Sparkasse Waldersee Sparkasse Waldersee: Ab Freitag kein Geld mehr am Schalter

Dessau - „Dieser Mario Draghi von der EZB mit seiner ewigen Niedrigzinspolitik ist Schuld“, spitzte es Lothar Ehm, der Walderseer Ortsbürgermeister in der Ortschaftsratssitzung am Dienstag etwas zu im Hinblick auf die bevorstehende Schließung der Sparkassenfiliale im Ort.
In der Tat begründete der Stadtsparkassen-Vorstandsvorsitzende Konrad Dormeier die Umstrukturierung des Geldhauses auch mit der andauernden Niedrigzinsphase. Sieben Filialen, vor allem in den Vororten, werden sukzessive bis Anfang 2016 geschlossen. Am Freitag hat die Walderseer Filiale das letzte Mal geöffnet. Die Mitarbeiter werden in neuen Kompetenzzentren weiterbeschäftigt.
Unter anderem durch die andauernde Niedrigzinsphase, durch zunehmende Regulierungen sowie den demografischen Wandel sieht sich die Stadtsparkasse Dessau zu Umstrukturierungen veranlasst. Sieben Filialen - Mosigkau, Roßlau (Magdeburger Straße), Waldersee, Kochstedt, Mildensee, Kleinkühnau und Kavalierstraße - schließen bis Anfang 2016.
Bisherige Mitarbeiter der Filialen werden im Kompetenzzentrum Poststraße sowie in den Beratungs-Centern Südstraße, Kornhausstraße, Auenweg, Ackerstraße und Roßlau (Uhlandstraße) arbeiten. Dort wird es persönliche Beratungen zu Fragen und Geschäften rund um Geld geben.
An den bisherigen Filialstandorten stehen Geldautomaten, Kontoauszugsdrucker und Terminals für Überweisungen zur Verfügung. Weitere Geldautomaten gibt es an den Standorten am Bauhaus, im Dessau-Center, im Kaufland Wolfgangstraße, in Meinsdorf, im Rathaus-Center, in Rodleben, in Nord und im Wohngebiet Zoberberg. Außerdem besteht die Möglichkeit für fünf Euro monatlich einen Bargeld- und Dokumentenboten zu sich nach Hause zu bestellen. (dgi)
Was an den Standorten bleibt, sind Automaten zum Geldabheben, für Kontoauszüge und Überweisungen. Genau darin liegt die Krux für den Walderseer Ortsbürgermeister. „Gerade den vielen älteren Menschen im Ort, mit denen ich gesprochen habe, macht diese Technik Angst“, erzählt Ehm. 922 der aktuell 2475 Einwohner von Waldersee sind 65 Jahre und älter.
Der Ortsbürgermeister weiß, dass es darunter auch Menschen gibt, für die Geldabheben am Automaten selbstverständlich ist, die problemlos das Überweisungsterminal bedienen oder sowieso Online-Banking betreiben. „Doch nicht wenigen über 70-Jährigen im Ort ist diese Technik immer fremd geblieben. Der persönliche Kontakt mit Mitarbeitern ist ihnen wichtig“, schildert Ehm, was er aus vielen Gesprächen herausgehört hat.
Für die kommt es nach diesem Freitag zur Zäsur. Die Kinder und Enkelkinder werden dann das Geld abheben und vorbeibringen. „Das wird aber nicht in Waldersee erledigt, sondern von unterwegs oder dort, wo sie arbeiten“, sagt Ehm. Er denkt weiter und sieht durch die Filialschließung eine Spirale in Gang gesetzt. Oft wurde mit dem Gang zur Sparkasse der Einkauf in der Nachbarschaft verbunden. „Unser Supermarkt und unsere Apotheke werden unter Umsatzrückgängen leiden“, prophezeit Ehm.
Deshalb hat er Mitte September einen Brief an den OB und die Sparkasse geschrieben. Alternativen, wie den regelmäßigen Besuch eines Sparkassenmobils im Ort oder eine verminderte Öffnungszeit an ein bis zwei Tagen pro Woche, mit einem Springer in den Filialen schlägt Ehm darin vor. Eine Antwort steht noch aus. „Es sollte aber möglichst bald etwas geschehen und die endgültige Schließung nicht die letzte Tatsache sein“, mahnt Ehm an. (mz)