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Kulturstiftung Dessau-Wörlitz Schloss Großkühnau: Alle Hochwasserschäden von 2013 sind beseitigt

Bund und Land haben 8,5 Millionen Euro für den Verwaltungssitz der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz bereit gestellt. Sanierung erfolgte in mehreren Abschnitten.

Von Heidi Thiemann Aktualisiert: 10.11.2021, 09:23
Brigitte Mang, Direktorin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, vor dem  Großkühnauer Schloss. Alle Hochwasserschäden von 2013 sind jetzt beseitigt.
Brigitte Mang, Direktorin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, vor dem Großkühnauer Schloss. Alle Hochwasserschäden von 2013 sind jetzt beseitigt. Fotos: Thomas Ruttke

Dessau-Rosslau/MZ - Das Schloss Großkühnau, Sitz der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, ist für das nächste große Hochwasser gewappnet. Und auch alle Schäden, die beim Hochwasser 2013 am Schloss und seinen Nebengebäuden und dem Schlossgarten entstanden sind, sind nun behoben. 8,5 Millionen Euro standen dafür von Bund und Land bereit.

Die Mittel waren „ausreichend und auskömmlich“, erzählt Brigitte Mang, Direktorin der Kulturstiftung, dankbar, als sie gemeinsam mit Robert Hartmann, Abteilungsleiter für Baudenkmalpflege, und Michael Keller, Abteilungsleiter Garten und Gewässer, das Ergebnis präsentierte. Nicht nur das Schloss zeigt sich - wie zur Bauzeit - von außen weiß leuchtend, ebenso Kavaliershaus, Remise und Scheune. Auch im Inneren ist viel passiert. Grün leuchtet davor der Rasen. Der freilich gehörte zu einen der letzten Arbeiten, die erledigt wurden, weil das Außengelände lange Zeit für die Baustelleneinrichtung herhalten musste.

Barrierefrei erreichbare Arbeitsplätze

Dank der Fördermittel konnte 2017 mit der Sanierung begonnen werden. Es gab mehrere Teilprojekte. Bereits im Sommer 2019, sagt Hartmann, wurde das Haupthaus in den beiden Hauptetagen fertiggestellt, so dass die zwischenzeitlich ausgezogene Stiftungsverwaltung das Schlossgebäude wieder nutzen konnte.

Im Schloss mussten 50 Prozent der Deckenbalken saniert werden, weil das Kiefernholz im Laufe der Jahre Schaden nahm. Innen- und Außenputze wurden erneuert, die zwischenzeitlich eingebauten Fenster aus Plaste wurden gegen Holzfenster getauscht. Die Freitreppenanlagen und auch die Haustechnik wurden erneuert.

Blick in die Bibliothek in der Remise. Einst gab es hier Boxen für Pferde.
Blick in die Bibliothek in der Remise. Einst gab es hier Boxen für Pferde.
Foto: Thomas Ruttke

Ebenfalls bezugsfertig übergeben worden waren 2019 das zuvor leerstehende Kavaliershaus und die Remise. „Wir hatten die Chance, auch diese Gebäude zu sanieren“, ist Mang froh und sagt: „Das ist ein Glücksfall.“ Denn saniert wurde nicht um des Sanierens willen. Vielmehr waren die Räume dringend nötig für das bis dato im Souterrain des Schlosses untergebrachte Archiv und die Bibliothek. Das Souterrain, in dem 2002 das Wasser hüfthoch stand und elf Jahre später wieder wenige Zentimeter, erwies sich als ungeeignet für die weitere Lagerung von Akten und Büchern. Nun haben der Bücherbestand, die zwei historischen Stiftungsarchive sowie die Verwaltungsakten der Kulturstiftung im gut klimatisierten Kavaliershaus und der Remise ihren Platz. Außerdem entstanden barrierefreie Arbeitsplätze.

Brunnen sorgen für Entlastung bei Hochwasser

Vor wenigen Wochen erst abgeschlossen wurde die Sanierung der Scheune. Fachwerkwände, Fenster, Außenputz, der Sockel und teilweise der Innenputz wurden hier saniert. Genutzt wird die Scheune wie zuvor für Dienstfahrzeuge der Kulturstiftung.

