Seit 65 JahrenSeit 65 Jahren: Ein Dessauer und seine Liebe zu Störchen
Dessau - Es gibt in der gesamten Geschichte der Vogelkunde in Deutschland wohl keinen vergleichbaren Diener dieser liebenswerten Wissenschaft, der sich über einen solch langen Zeitraum mit solch einer Hingabe der Beringung von Vögeln gewidmet hat, stellt Roland Schmidt ...

„Es gibt in der gesamten Geschichte der Vogelkunde in Deutschland wohl keinen vergleichbaren Diener dieser liebenswerten Wissenschaft, der sich über einen solch langen Zeitraum mit solch einer Hingabe der Beringung von Vögeln gewidmet hat“, stellt Roland Schmidt fest.
Schmidt, Vorsitzender des Ornithologischen Vereins Dessau, gehört mit zahlreichen weiteren Freunden der Ornithologie zu den Gratulanten für Horst Graff, der nicht nur sein 85. Lebensjahr vollendet, sondern eine besondere Lebensleistung erbracht hat.
69 Jahre im Dienste der Wissenschaft
Er ist der dienstälteste Vogelberinger Deutschlands. Seit 69 Jahren ist der Dessauer im Dienste der Wissenschaft und Naturkunde tätig. Bereits als 17-Jähriger erhielt er die behördliche Erlaubnis, Vögel zu fangen, diese zu bestimmen und zu beringen. In diesen 69 Jahren hat er über 105.000 Beringungen - auch mit Hilfe von Unterstützern - durchgeführt. Nicht nur Schmidt weiß: Das ist „einzigartig und unübertroffen“ und „wird wohl auch in Zukunft nicht mehr von einem Einzelnen zu erreichen sein“.
Ornithologe mit Leib und Seele
Schon als Zehnjähriger, erinnerte sich Horst Graff, hatte er erste Vogelbeobachtungen in der Mosigkauer Heide durchgeführt, und bildete bald darauf eine Jugendgruppe.
Mit 17 Jahren dann begann eine ehrenamtliche Tätigkeit, die den Ornithologen auch an zahlreichen zentralen Forschungsaufgaben teilhaben ließ. 50 Jahre lang auch betrieb er mit seiner Ehefrau Irene eine Fangstation im Mennewitzer Teichgebiet, die er jedoch altersbedingt aufgeben musste.
Besondere Liebe zu Störchen
Doch eine ganz besondere Liebe entwickelte Graff für die Weißstörche der Region, die er seit 65 Jahren beringt – von Zerbst im Norden, Köthen im Westen bis Torgau im Osten. Auf einer Fläche von rund 3.000 Quadratkilometern markierte er Weißstörche an rund 100 Brutplätzen, legte 3.000 Storchenkindern den Ring an.
Ein Nachfolger für Dessau fehlt
Auch in diesem Jahr will Horst Graff weiter Störche beringen. „Ich hoffe“, sagte er zu seiner Geburtstagsfeier, „dass ich die 70 Jahre noch erreiche. Das ist mein Ziel.“ Den Wittenberger Raum hat er an Nachfolger schon abgeben können, ist er froh. Doch für Dessau, bedauert er, fehlt es an Nachwuchs.
Aber mit Hilfe von Klaus Hillereich aus Großumstadt konnte Horst Graff auch am Geburtstagswochenende seinen gefiederten Freunden einen Ring anlegen. Denn Hillerich, mit dem ihn seit 1984 eine Freundschaft - auch über die damals noch innerdeutsche Grenze - verbindet, hatte zum Erreichen der Storchennester, gleich seine Leiter auf dem Auto mitgebracht. In Steutz und Törten statteten beide dem Storchennachwuchs einen Besuch ab. (mz)