Schiffswerft «Georg Placke» Schiffswerft «Georg Placke»: Alter Raddampfer legt im Hornhafen an
Aken/MZ. - Sie bestimmen normalerweise das Bild auf der Elbe zwischen Meissen und Bad Schandau - die Schaufelraddampfer der Sächsischen Dampfschifffahrts GmbH Dresden. Montagvormittag kreuzte jedoch ein Exemplar dieser Flotte bei Aken. In Höhe der Fähre manövrierte sich das Schiff in den Hornhafen, wo es kurz nach elf Uhr festgemacht wurde.
Ein Ereignis, das nicht alle Tage zu sehen ist und bei Passanten am Elbdamm schon für Aufmerksamkeit sorgte. Und die sahen durchaus etwas Besonderes, denn mit der "Stadt Wehlen" legte der älteste Raddampfer der Dresdner Flotte an, der immerhin schon 122 Jahre auf dem Buckel hat.
Das Schiff wird in der Akener Schiffswerft "Georg Placke" in den nächsten Tagen repariert und gewartet. "Hier in Aken erfolgen vor allem Instandsetzungsarbeiten an den Schaufelrädern", erläuterte Schiffsführer Rainer Fichte. Danach wird die Maschine durchgecheckt, was jedoch auf der Werft in Roßlau erfolgen wird. "Es ist praktisch eine große Durchsicht, bei der alles überprüft und gegebenenfalls repariert oder erneuert wird." Spätestens nächstes Jahr im März soll die "Stadt Wehlen" wieder in ihrem Heimathafen am Dresdner Elbterrassenufer anlegen. Dass das Schiff bis zu seiner jetzigen "Werkstatt" eine recht beträchtliche Strecke zurück legen musste, ist nach Auskunft des Schiffsführers eine wirtschaftliche Frage. "Wir müssen dort hingehen, wo es günstige Angebote gibt. Und wenn es sich rechnet, fahren wir auch ein paar Kilometer weiter", sagte Fichte.
Noch ein zweiter Raddampfer liegt derzeit in der Akener Werft, die "Kurort Rathen". Wie Manfred Flügel, Projektleiter bei der Schiffswerft Roßlau, zu der der Akener Betrieb als hundertprozentige Tochter gehört, erklärte, wurde dieses Schiff in den vergangenen 14 Tagen überholt. Dienstag soll der Dampfer den Hornhafen in Richtung Roßlau verlassen, wo sich dann Spezialisten an die Überarbeitung der Kurbelwelle machen werden. Dass zwischen beiden Werften gependelt werden muss, hängt mit der Slipanlage zusammen, die nur in Aken vorhanden ist und mit der die Schiffe an Land geholt werden können. "Bei Arbeiten, die nicht im Wasser erfolgen können, gehen wir nach Aken auf Slip", erklärte Flügel. Mit der Sächsischen Dampfschifffahrts GmbH arbeite die Roßlauer Werft seit diesem Frühjahr zusammen. "Wir haben von Ende Februar bis Anfang April die ,Krippen'' repariert und einen neuen Kessel eingebaut", berichtete der Projektleiter. Mit dieser Arbeit sei man in Dresden offenbar zufrieden gewesen, so dass aus der sächsischen Metropole auch Interesse für Winterreparaturen gezeigt wurde. Derzeit befindet sich noch ein weiterer Raddampfer in der Obhut der Roßlauer, die "Diesbar".
An Bord der "Stadt Wehlen" war gestern auch Adolf Weidig, der Rainer Fichte als Haupter zur Seite stand. "Man kann auch Lotse dazu sagen", klärte Weidig auf, was sich hinter diesem Begriff verbirgt. Der Coswiger hat von 1945 bis 1992 bei der Binnenreederei Frachtschiffe gesteuert und kennt sich auf dem Abschnitt zwischen Roßlau und Aken bestens aus. "Unser Revier liegt nunmal zwischen Seußlitz und Bad Schandau", erzählte Fichte, "und wenn wir wie jetzt zur Reparatur müssen, ist es schon gut, einen erfahrenen Schiffer dabei zu haben." Adolf Weidig wird es auch sein, der die Besatzung des Raddampfers "Kurort Rathen" heute auf ihrem Weg vom Hornhafen zur Werft nach Roßlau durch das Fahrwasser begleitet.