Schiffer und Ritter in einem Zug
Roßlau/MZ. - Geduldig beantwortete sie hier noch schnell eine Frage zu Aufstellung, organisierte da noch etwas, während sich der Marktplatz mit geschmückten Autos und Laufgruppen allmählich füllte. Mehr als 70 Fahrzeuge standen auf der Meldeliste. Hinzu kamen noch unzählige Fußgruppen.
Der Burgverein hatte ebenso seine Teilnahme zugesagt wie die Fußballer von Germania und der Naturfanfarenzug aus Wolfen. Vereinschefin Angelika Huth weiß nicht mehr genau, wie oft sie schon beim Roßlauer Umzug dabei waren, doch Spaß machte es immer. "Wir haben gute Verbindungen zum Roßlauer Spielmannzug und nutzen solche Umzüge natürlich auch, um für uns ein wenig Werbung zu machen." Die Kinder der Kita "Fuchs und Elster" schlüpften indes in die frisch bedruckten weißen T-Shirts.
Eine Premiere hingegen war der Roßlauer Festumzug für die Organisatoren des Dessauer Leopoldfestes. Sie kamen in historischen Kostümen aus der Zeit des Alten Dessauers. Dazu gehören traditionell auch Hofrat Richter und der Geheimrat von Raumer. "Wir wollen mit unserem Kommen zeigen, dass wir in Dessau-Roßlau zwei Volksfeste haben und auch wollen", sagt Dirk Haja vom Verein zur Förderung der Stadtkultur. Geschenke an die Roßlauer sind kleine Leopoldsbrötchen und fürstlicher Likör. "Den gibt es nur für diejenigen, die uns sagen können, wann der Fürst Leopold geboren wurde", fügt Haja lachend hinzu.
Dann hieß es Aufstellung nehmen: Punkt 14 Uhr setzte sich der Umzug des 17. Roßlauer Schifferfestes in Bewegung. Allen voran der Spielmannzug Blau- Weiß, gefolgt von den Begründern der Festtradition, den Roßlauer Schiffern. Sie hatten ihre gut beschirmten Schifferfrauen mitgebracht. Ihnen folgten die befreundeten Vereine aus Magdeburg , Aken, Alsleben, Wehlen und Grieth. Für Andreas Matthes vom Schifferverein Wehlen ist der Roßlauer Umzug ein festes Datum im Vereinskalender "Uns gefällt es hier, sonst würden wir nicht jedes Jahr wiederkommen." Da stimmt Johannes Reinders vom Schifferverein Grieth am Rhein zu. Zum dritten Mal waren sie in Roßlau. "Wir Schiffer bilden schon eine besondere Gemeinschaft", sagt Ernst-Wilhelm Wehlmann, in Schifferkreisen besser bekannt als Charly vom Schifferverein "Undine" aus Alsleben an der Saale.
Während einige Schiffer mit den schweren Traditionsfahnen tüchtig ins Schwitzen kamen, hatten es die Lokalpolitiker da weitaus leichter. Oberbürgermeister Klemens Koschig schützte die Schiffermütze, Baudezernent Karl Gröger kam leger im blauen Kurzarmhemd. Auch drei Roßlauer Ortschaftsräte demonstrierten Verbundenheit zum Schifferfest- ebenso mit gelb- roter Scherpe Klaus Tonndorf als Stadtrat von Dessau-Roßlau.
Mächtig in die Pedale treten musste der Roßlauer Karnevalschef, um das Prinzenpaar Silvio und Franziska in der Rikscha durch die Straßen zu fahren. Auch der Jugendclub "Blitzableiter", der Fanfarenzug aus Wittenberg, die Roßlauer Street Kids, der Backofenverein Streetz, der Schlesische Heimat- und Freundeskreis nutzten die Gelegenheit, sich den Roßlauern an diesem Sonntag zu präsentieren. Mit Orient Ta DE und den Stadtwerken waren weitere Dessauer über die Elbe gekommen.
Viel Einfallsreichtum bewiesen die kleinen Gewerbetreibenden aus Roßlau, die mit bunt geschmückten Wagen und kleinen Handzetteln die (Werbe)Gunst der Stunde nutzten. Überhaupt erinnerte der Festumzug angesichts der mit Bonbons, Lutschern und Keksen gut gefüllten Plastetüten ein wenig an den Karneval. Das originellste Kostüm kam in Form eines Bowlingkegels daher, den Preis für die lauteste Präsentation würde die Roßlauer Feuerwehr bekommen, die zugleich den Abschluss des Festumzuges bildete.
Nach einer Stunde war alles vorbei, nicht jedoch für viele Zuschauer- diese nutzten das sommerliche Wetter noch für einen kühles Bier auf dem Festplatz.