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Schätze im Tresor Schätze im Tresor: Lässt die Angst vor Dieben in Dessau den Wunsch nach Schließfächern steigen?

Von Heidi Thiemann 11.03.2017, 11:00
Bankschließfächer sind in Zeiten häufiger Einbrüche wieder begehrt.
Bankschließfächer sind in Zeiten häufiger Einbrüche wieder begehrt. dpa

Dessau-Rosslau - Schmuck, Bargeld, Wertgegenstände: Diebe nehmen mit, was nicht niet- und nagelfest ist, weiß Bianca Müller vom Polizeirevier Dessau-Roßlau. „Von 2012 bis 2015 gab es einen beständigen Anstieg von Einbrüchen im Stadtgebiet“, sagt sie. 118 mal war 2012 eingebrochen worden, 175 mal 2015. Und auch im vorigen Jahr setzte sich der Trend fort. Wie auch bundesweit: 2015 gab es rund 170.000 Einbrüche - ein Drittel mehr als noch fünf Jahre zuvor. „Seine Wertsachen“, rät Müller, „sollte man nicht offen in der Wohnung liegen lassen, sondern am besten verschließen.“

Doch wo am besten? Zu Hause im Tresor? Oder bei der Bank? Bundesweit jedenfalls sind dort Schließfächer für die persönlichen Schätze gefragt. Doch auch in Dessau-Roßlau?

Nachfrage bleibt bei der Stadtsparkasse gleich

Rund 40.000 Kunden hat die Stadtsparkasse Dessau, sagt Pressereferentin Kathrin Abe. Doch eine erhöhte Nachfrage nach Schließfächern verneint sie. „Gesamt haben wir 2.129 Schließfächer, von denen 1.615 vermietet sind. Das entspricht einer Auslastung von 76  Prozent.“ Bei Bedarf ist also noch Freiraum in den Beratungscentern - nicht nur für die eigenen Sparkassenkunden.

Die Commerzbank hingegen verzeichnet insgesamt eine „steigende Nachfrage“, so Pressesprecherin Sabine Schanzmann-Wey. Das Geldinstitut, das aktuell in Dessau rund 17.000 Privat- und Geschäftskunden betreut, hat in der Doppelstadt für diese 92 Schließfächer im Angebot - die „derzeit zu über 90 Prozent vermietet sind“. Es gebe auch Bankstandorte, an denen alle Schließfächer belegt sind. „Hier werden Wartelisten geführt oder die Möglichkeiten freier Schließfächer in nahe gelegenen Filialen geprüft“, so Schanzmann-Wey.

Nur noch wenige Fächer bei der Deutschen, keine bei der Sparda-Bank

Nur noch einzelne Schließfächer hat die Deutsche Bank in Dessau für ihre Kunden frei - doch eine verstärkte Nachfrage kann Pressesprecher Christian Hotz nicht bestätigen. Wie viel Kapazität die Bank aber hat, dazu werde aus Sicherheitsgründen keine Auskunft gegeben.

Wer allerdings bei der Sparda-Bank ein Schließfach anmieten möchte, der hat schlechte Karten. „Wir bieten den Service nicht an“, sagt Pressesprecherin Mandy Mönch. „Der Aufwand entspricht nicht dem wirtschaftlichen Nutzen“, begründet sie. Wer von den 12.500 Dessauer Bankkunden seine Wertgegenstände sicher deponieren möchte, muss also auf ander Bankhäuser ausweichen.

Und die bieten alle Fächer in unterschiedlicher Größe - und für entsprechend unterschiedlichen Preis. „Das kleinste Schließfach bei der Deutschen Bank“, beschreibt Hotz, „bietet Platz für eine schmale Aktenmappe.“

Ins kleinste Schließfach passt ein Din-A-4-Ordner

Bei der Commerzbank bietet das kleinste Schließfach 8.000 Kubikzentimeter Platz - ein Din-A-4-Ordner, die gefragteste Größe.

Was die Kunden in den Schließfächern deponieren, das freilich fällt unter das Bankgeheimnis. „Grundsätzlich haben wir keine Kenntnis vom Inhalt. Aus Erzählungen von Kunden wissen wir aber, dass die Kunden alles einlagern, was hineinpasst und ihnen lieb und teuer ist“, sagt Hotz. „Das sind nicht nur Wertsachen wie zum Beispiel der Familienschmuck oder wichtige Dokumente, sondern manchmal auch alte Fotos und andere unwiederbringliche Dinge.“ Letztlich müsse der Kunde für sich beantworten, welcher Ort ihm am sichersten erscheint.

Wo sich die Schließfächer befinden, sagt Kathrin Abé von der Stadtsparkasse, hängt von den Gegebenheiten der Beratungscenter ab. „In einigen Beratungscentern befindet sich die Schließfachanlage im Tresor. Es gibt aber auch Schließfachanlagen, die - dann nur einzeln begehbar - sich in der Kassenhalle befinden.“ Ansonsten ist bei der Schließfachöffnung ein Mitarbeiter dabei. „Aber dieser nimmt dann keinen Einblick in das Schließfach.“

Selbst wenn der Kunde den Schlüssel verliert kommt er noch an seine Schätze

Auch bei der Commerzbank sind die Schließfächer im Tresorraum. Doch was passiert eigentlich, wenn der Schlüssel verloren geht? „Der Kunde muss sich keine Sorgen machen“, erklärt Schanzmann-Wey. „Bei jedem Besuch wird die Identität und Unterschrift des Tresorinhabers überprüft. Außerdem sind auf dem Schlüssel keine Informationen über den Standort des Schließfachs zu finden.“ Bei Verlust werde der Schlüssel samt Schloss ausgetauscht.

Doch ist das Schließfach tatsächlich ein sicherer Ort? Schließlich gab es 2013 in Berlin einen spektakulären Bankeinbruch, gruben Diebe einen Tunnel. Versichert sind die Sachen in den Dessauer Banktresoren jedenfalls nicht auf Anhieb. Die Ausnahme bildet die Commerzbank, wo jedes Schließfach automatisch bis zu einem Wert von 26 000 Euro versichert ist - bis auf Bargeld und Elementarschäden wie Erdbeben oder Überschwemmung.

Eine Zusatzversicherung freilich bietet jedes der Geldinstitute an. Aber auch da kommt es wahrscheinlich auf das Kleingedruckte an. (mz)