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Jugendstil-Brunnen Sollte der „Knabe mit dem Fisch“ auf den Dessauer Albrechtsplatz zurückkehren?

Auf dem Albrechtsplatz stand einst ein Jugendstil-Brunnen. In Oldenburg gibt es einen „Zwilling“. Wäre nun nicht Gelegenheit, den Brunnen neu zu errichten?

Von Hans Joachim Mellies 26.09.2021, 12:00
Der Brunnen ?Knabe mit Fisch? zierte einst den Albrechtsplatz.
Der Brunnen ?Knabe mit Fisch? zierte einst den Albrechtsplatz. (Foto: Sammlung Mellies)

Dessau/MZ - Sagt Ihnen der Name Prof. Paul Peterich im Zusammenhang mit Dessau etwas? Nein? Dann kennen Sie sicher auch nicht den Fischbrunnen am Albrechtsplatz, der bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs den „Nordzipfel“ dieses Platzes zierte? Sie müssten schon zu den 20er Geburtsjahrgängen gehören, um ihn noch live erlebt zu haben. Die Nazis haben diese aus Buntmetall bestehende wunderbare Arbeit eines Jugendstilkünstlers als kriegswichtiges Metall einschmelzen lassen.

Prof. Peterich, Bildhauer (1864 in Bad Schwartau geboren, 1937 in Rotterdam verstorben) schuf diesen Jugendstil-Brunnen in Form eines Knaben aus Bronze, der einen wasserspeienden Fisch im Arm hielt. Das Ganze ruhte in einem kupfernen blütenkelchförmigen Behältnis, welches wiederum seinen Stand in einem schalenförmigen Sandsteinsockel hatte, der als Vogeltränke diente. Über das Aussehen wissen wir so gut Bescheid, da es einen identischen Brunnen in Oldenburg gibt.

Prof. Paul Peterich hatte der Stadt Dessau den Brunnen geschenkt.
Prof. Paul Peterich hatte der Stadt Dessau den Brunnen geschenkt.
(Foto: Sammlung H.J. Mellies)

Den fischhaltenden Knaben modellierte der Künstler 1895 in Florenz

Seine Ausbildung hatte Paul Peterich an der Kunstgewerbeschule in Hamburg und an der Akademie der Bildenden Künste Berlin. Er betrieb Studien in Florenz, präsentierte seine Arbeiten ab 1913 in Berlin unter anderem an den Großen Berliner Kunstausstellungen. Neben der Darstellung der Schönheit des menschlichen Körpers war er als Meister- Medailleur bekannt.

Den fischhaltenden Knaben modellierte der Künstler 1895 in Florenz. Die Formen sind stets erotisch grazil fließend, jedoch nie aufdringlich.

Arbeiten von Prof. Paul Peterich finden sich an vielen Orten im Bundesgebiet

Am 23. März 1899 heiratete Paul Peterich in Berlin die künstlerisch begabte Pianistin Elsbeth Kühn, (geb. 1876), Tochter des Fabrikanten und Geheimen Kommerzienrat Hermann Kühn und seiner Frau Auguste (geborene Wollrabe), aus Dessau. Es wird angenommen, dass der Brunnen eine Schenkung Peterichs an die Geburtsstadt seiner Frau war, zumal es einen gleichen Brunnen auch ehemals in seiner Geburtsstadt (Bad Schwartau) gab. Dieser Brunnen war gleichfalls eingeschmolzen worden.

Der heute noch existierende Brunnen in Oldenburg.
Der heute noch existierende Brunnen in Oldenburg.
(Foto: H.J. Mellies)

Arbeiten von ihm finden sich im Bundesgebiet in seiner Geburtsstadt Bad Schwartau (der sogenannte Nixenbrunnen), in Oldenburg der „Knabe-mit-Fisch“-Brunnen, im Carl-Maria-von-Weber-Hain in Eutin das Grabdenkmal von Sascha Schneider (bekannter Grafiker und Freund von Peterich) in Loschwitz und viele andere.

Bei der Neugestaltung des eher schmucklosen Albrechtsplatzes wäre die Gelegenheit, die Brunnenanlage wieder entstehen zu lassen

Bei der Neugestaltung des eher schmucklosen Albrechtsplatzes wäre die Gelegenheit, die Brunnenanlage wieder entstehen zu lassen. Der Albrechtsplatz könnte ein Stück alte Identität zurück gewinnen. Maße und Formen könnten von dem Oldenburger „Zwilling“ entnommen werden. Die Stadtverwaltung in Oldenburg würde da sicherlich kooperieren. Erste diesbezügliche Kontakte gab es bereits 1990. Jetzt wäre die Gelegenheit, Wasser- und Stromleitung vorbereitend zu verlegen. Wenn erst die Tiefbauarbeiten abgeschlossen sind, ist es zu spät. Diese Chance kommt nicht wieder.

Quelle: Der Bildhauer Professor Peterich, Leben und Werk. Eine Dokumentation von Georg Harders, Bad Schwartau 1988.