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Floorball-2. Bundesliga Scorer und Rapper: 21-jähriger Jeremy Beil arbeitet in Dessau nicht nur an seiner Floorball-Karriere

Von Tobias Große 13.11.2021, 14:00
Jeremy Beil kommt immer besser in Form.
Jeremy Beil kommt immer besser in Form. Foto: Marian Storch

Halle/Dessau/MZ - Die Entscheidung war schon gefallen, bevor sie überhaupt getroffen wurde. Den Zweitliga-Floorballern des PSV Dessau drohte am zurückliegenden Samstag im Landesduell beim USV Halle der Ausfall von Top-Scorer Jeremy Beil, der sich in der Woche zuvor am Bandapparat im Knöchel verletzt hatte.

„Anfangs habe ich befürchtet, dass es nichts wird“, erzählt der Centerspieler über seine Verletzung. Aber: „In meinem Kopf war eigentlich die ganze Zeit klar, dass ich spiele.“ Denn: „Gegen Halle ist einfach zu speziell“, sagt Beil über das Derby, in das er mit einem dick geschienten Knöchel ging und das er trotzdem ganz entscheidend beeinflussen konnte.

Mit zwei eigenen Treffern und drei Torvorlagen hatte Dessaus Nummer 10 einen großen Anteil am 8:4-Auswärtssieg in Halle

Mit zwei eigenen Treffern und drei Torvorlagen hatte Dessaus Nummer 10 einen großen Anteil am 8:4-Auswärtssieg in Halle, der zugleich dafür gesorgt hat, dass die Black Wolves - die schwarzen Wölfe - in der 2. Floorball-Bundesliga auf einem starken zweiten Tabellenplatz hinter den bis dato überragenden Unihockey Igels Dresden (fünf Siege in fünf Spielen) überwintern. In zwei Wochen hat der PSV zwar noch ein Pokalspiel, in der Liga ist aber erst einmal Pause bis Mitte Januar.

Die gute Platzierung nach dem schleppenden Saisonstart und vor allem der erste Derbysieg in Halle überhaupt, stellen in Dessau freilich alle zufrieden. „Vor allem in Anbetracht unserer mannschaftlichen Situation“, betont Jeremy Beil. Im Sommer hatte der PSV einige Abgänge zu verkraften, die allerdings nicht mit externen neuen Spielern aufgefangen wurden, sondern, wie in den zurückliegenden Jahren üblich, mit dem starken Nachwuchs. Das führt nun dazu, dass bei Dessau teilweise mehrere 17-Jährige pro Spiel zum Einsatz kommen. „Die Entwicklung“, sagt deswegen Spielertrainer Sascha Marquardt, „kann man deswegen sehr positiv bewerten.“

„Jeremy hat nach der langen Pause nicht den allerfittesten Eindruck gemacht“

Beil, der in der Scorer-Liste der Liga aktuell mit sieben Toren und neun Vorlagen auf Platz fünf liegt, weiß wie die Talente sich fühlen. Auch er hat bereits mit 15, 16 Jahren seine ersten Schritt im Männerbereich gemacht. Mittlerweile ist er 21, Führungsspieler und nicht wegzudenken. Marquardt bezeichnet ihn als „alten Hasen“ - es ist halb Spaß, halb Ernst. „Die Jungs haben ein Spiele gebraucht, um sich an das Niveau heranzutasten“, sagt Beil, der seit kurzem Immobilien- und Baumanagement in Dessau studiert.

Auch er selbst hat ein bisschen gebraucht, um in die neue Saison zu kommen, nachdem die Spielzeit 2020/21 coronabedingt schon nach drei Spieltagen abgebrochen worden war. „Jeremy hat nach der langen Pause nicht den allerfittesten Eindruck gemacht“, sagt Spielertrainer Marquardt. Der Center nickt: „Ich hatte nach dem Saisonabbruch nicht den 100-prozentigen Fokus.“ Zuletzt aber merkt er, „dass die Routine wieder zurück kommt“. Der starke Auftritt gegen die Saalebiber des USV Halle war Beweis dafür.

Unter dem Künstlernamen „Yerry“ macht der 21-Jährige Hip-Hop-Musik

Beil hat während der Coronaauszeit aber auch deswegen weniger Zeit investiert, weil er an einer Karriere abseits des Floorballfeldes geschraubt hat. Unter dem Künstlernamen „Yerry“ macht der 21-Jährige nämlich Hip-Hop-Musik. Bisher hat er auf dem Videoportal „YouTube“ drei selbst geschriebene Songs samt professioneller Videos veröffentlicht, die er unter anderem mit Basketballer Lutz-Rainer Büttner vom BC Anhalt produziert hat.

„Musik mache ich seit ich klein bin“, erzählt Jeremy Beil über die zweite große Leidenschaft neben dem Floorball. „,Lou’ und ich haben irgendwann klein angefangen und mit der Zeit wurde das immer ernster.“ Mittlerweile haben Büttner und er sich sogar ein eigenes, kleines Studio gebaut. „Musik begleitet mich jeden Tag und ist auch ein guter lyrischer Ausgleich. Ich bin keiner, der sich hinstellt und über seine Probleme spricht. Ich verpacke das lieber in Texte.“

Wie weit es für Jeremy Beil mit sein Musikerkarriere geht, hängt zu einem gewissen Teil auch vom Faktor Glück ab

Wie weit es für Jeremy Beil mit sein Musikerkarriere geht, hängt zu einem gewissen Teil auch vom Faktor Glück ab. Mit seinen Floorballern will der 21-Jährige in den nächsten Jahren in die erste Liga aufsteigen. Dafür hat er in den zurückliegenden Jahren sogar schon dreimal Einladungen der A-Nationalmannschaft abgelehnt. „Ich investiere diese Zeit lieber in meine Mannschaft“, sagt Beil.