Reportage am Dienstag im MDR Reportage am Dienstag im MDR: DDR-Supergeheimdienst spionierte in Dessau

Dessau/Leipzig - „Es gibt Geheimdienste, die sind so geheim, supergeheim, dass praktisch keiner von ihrer Existenz weiß.“ Mit diesen Worten hat Sabine Christiansen im Jahr 1992 einen Bericht der „Tagesthemen“ eingeleitet. Erstmals erfuhr die breite Öffentlichkeit damals von der Existenz eines zweiten DDR-Geheimdienstes - neben der Staatssicherheit.
„Der Osten - Entdecke wo du lebst“
Seitdem sind 25 Jahre vergangen. Eine ganze Bundesbehörde mit rund 2 000 Mitarbeitern befasst sich seitdem ausschließlich mit der Stasi. Doch wer kennt schon den MIL-ND, den Militärischen Nachrichtendienst der NVA? Wie kann es sein, dass allen dieser „Supergeheimdienst“ entgangen ist? Wie und wo hat er gearbeitet? Darauf will der MDR am Dienstag, 12. September, innerhalb der Reihe „Der Osten - Entdecke wo du lebst“ eine Antwort geben. Die Reportage beginnt um 20.45 Uhr und dauert eine halbe Stunde.
Zentraler Stützpunkt in Dessau
Fest steht laut MDR, das einer der zentralen Stützpunkte Dessau war. Hier habe, so Film-Autor Peter Simank, jahrelang und hermetisch abgeschirmt, das Funkaufklärungsregiment der NVA gearbeitet, quasi die NSA der DDR. Denn schon lange bevor die Skandale um den größten Auslandsgeheimdienst der USA Anfang 2013 publik werden, wurde von Dessau aus mit Richtfunkantennen und Parabolspiegeln der militärische Funk- und Telefonverkehr Westeuropas observiert. Selbst Telefonate des US-Präsidenten aus der Air Force One sollen von den Nachrichtenspezialisten in Dessau abgefangen worden sein. Doch nicht nur im Äther war der NVA-Nachrichtendienst unterwegs. Seine Agenten operieren auch „hinter den feindlichen Linien“ im Hauptquartier der Nato in Brüssel oder direkt im Verteidigungsministerium in Bonn.
Agent erinnert sich
„Ich hatte fünf Legalitäten. Das waren fünf ganz echte Ausweise von echt lebenden Personen in meinem Alter. Das einzige, was da von mir drin war, war mein Bild. Alles andere war original. Das Schwierige daran war jedoch, dass man bei einer Zufallskontrolle alles über die fünf fremden Personen wissen musste“, erinnert sich in dem MDR-Beitrag Dieter Popp, Agent des Militärischen Nachrichtendienstes der NVA.
Die MDR-Reportage begibt sich am Dienstag auf Spurensuche und hinterfragt, weshalb der Geheimdienst bis heute nicht mehr als ein Schatten an der Wand ist. Gemeinsam mit Historikern und ehemaligen Mitarbeitern des Zentralen Funkaufklärungsdienstes in Dessau und durch historisches Filmmaterial will der Film Licht in das Dunkel des Militärischen Nachrichtendienstes der ehemaligen NVA bringen.
(mz)