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Nach Generalsanierung 2006 Sogar der Schriftzug muss ab - Bauhaus Dessau wird umfangreich saniert

Handwerker haben am Bau von Walter Gropius alle Hände voll zu tun.

Von Thomas Steinberg 26.05.2021, 10:13
Dacharbeiten am Bauhausgebäude, die Bleche werden erneuert
Dacharbeiten am Bauhausgebäude, die Bleche werden erneuert (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau - Irgendwas ist immer. Mal ist es zu kalt, den Putz aufzutragen. Oder die Bauarbeiter aus Osteuropa werden von Corona an der Grenze aufgehalten. Doch nun, da die Tage wärmer werden und Corona vielleicht doch abflaut, sind rund um das Bauhaus Handwerker zugange.

„Das Haus ist 100 Jahre, wenn du fertig bist, fängst du von vorn wieder an“, sagt Michèle Wohlang, Architektin am Bauhaus und Projektleiterin der aktuellen Sanierung. Das Gebäude ist nahezu rundum eingezäunt. Am größeren Werkstattflügel ist der Sockelputz abgeschlagen worden, am Nordflügel schon der beigefarbene Unterputz aufgetragen. Der Deckputz wird „grau mit Glitzereffekt“ wie Wohlang sagt.

Erst 2006 wurde die Generalsanierung des Gebäudes abgeschlossen

Erst 2006 wurde die Generalsanierung des Gebäudes abgeschlossen. Und es wurde wohl nicht immer mit der erwünschten Sorgfalt gearbeitet. Wohlang steht vor der Eingangstreppe des Nordflügels, die Setzstufen sind teilweise zerbröselt, aus dem Terrazzo der Trittstufen sind Stücke herausgebrochen. „Kaum zu glauben“, sagt sie, „dass die Stufen erst vor 15 Jahren gemacht wurden.“

Nicht überall sind die Schäden so augenscheinlich. Aber sie sind eben da. Der Südgiebel des Hauptgebäudes mit dem vertikalen Bauhaus-Schriftzug - tausendfach fotografiert - wird gerade eingerüstet. Auch hier wird der Putz komplett erneuert; dafür müssen die sieben Stahlbuchstaben abgenommen werden. Werden da Touristen nicht enttäuscht sein, das schon zum Klischee gewordene Bild nicht selbst aufnehmen zu können? „Dafür sehen sie, wie eine Sanierung läuft“, meint Wohlang. Und klar wird die Demontage der Buchstaben als kleines Medienereignis inszeniert.

Corona hat das Bauhaus zwischenzeitlich zu einem Allerweltsgebäude werden lassen

Momentan kann indes kein Tourist sich über Bauzäune, Gerüste und einen nackten Sockel beschweren: Es sind schlicht und einfach keine Gäste zu sehen. Corona hat das Bauhaus zwischenzeitlich zu einem Allerweltsgebäude werden lassen, für das sich momentan kaum jemand zu interessieren scheint.

Sieht man ab von den Fachleuten, die sich beständig um das Haus sorgen. Sie haben eine Rüstung am Prellerhaus aufbauen lassen. Wohlang kennt den Grund: Es sind Risse aufgetreten. Nun beobachtet man mit Messgeräten, was da passiert.

Auch im Inneren des Welterbes sind Sanierungen geplant

Auch im Inneren des Welterbes sind Sanierungen geplant. Hier muss unter anderen der Estrich repariert werden, der an vielen Stellen mal feinste, mal gröbere Risse zeigt. Wohlang klopft auf einen: „Hier ist es hohl.“ Ausgetauscht wird er gleichwohl nicht, sondern nur ausgebessert. Dass die Flickstellen später trotz größter Mühe sichtbar sein werden, ist für Denkmalschützer kein Problem - „Zeitschichten“, wie sie es nennen, sollen durchaus sichtbar bleiben. Man wolle, sagt Wohlang, nicht so tun, als sei das Gebäude gerade fertig geworden. Eine gewisse Herausforderung wird sein, künftig wohl wieder einsetzende Besucherströme um die Baustellen herum zu lenken. Voraussichtlich am ersten Juni-Wochenende wird das Bauhaus wieder Gäste empfangen.

Und noch ein Thema treibt die Architektin um: Die große Vorhangfassade des Werkstattflügels. 1976 wurde sie erneuert, die ursprüngliche Stahlkonstruktion wurde damals durch eine aus Aluminium ersetzt. Damit hat sich der Querschnitt der Rahmen gegenüber dem Original etwas erhöht. Die Abweichung ist sozusagen Teil des Welterbes geworden. Trotzdem gibt es Diskussionsbedarf, dem bei einem Symposium am 6. Juni nachgekommen werden soll. Unter anderem, weil die Fassade bei starkem Wind sich „wie ein Segel“ (Wohlang) bewegt, was möglicherweise Ursache ist für Konstruktionsrisse in den Stahlträgern. Und auch hier, an der Fassade, soll erst einmal mit Geräten gemessen werden, um besser zu verstehen, was da eigentlich passiert. (mz)