, so Pfeffer, ob es Aufzeichnungen und Darstellungen der nachfolgenden Brückenbauten gibt. „Dann wäre der Fund sicher einzuordnen.“
(mz)
