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Schaltschrankwerk Dessau Schaltschrankwerk Dessau: Käufer für Insolvenzunternehmen gefunden

18.11.2014, 13:47
Stefan Grimm, Geschäftsführender Gesellschafter, Betriebsrat Frank Thümmel, Insolvenzverwalter Joachim Voigt-Salus und Geschäftsleiter Jörg Dommert, hier am Arbeitsplatz von Abkanterin Inge Pieske.
Stefan Grimm, Geschäftsführender Gesellschafter, Betriebsrat Frank Thümmel, Insolvenzverwalter Joachim Voigt-Salus und Geschäftsleiter Jörg Dommert, hier am Arbeitsplatz von Abkanterin Inge Pieske. Sebastian Lizenz

Dessau - „Wir haben zwei Jahre gekämpft, wir haben zwei Jahre nicht die Hoffnung verloren, jetzt sind wir froh, dass die Hennecke Unternehmensgruppe uns eine Zukunft bietet.“ Jörg Dommert atmet sichtlich auf. Der operative Geschäftsleiter der insolventen Dessauer Schaltschrank- und Gehäusetechnik ist zufrieden mit dem Ergebnis, das Insolvenzverwalter Joachim Voigt-Salus gestern öffentlich verkündet hat: Zum 1. Januar 2015 wird die aus Neuwied bei Bonn stammende Hennecke Unternehmensgruppe das Dessauer Werk übernehmen, das sich seit zwei Jahren in Insolvenz befindet. Er habe dazu am Wochenende in Berlin einen notariellen Kaufvertrag abgeschlossen, teilte Rechtsanwalt Voigt-Salus mit. Dieser sehe einen Übergang mit 100 Arbeitsplätzen mit Stichtag zum Jahreswechsel vor.

Nicht alle Arbeitsplätze können erhalten bleiben

Voigt-Salus sieht das Unternehmen damit nun auf einem guten Weg. Einziger Wermutstropfen sei, dass nicht alle Arbeitsplätze erhalten werden können. Knapp 30 Kündigungen würden nötig. Für diese werde er mit dem Betriebsrat einen Interessenausgleich und Sozialplan vereinbaren, erklärt der 51-Jährige. Dieser Sozialplan werde auch die Einschaltung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft vorsehen, in welche die betroffenen Arbeitnehmer wechseln können, damit sie professionell gecoacht, betreut und qualifiziert werden.

„Das Unternehmen Hennecke ist ein Profi am Markt“, sagt Voigt-Salus. Es ist in der industriellen Blechbearbeitung tätig. Mit dem Unternehmensverbund sieht Voigt-Salus die Möglichkeiten für eine Synergie zum Beispiel in der Buchhaltung, der Prozesssteuerung oder im Erwerb von Maschinen.

Und neue Maschinen müsste es geben, auch wenn im Unternehmen selbst während der Insolvenz über 500 0000 Euro in neue Hebe-, EDV- und Klebetechnikanlagen investiert werden konnten, sagt Stefan Grimm, ab 1. Januar geschäftsführender Gesellschafter im Dessauer Unternehmen. Er sieht in der Restrukturierung hier gute Chancen. Grimm, der davon ausgeht, dass ein Unternehmen selbst tragen müsse, was es ausgebe, sagt: „Das ist hier machbar.“ Mit Blick auf Dessau als einen alten Industriestandort, der nach der Wende geblutet hat, denkt er, dass die Region von Unternehmen lebt, „wie wir es haben“.

„Doch es hätte auch ganz anders kommen können“

Auch der Betriebsratsvorsitzende Frank Thümmel spricht von einem anständigen Sanierungskonzept. „Natürlich ist es immer schmerzlich, wenn Kündigungen ausgesprochen werden müssen“, räumt er ein. „Doch es hätte auch ganz anders kommen können“, denkt Thümmel. Und auch Jörg Dommert meint: „Ein reiner Finanzinvestor wäre nicht die erste Wahl gewesen.“ Er ist froh, dass in der Hennecke Unternehmens-Gruppe die Dessauer Stärken erkannt wurden, die, wie er sagt, in der filigranen Technik liegen.

Das Unternehmen in Dessau stellt komplette Schaltschränke und Großgehäuse mit zum Teil über 3000 Komponenten her und erwirtschaftet damit nach Angaben von Voigt-Salus Jahresumsätze von knapp 12 Millionen Euro. „Es gehört im Bereich der Bahntechnik zu den Marktführern“. (mz)