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Schule in freier Trägerschaft Schule in freier Trägerschaft: Freinet-Schule: Lesen lernen in der eigenen Druckerei

Von Gerhard Block 28.03.2004, 18:40

Zerbst/MZ. - In Vorträgen vermittelten die Pädagogen anschließend Wissen zum Namensträger der Schule, zur pädagogischen Arbeit und zu den unterschiedlichen Lernmethoden.

In den einzelnen Zimmern der Schule präsentierten sich die Kinder mit ihren Angeboten. Sie schminkten die kleineren Gäste, verkauften auf einem kleinen Basar ihr Gedrucktes und Gebasteltes, präsentierten eine CD-Börse und sorgten mit für Speis und Trank.

Jonas Rudolf (8) geht in die zweite Klasse. Besonders liebt der Schüler das Fach Sport, denn er ist ein ausgesprochener Fußballfan. "Aber auch Deutsch liegt mir. Ich gehe gern in diese Schule", teilte er freudestrahlend mit.

Schulleiterin Kerstin Benkwitz zeigte sich erfreut über so viel Interesse an diesem Tag. Etwa 40 Besucher waren es. Eltern kamen mit ihren Kindern, um einige Stunden in der Schule zu verbringen. Während die einen sehen wollten, wo und was ihre Kinder lernen, interessierten sich wiederum andere dafür, welche Anmeldemodalitäten zum Schulbesuch nötig sind.

Die Schulleiterin blickte aber auch zurück zu den Anfängen. Im August 2000 hatten sich Eltern zusammengetan, um ihren Sprösslingen eine alternative Lernmöglichkeit anzubieten. Nach einer mit vielen Steinen gepflasterten Strecke und der Genehmigung ihres Antrages durch das Kultusministerium stand der Schulgründung nichts mehr im Wege. So fanden die ersten elf Kinder zu dieser neuen Einrichtung. Heute lernen hier 23 Mädchen und Jungen aus dem gesamten Landkreis in zwei Gruppen jeweils in der ersten und zweiten Klasse sowie in der dritten und vierten Klasse.

Auch Roßlauer gehören zu denen, die nun bereits die Grundschule verlassen haben und in die Sekundarschule oder in das Gymnasium wechselten. Bedenken, dass durch die doch etwas anderen Lernmethoden die Kinder beim Anschluss Schwierigkeiten hätten, konnten schnell ausgeräumt werden. Die Schulleiterin machte deutlich, dass sich die Schüler zum Beispiel im künstlerischen Bereich besonders kreativ zeigen und in den anderen Fächern genau so konzentriert arbeiten wie die Kinder in anderen Schulen.

Das war auch bei Pepijn Kampschoer (11) so. Er gehörte zu den ersten, die im vergangenen Jahr nach dem Grundschulbesuch in das Gymnasium wechselten. Auch er kam zum Tag der offenen Tür, um zu schauen, wie es seinen ehemaligen Mitschülern geht. "Nur kurz hatte ich ein flaues Gefühl beim Besuch der neuen Schule", gestand Fünftklässler. Aber das sei schnell vergessen gewesen. "Und auch vom Wissen her gab es überhaupt keinen Unterschied zu den anderen Mitschülern", bestätigte der Junge aus Steutz.

Während die Inhalte der Fächer in der Freinet-Schule den staatlichen Schulen gleichen, wählen die drei Lehrer die Schulbücher passend zu den verschiedenen Themen selbst aus. Gearbeitet wird nach einem Wochenplan, welcher jeweils individuell auf das Kind zugeschnitten ist. So können die Schüler selbst auswählen, welche Punkte sie daraus erfüllen wollen. Dieser Plan beinhaltet Themen, die in den Rahmenrichtlinien vorgegeben sind, aber auch Wahlaufgaben, die sich die Kinder selbst aussuchen.

Eine Besonderheit ist die kleine Schuldruckerei. Die Schüler schreiben mit Vorliebe eigene Texte und verfassen kleine Bücher. Die Buchstaben für die Druckstöcke setzen sie selbst zusammen, eine Methode, die sich beim Erlernen des Lesens bewährt hat.

Für das nächste Schuljahr liegen bisher fünf Anmeldungen vor. Einige Eltern haben sich noch nicht entschieden. Kerstin Benkwitz hofft, dass dieser Tag positive Eindrücke bei den Besuchern hinterlassen hat und noch einige Einschreibungen dazukommen werden. "Wir würden uns sieben bis zehn "Neue" für das kommende Schuljahr wünschen", meint die Leiterin und fügt hinzu, dass "auch die finanzielle Seite den interessierten Eltern erläutert wird". So zahlen sie Schul- und Hortgeld, welches sich monatlich - nach dem Einkommen gestaffelt - insgesamt auf etwa 100 Euro beläuft. Ermäßigungen sind entsprechend dem Verdienst möglich.

Informationen zum Besuch der freien Freinet-Schule Zerbst werden unter Telefon 03923-62 09 99 erteilt.