Nachweis für Corona-Impfung So lief der erste Ansturm auf den digitalen Impfpass in Dessau-Roßlau
Seit Kurzem werden auch digitale Impfpässe ausgegeben. Wer seine Spritze schon hat, kann sich das Zertifikat in der Apotheke holen. Wie das funktioniert.

Dessau-Roßlau - Im Restaurant, im Urlaub, an der Kinokasse: Der gelbe Impfausweis wird mit zunehmender Zahl von Impfungen und weiteren Lockerungen, die für immunisierte Personen gelten, immer wichtiger. Doch nicht jeder will seinen Papier-Impfausweis stets bei sich tragen. Geht der nämlich verloren, sind auch die Informationen über die anderen bislang erfolgten Impfungen seit den ersten Lebenstagen unwiederbringlich weg. In allen Impfzentren Sachsen-Anhalts, so auch in Dessau, wird daher seit Freitag ein digitaler Impfnachweis erstellet. Paradoxerweise erst einmal auf Papier.
Auf dem Blatt ist ein QR-Code gedruckt, der mit der Corona-App des Bundes oder der „Cov-Pass-App“ eingescannt werden kann. Der Nachweis wandert so aufs Handy, das die meisten sowieso dabei haben. Der gelbe Papier-Impfpass muss so nicht mehr mitgenommen werden. In Dessau werden die digitalen Zertifikate bereits seit vergangenem Freitag im Impfzentrum in der Anhalt-Arena ausgegeben, sagt die Stadt.
Widersprüchliche Angaben ab wann es den QR-Code im Impfzentrum gibt
Eine MZ-Leserin schilderte jedoch gegenüber der MZ andere Erfahrungen. „Ich war Freitag zu meiner zweiten Impfung in der Anhalt Arena, war 11.30 Uhr fertig und bekam meinen Impfausweis zurück. Die Frage nach dem QR-Code in Papierform wurde aber mit einem ,Nein gibt es noch nicht. Das müssen sie sich beim Hausarzt oder in der Apotheke holen’ beantwortet. Und ich war nicht der einzige fragende Impfling.“
Die Stadt hingegen bleibt dabei: „Seit letztem Freitag wird das Covid-Impfzertifikat auch im Impfzentrum Dessau-Roßlau automatisch nach jeder Impfung ausgestellt“, sagte Stadtsprecher Carsten Sauer am Montag.
„Bei der Freischaltung heute Morgen war das System überlastet“
Doch mehr als 45 Prozent der Sachsen-Anhalter haben bereits ihre Erst- fast 25 Prozent sogar ihre Zweitimpfung erhalten, bevor es die digitalen Nachweise gab. Auch wer seine Spritze vom Hausarzt, im Krankenhaus oder Pflegeheim und nicht in einem offiziellen Impfzentrum bekam, hatte bislang keinen Zugang zu einem digitalen Impfpass. Seit Montag können sich Personen aus diesen Gruppen in Apotheken nachträglich einen digitalen Nachweis holen.
In Dessau-Roßlau funktionierte das nicht überall problemlos. „Bei der Freischaltung heute Morgen war das System überlastet“, berichtet Martin Grünthal, der in Dessau mehrere Apotheken führt. Offenbar hätten zu viele Kollegen auf die Software zugegriffen, die daraufhin in die Knie ging. „Wir handhaben das jetzt so, dass wir uns eine Kopie des Impfausweises der Kunden machen und ihnen den Nachweis in den nächsten Tagen ausgeben oder zuschicken“, sagt Grünthal. Er geht davon aus, dass die digitalen Nachweise schon bald wieder, wie geplant, sofort erstellt werden können, wenn der erste Andrang vorüber ist.
„Das Prozedere ist aufwendig, weil viele Daten, etwa die Chargennummer, die Art des Impfstoffes, Daten und Namen händisch eingetragen werden müssen“
Katrin Pohl, die Sprecherin des Landesapothekerverbandes, appelliert an die Kunden, sich einen Termin bei ihrer Apotheke zu holen, wenn sie einen digitalen Impfnachweis wollen. „Das Prozedere ist aufwendig, weil viele Daten, etwa die Chargennummer, die Art des Impfstoffes, Daten und Namen händisch eingetragen werden müssen. Das ist nicht in einer Minute gemacht“, sagt sie. Einige Apotheken hätten am Montag eigens eine Arbeitskraft abgestellt und einen gesonderten Arbeitsplatz nur für die digitale Impfpass-Erstellung eingerichtet.
Zum reibungslosen Ablauf könne man auch beitragen, indem man zu seiner Stamm-Apotheke gehe. Das erleichtere den Mitarbeitern die Prüfung der Daten im Papier-Ausweis. Denn, so Pohl, man achte auf die Plausibilität der Angaben im Heftchen.
In der Apotheke am Bauhaus von Martin Grünthal sind am Montag keine verdächtigen Impfpässe aufgefallen
Komme jemand fremdes mit einem ansonsten völlig leeren Impfausweis und Einträgen eines Impfzentrums, das nicht in der Region liege, könne der Apotheker durchaus kritisch nachfragen. Hintergrund sind Berichte über gefälschte Impfausweise und Aufkleber in den vergangenen Wochen.
In der Apotheke am Bauhaus von Martin Grünthal sind am Montag keine verdächtigen Impfpässe aufgefallen. Generell begrüßt er die Möglichkeit, seinen Corona-Schutz in eine App zu übertragen, hätte sich für sich und seine Kollegen aber etwas mehr Vorbereitungszeit gewünscht. „Wir haben erst am Mittwoch aus der Zeitung erfahren, dass wir die digitalen Zertifikate ausstellen sollen“, berichtet er. (mz)