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Schifffahrt auf der Elbe Schifffahrt auf der Elbe: Ausflüge fallen ins Wasser

Von Heidi Thiemann 16.07.2015, 18:52
Unübersehbar: In der Elbe bei Dessau ist derzeit zu wenig Wasser. Schiffe können hier zur Zeit nicht anlegen.
Unübersehbar: In der Elbe bei Dessau ist derzeit zu wenig Wasser. Schiffe können hier zur Zeit nicht anlegen. Lutz Sebastian Lizenz

Dessau - Eine Panoramafahrt auf der Elbe inklusive Kaffeegedeck sollte am Montag, 20. Juli, den Anfang machen. Die MS Wittenberg von Jan Harnisch hatte sich in Dessau angekündigt. Bis zum Freitag, 24. Juli, sollte es insgesamt zehn Fahrten ab dem Anleger Kornhaus (mit teilweise Zustieg ab dem Anleger in Roßlau) geben. Doch nun fällt all das buchstäblich ins Wasser.

Die Elbe führt Niedrigwasser - und Harnisch schafft es nicht, mit seinem Schiff von Wittenberg nach Dessau zu kommen. „Das ist einfach nicht möglich“, sagt er, dass er zwar jeden Tag hoffnungsvoll alle Wettervorhersagen und Pegelstände - auch der Zuläufe der Flüsse - studiert. Doch das Wasser im Fluss nimmt immer mehr ab. Erst wenn der Pegel in Wittenberg 1,15 bis 1,20 Meter anzeigt, dann gibt es freie Fahrt in Richtung Kornhaus.

Doch der Pegel lag am Mittwoch bei nur einem Meter - und in Dessau waren es gerade mal 81 Zentimeter. Selbst wenn er es bis Dessau schaffen würde, sagt Harnisch, wäre das zu riskant. „Wenn wir uns die Schraube abfahren oder das Ruderblatt, schaffen wir es ja auch nicht in die Werft nach Aken.“ Auf Teufel komm raus sei da nichts zu machen, winkt er ab. Trotzdem versucht Harnisch weiter zu fahren. Im Gegensatz zu den Hotelschiffen, die in Wittenberg bereits stehen, könne er das noch, zumindest auf kleiner Runde. Wer um 11 bzw. 15 Uhr mitfahren möchte, sollte aber unbedingt anrufen, bevor er in die Lutherstadt reist.

Vor elf Jahren hat sich Harnisch selbstständig gemacht. Aber solch ein Niedrigwasser hat der Wittenberger noch nicht erlebt. Am 24. August 2004 nahm sein Passagierschiff erstmals Gäste mit auf Fahrt auf der Elbe und seitdem Jahr für Jahr zuverlässig immer wieder. Im Jahr vor der Geschäftsgründung, 2003, gab es das letzte Niedrigwasser auf der Elbe. Der Pegel Wittenberg war auf 91 Zentimeter gesunken. Wie weit er diesmal fallen wird, weiß keiner. Aber bei 95 Zentimetern ist für Harnisch Schluss, dann kann auch sein Schiff nicht mehr fahren.

Mit ihm bangen deshalb auch die fünf fest angestellten Mitarbeiter des kleinen Privatunternehmens. Sie werden Überstunden abbauen und Urlaub nehmen müssen - obwohl doch eigentlich Hochsaison ist. Und dabei habe das Jahr so gut angefangen. „Der Mai und Juni waren richtig stark“, sagt der Wittenberger, ebenfalls der Juli war gut ausgebucht. „Auch in Dessau hatten wir viele Nachfragen“, hatte er sich schon gefreut auf die Panoramafahrten, den Oma-/Opa-Tag mit Enkelkindern oder die Volksmusik an Bord.

Doch das klappt nun nicht, weshalb der Wittenberger auf den September in Dessau hofft - und vor allem zuvor auf ein paar Tage Landregen in Tschechien, damit der Fluss wieder voller wird und die MS Wittenberg genug Wasser unterm Kiel hat.

Trotz des Niedrigwassers verkehren sämtliche Elbe-Fähren im Kreis Wittenberg von Coswig bis Prettin. Allerdings können in Prettin, Pretzsch und Elster nur noch Fahrzeuge mit einer Last von bis zu 20 Tonnen übersetzen.

„Die langen Trockenperioden der vergangenen Wochen haben der Elbe und ihren Zuflüssen massiv zugesetzt“, sagt Klaus Kautz vom Schifffahrtsamt Dresden. Doch Besserung ist nicht in Sicht. „Wir brauchen in erster Linie ergiebige Regenfälle im Mündungsgebiet von Elbe und Moldau in Tschechien.“ Und da die vorerst nicht in Sicht sind, „müssen wir wohl noch eine Weile mit dem Niedrigwasserstand auf der Elbe klar kommen“, fürchtet er.

Ein eventuelles Fahrverbot durch das Schifffahrtsamt wird es indes nicht geben. Jeder Schiffseigentümer müsse selbst entscheiden, wie lange er noch risikofrei von A nach B kommt, erklärt Kautz.

Gäste, die bereits Karten für den Abfahrtsort Dessau reserviert haben, werden gebeten, die Tourist-Information Dessau oder die Außenstelle Roßlau zu informieren, wenn Sie von dem Angebot Gebrauch machen möchten. Die Plätze ab Wittenberg können gern in Dessau reserviert werden.