Nach dieser Saison ist Schluss Rodlebens Bademeister Jürgen Necker geht nach drei Jahrzehnten in den Ruhestand

Rodleben/MZ - Die Saison ist durchwachsen. „Fürs Bad, für die Gemeinde hätte ich mir etwas anderes gewünscht“, sagt der Rodlebener Bademeister Jürgen Necker. Ob ihm, weil nun wetterbedingt kaum ein Gast mehr kommt, der Abschied leichter fällt? „Da habe ich gar nicht drüber nachgedacht“, gibt Jürgen Necker zu. Denn die Badesaison 2021 ist die letzte, die unter seiner Regie in Rodleben stattfindet. Er verabschiedet er sich in den Ruhestand.
Dabei gehören das Schwimmbad und Jürgen Necker zusammen wie Topf und Deckel. Denn tatsächlich hat der bald 63-Jährige mehr als die Hälfte seines Lebens im Bad verbracht, kam als 30-Jähriger im August 1988 hierher und ist geblieben.
Von der Schiffswerft als Bademeister ins Schwimmbad Rodleben
Erst ein Jahr zuvor hatte die Gemeinde ihr neu gebautes Bad eröffnet. Und der damalige Bürgermeister wusste, dass Necker Rettungsschwimmer war. Ob er nicht Lust hätte, hier anzufangen? Der Schiffselektriker der Roßlauer Schiffswerft wollte sich das erstmal anschauen. Aus einem Jahr wurden dann zwei, drei, vier... und schließlich 33.
Als die Wende kam, sagt Necker, wäre ein Zurück auf die Roßlauer Schiffswerft wahrscheinlich nicht klug gewesen. Aber ob das Bad bestehen bleibt, war auch ungewiss, „ringsum schlossen viele kleine Schwimmbäder“, sagt er. Doch in Rodleben war die Sorge zum Glück unbegründet. Und Necker, der noch zu DDR-Zeiten seine Bademeisterausbildung gemacht hatte, sattelte erneut eine Ausbildung drauf - nach bundesdeutschem Recht.
„Ich habe mich immer mit dem Bad verbunden gefühlt“, erzählt der Mann, der über seine Arbeit kein großes Aufsehen machen will. „Ich habe das immer gern getan.“ Ob Badeaufsicht übernehmen oder Technik und Bad in Schuss halten, alles machte er mit Leidenschaft.
Am liebsten kommen die Badegäste heute, wenn es schön warm ist
In den 1990er Jahren bis zur Jahrtausendwende war das Bad immer sehr gut besucht, vergleicht er mit heute. „Das war eine andere Zeit. Die Leute waren froh, dass es das Bad gab. Besonders für Kinder und Jugendliche war das der Treffpunkt“, erinnert er sich. Mittlerweile habe sich das Freizeitverhalten der Menschen geändert. Smartphone, Computer, der Swimmingpool zu Hause, Reisen in andere Länder wirken sich aus.
Und am liebsten kommen die Badegäste heute, wenn es schön warm ist - „bei 28 / 30 Grad geht es los. Am besten bei 36 Grad“, erzählt Necker. 2020 war so ein heißes Jahr. Doch aufgrund von Corona durften nur jeweils 400 Badegäste ins Bad. Manch einer hatte da eine Stunde vorm Bad ausgeharrt, bis er rein durfte.
Besucher ins Bad zu locken hat die Gemeinde schon immer auch mit verschiedenen Angeboten versucht. So gab es Schwimmwettkämpfe. Mangels Teilnehmern war nach zehn Jahren Schluss. Auch Sommer- und Schaumpartys wurden gefeiert.
Froh ist Jürgen Necker, dass in den 33 Jahren im Bad niemand ertrunken ist
Nicht zuletzt haben viele Kinder hier schwimmen gelernt. Der Kindergarten des Ortes kam immer mit den größeren Gruppen zum Baden und zu Schwimmkursen. „Viele Kinder, die in Rodleben eingeschult wurden, waren dadurch Seepferdchenbesitzer.“
Und froh ist Jürgen Necker, dass in den 33 Jahren im Bad niemand ertrunken ist. Etwa fünfmal aber habe es brenzlige Situationen gegeben. „Ein Schwimmmeister kann niemals Vater und Mutter ersetzen. Gerade wenn es voll ist, kann man nicht alle Badegäste im Blick haben“, erklärt er. So beispielsweise sei einmal ein Kind ins Becken gesprungen, obwohl es nicht schwimmen konnte. Zum Glück war er rechtzeitig zur Stelle.
„Ein anderes Bad kann ich mir gar nicht vorstellen“
Ab November ist Jürgen Necker, der in den Wintermonaten immer mit im Bauhof angestellt war, zu Hause. Was er dann macht? „Mehr Sport für mich selber“, sagt er, sich vielleicht ein Ruderboot zulegen und zurück mit seiner Familie in seine alte Heimat nach Könnern ziehen. Also ein Abschied für immer von Rodleben und vom Bad? „Ich wohne dann ja nur eine Autostunde entfernt.“ Und wenn er im Sommer die Enkel frage, ob sie gerne rutschen fahren wollen, dann weiß Necker wohin: Auf nach Rodleben. Warum? „Ein anderes Bad kann ich mir gar nicht vorstellen.“