Damit künftige Hochwasser dem Schloss nicht wieder großen Schaden zufügen können, wurden zwei zusätzliche Hochwasserentlastungsbrunnen geschaffen. Jetzt gibt es zehn. Auch die Regenentwässerung wurde erneuert, alte Klär- und Sammelgruben zurückgebaut, ebenso wie alte Betonflächen. Dafür sind Pflasterflächen geschaffen worden, zeigt Mang auf die Außenanlagen.

Robert Hartmann von der Kulturstiftung in der ehemaligen Küche im Souterrain des Schlosses. Das Gemäuer samt Kaminabzug wurde wieder freigelegt.
Robert Hartmann von der Kulturstiftung in der ehemaligen Küche im Souterrain des Schlosses. Das Gemäuer samt Kaminabzug wurde wieder freigelegt.
Foto: Thomas Ruttke

Ebenfalls wurde ein Zaun gesetzt, der den Verwaltungssitz zum einen abgrenzt, zum anderen mit einem Untergrabschutz versehen wurde, damit etwa Wildschweine nicht aufs Gelände kommen können, sagt Michael Keller. Auch der Garten war ein Teilprojekt der Hochwasserschadensbeseitigung. Der Schlossgarten freilich reiche weit bis über den Zaun hinaus, erklärt Keller, für den im Zuge der Sanierung und Restaurierung auch die Frage stand, ob der Kühnauer Park und der Schlossgarten eins seien. Doch erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die heute erlebbare Verbindung geschaffen. Sichtbeziehungen zu Schloss und Kirche spielen - wie im gesamten Gartenreich - dabei eine wichtige Rolle.

Überraschende Funde

Auch auf Überraschendes ist die Kulturstiftung bei der Sanierung gestoßen. Dazu gehören einerseits die freigelegte Küche im heute leerstehenden Souterrain des Schlosses, andererseits zwei Sandsteinblöcke, die bei Schachtarbeiten gefunden wurden. Sie belegen eine bislang nur überlieferte Geschichte. Die Blöcke müssen zu den früheren Hundehäusern aus Sandstein gehören. Untergebracht waren hier die Doggen von Prinz Albert. Die Tiere soll er auf Besucher gehetzt haben.

Die Sandsteinblöcke sind Überreste der Hundeunterkünfte für die Doggen des Fürsten auf dem Schlossgelände.
Die Sandsteinblöcke sind Überreste der Hundeunterkünfte für die Doggen des Fürsten auf dem Schlossgelände.
Thomas Ruttke

Die nächsten Vorhaben

Die Arbeiten am Sitz der Kulturstiftung sind nunmehr abgeschlossen. Jetzt, sagt Mang, „fokussieren wir uns auf die nächsten Projekte“. Und dazu gehören das Gelbe Haus und die Domäne Wörlitz sowie der nördliche Wirtschaftsflügel in Oranienbaum.

Zur Geschichte des Schlosses

Das Gut Großkühnau, das einst Fürstin Gisela Agnes von Anhalt-Dessau gehörte, wurde 1771 an Prinz Albert, den jüngeren Bruder von Fürst Franz, übertragen. Er ließ dort von 1775 bis 1780 das Ensemble aus Schloss mit Kavaliershaus, Remise und Stall errichten.

Ab 1825 wurde das Schloss unter Herzog Leopold IV. renoviert, die nahe gelegene Dorfkirche durch einen repräsentativen Neubau ersetzt und der Gartenbereich zwischen Schloss und Kirche gestaltet. Seit dieser Zeit wurde der Schlossgarten Großkühnau in die besondere Landschaftsgestaltung einbezogen, die sich - ausgehend vom Kühnauer Park - entlang des Kühnauer Sees erstreckt.

Im Jahr 1919 wechselte der fürstliche in staatlichen Besitz. Das Schloss wurde erst als Kinderheim genutzt, in den 1930er Jahren zog der Reichsarbeitsdienst ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es Schule des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, nach 1990 war es Justizakademie. Seit 1998 ist das Schloss Verwaltungssitz der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz.