Saison ohne Vorstellung Saison ohne Vorstellung in Dessau: Corona-Jahr 2020 trifft die Zirkusfamilie Köllner/Altoff hart

Dessau - Die Liste der Veranstaltungsabsagen infolge der Corona-Pandemie ist länger geworden: Der traditionelle Dessauer Weihnachtscircus kann 2020 nicht stattfinden.
Der war in der Weihnachtszeit schon Kult. Gehörte dazu wie die Konzerte in den vollen Kirchen, wie der Weihnachtsmarkt in der Zerbster Straße. Der Dessauer Weihnachtscircus auf der Festwiese am Kraftwerk hat seit Jahreswechsel 2016/17 Besucher zu Aufführungen ins Zirkuszelt geholt. Viermal war die Zirkusfamilie Köllner/Altoff Gastgeber.
„Wir sind sehr traurig, aber aufgrund der derzeitigen Situation mit Covid19 müssen wir schweren Herzens den Weihnachtscircus absagen“, so Liane Köllner, die Direktorin in dem Familienbetrieb der Region.
Kurz vor dem Auszug aus dem Winterquartier kam der erste Corona-Lockdown
Die ganze Saison 2020 war zum Vergessen. Im März wollte der in der Region beheimatete Familienzirkus mit 20 Leuten und 30 Tieren wieder auf Tournee gehen. Zu den Gastspiel-Standorten zählen traditionell die Städte im mitteldeutschen Raum, zu Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen kamen auch Auftritte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.
Kurz vor dem Auszug aus dem Winterquartier in Micheln im Osternienburger Land (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) kam der erste Corona-Lockdown. „Das hat uns hart getroffen. Wir Zirkusleute leben ja für die und von den Auftritten. Und jedes Jahr wird ein neues Programm ausgedacht und eingeübt.“ Liane Köllner, als Spross der legendären Artistenfamilie Weisheit vor 50 Jahren geboren direkt im Zirkuswagen, hat viel erlebt. „Aber eine Saison ohne Vorstellung noch nie.“ Bis 2020.
Für die Zirkusfamilie war gerade der Dessauer Weihnachtscircus immer ein Jahreshöhepunkt. Der Auftritt am Heiligabend in der Manege gehörte für die Familie dazu. Haben dann die Besucher das Zelt verlassen, trifft sich die ganze Mannschaft unter dem Chapiteau. Bei diesem Zusammensein in großer Runde wird dann genascht und gibt es auch Bescherung.
Aushilfsjob im Supermarkt half der Familie über die schwere Zeit
Bis vorigen Monat um diese Zeit, haben Liane Köllner, ihre fünf Artistenkinder und ihr Mann Karl Altoff-Köllner noch gehofft, dass die Regeln zur Pandemieeindämmung zur Weihnachtszeit gelockert würden. Doch davon könne jetzt angesichts der ansteigenden Fallzahlen nicht mehr ausgegangen werden.
Wie aber kann ein Familienunternehmen, das als „fahrendes Volk“ davon lebt, dass sein Zirkus von Ort zu Ort tourt, sich über Wasser halten, wenn in einem Jahr überhaupt keine Einnahmen kommen? Menschen und Tiere im Winterquartier ausharren müssen? „Das war eine sehr schwere Zeit für uns alle“, sagt Liane Köllner. Um sich übers Jahr noch einen kleinen Verdienst für die Familie und den Zirkus zu sichern, hat sich die Direktorin, die als Weisheit-Tochter einst auch bei Hochseilshows mitwirkte, nicht gescheut, im Supermarkt einzuspringen und an der Kasse zu helfen.
„Aber auch jetzt im Winterquartier freuen wir uns über jeden Besucher“
Um den Tieren etwas Abwechslung vom Stall zu verschaffen, hatte der Zirkus neben seinem Quartier in Micheln Pfingsten einen kleinen Tiererlebnispark eröffnet. Hier konnten Besucher die Zirkustiere ansehen und streicheln. Da ja keine Raubtiere mehr im Zirkus Köllner-Altoff auftreten, konnten sich die Pferde, Kamele, Lamas, Zebus, Ziegen, Schafe, Esel oder Kühe besondere Streicheleinheiten abholen.
„Aber auch jetzt im Winterquartier freuen wir uns über jeden Besucher. Wir haben ein großes, weitläufiges Freigelände“, freut sich die Direktorin über jede Spende. (mz)
Winterquartier: 06386 Micheln, Klietzener Straße 10