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Schutz aus der Schiffswerft Schutz aus der Schiffswerft in Roßlau: Ertüchtigung der Deiche im Dessauer Park Luisium ist auf Zielgerade

Von Heidi Thiemann 04.08.2019, 07:00
Das Luisium wird künftig besser vor Hochwasser geschützt. Am Dienstag ist an der Deichscharte nahe des Schlosses probehalber eine mobile Hochwasserschutzwand aufgebaut worden. Diese wird wie auch die Elemente der anderen beiden Deichscharten eingelagert und nur im Notfall aufgebaut.
Das Luisium wird künftig besser vor Hochwasser geschützt. Am Dienstag ist an der Deichscharte nahe des Schlosses probehalber eine mobile Hochwasserschutzwand aufgebaut worden. Diese wird wie auch die Elemente der anderen beiden Deichscharten eingelagert und nur im Notfall aufgebaut. Heidi Thiemann

Waldersee - „Hochwasser hat jetzt keiner im Kopf“, sagt Sven Schönemann angesichts von Hitze und Dürre. Und doch ist der Referatsleiter Gartenforschung und Gartendenkmalpflege der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz vielfach damit beschäftigt.

Vor drei Wochen ist an der Südtorbrücke des Luisiums die erste von drei Deichscharten mit einem mobilen Hochwasserschutzsystem geschlossen worden. Nun wurden die Systeme aus Aluminium an den anderen beiden Deichscharten - Schloss und Saugartenallee - probehalber installiert.

„Hoffentlich“, sagt Schönemann, „werden wir sie nur selten zu sehen bekommen.“ Denn nur im Ernstfall werden die Systeme, die in der Roßlauer Schiffswerft hergestellt wurden, aufgebaut. Sonst werde davon nichts zu erkennen sein. Nichts solle den vorherrschenden historischen Anblick trüben.

2014 hatten die Planungen begonnen, um das Luisium besser vor Hochwasser zu schützen

Das Schließen der Deichscharten, für die in den vergangenen Monaten unter anderem bis zu sechs Meter tiefe Spundwände in den Boden gerammt wurden, markiert für Schönemann einen wichtigen Meilenstein. 2014 hatten die Planungen begonnen, um das Luisium besser vor Hochwasser zu schützen.

2018 wurde mit den Arbeiten an dem 970 Meter langen Ringdeich und den drei Deichscharten begonnen. „Jetzt sind wir mit allem auf der Zielgeraden. Es erfolgen noch Wegeinstandsetzungen und Ansaaten. 2020 wird alles abgeschlossen“, sagt Schönemann erleichtert.

2002 war der Park Luisium von der Jahrhundertflut mit aller Macht getroffen worden. 2013, als schon die nächste Jahrhundertflut auf die Stadt zurollte, schwappte die Flut zwar nicht wieder in den Park, denn ein mobiles Wasserschlauchdeichsystem auf dem Ringdeich hielt stand. Doch es drückte Grundwasser ins Luisium. Noch ein Jahrhunderthochwasser, sagt der Referatsleiter, würde das alte Deichsystem nicht überstehen. Den Ringdeich verglich er noch vor Jahresfrist mit einem löchrigen Schweizer Käse.

Über 90 Prozent der Bäume, die direkt entlang des Deichs im Park stehen, konnten stehen bleiben

Jetzt ist der Deich ertüchtigt und in aufwändiger Arbeit mit einer Innendichtung versehen worden. Schönemann umschreibt den Deich als „Betriebsdeich im Denkmal“. Erhöht - so wie die Deiche um das Luisium herum - ist er nicht. „Die Maßgabe war, das Denkmal möglichst nicht zu verändern“, beschreibt er die Herausforderung.

Über 90 Prozent der Bäume, die direkt entlang des Deichs im Park stehen, konnten stehen bleiben. Darunter auch 300-jährige Alt-Eichen. „Die hat schon Fürst Franz hier gesehen“, sagt Schönemann. Die Wurzelbereiche der Bäume wurden per Hand freigelegt und in das Deichsystem integriert. In drei Fällen wurde eine Sicherungsverwallung - ein Extra-Schutzdeich - um die Bäume gelegt.

Nicht nur der Ringdeich, auch der Hadrianswall Richtung Gestütskoppel - eine Trockenmauer auf 300 Meter Länge - wird ertüchtigt. Bevor es aber an die Arbeiten gehen konnte, musste ein neues Überwinterungsquartier für Amphibien geschaffen werden. „Der historische Flügelwall wurde wiederhergestellt“, sagt Schönemann. Auch bei dem handelt es sich um eine Trockenmauer - 270 Meter lang. „Wir haben die Wohnfläche verdoppelt“, schmunzelt er über den Effekt des „Wohnungsbauprogramms“.

Ebenfalls helfen werde in Zukunft ein Siel. Mit dem kann im Park stehendes Grundwasser abgeleitet werden, wenn sich das Hochwasser zurückgezogen hat. Das helfe Schäden an Bäumen und Gebäuden zu begrenzen. (mz)

Mit Millionenaufwand wird im Luisium, Teil des Unesco-Welterbes Gartenreich Dessau-Wörlitz, an der Beseitigung von Hochwasserschäden 2013 gearbeitet. Bund und Land stellen der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz dafür Gelder zur Verfügung. Auch Spenden, unter anderem von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, unterstützen die Arbeiten.

Diese umfassen mehrere Teilprojekte. Dazu gehören die Instandsetzung des Ringdeichs und des Hadrianswalls, die Instandsetzung der geschädigten Wegeführung im Landschaftsgarten, die Instandsetzung der Wegebeleuchtung im Park, die Beseitigung von Hochwasserschäden an Gehölz-, Pflanz- und Rasenflächen im Luisium, die Gewässersanierung im Luisium, die Sanierung von Brücken oder auch die Instandsetzung des Schlangenhauses. Trotz Bauarbeiten können Park und Schloss Luisium besucht werden. Allerdings gibt es im Park noch einige Behinderungen.

Sven Schönemann von der Kulturstiftung zeigt die Hochwassergefahrenkarte von Dessau. Der rote Bereich markiert das Luisium.
Sven Schönemann von der Kulturstiftung zeigt die Hochwassergefahrenkarte von Dessau. Der rote Bereich markiert das Luisium.
Heidi Thiemann
Die historische Deichscharte aus Sandstein hat ausgedient.
Die historische Deichscharte aus Sandstein hat ausgedient.
Heidi Thiemann
Der Weg auf dem Ringdeich wird nach und nach fertiggestellt.
Der Weg auf dem Ringdeich wird nach und nach fertiggestellt.
Heidi Thiemann