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Reine Vision oder echte Chance?  Reine Vision oder echte Chance?: Eine Dessauerin plant die Zukunft der Stadt

Von Sylke Kaufhold 18.05.2018, 09:53
Blick auf die Rückseite des neuen Gartenreich-Hotels am wiederhergestellten Lustgarten.
Blick auf die Rückseite des neuen Gartenreich-Hotels am wiederhergestellten Lustgarten. Kerstin Franz

Dessau - Kerstin Franz hat eine Vision: Menschen wandeln durch den urigen Lustgarten, im kleinen Gartenreich-Hotel am Schloßplatz sitzen die Gäste im Gartencafé. Der Ostflügel des Schlosses hat eine große Terrasse, die in eine Brücke übergeht, die über die B 185 zur Mulde führt.

Dessauerin plant die Zukunft: Wie bekommt die Stadt ihre Seele zurück?

„Muldterrassen“ hat die Dessauerin ihre Idee zur Gestaltung des Bereiches zwischen Mulde und Marienkirche - der Stadteinfahrt Ost - genannt. Die Absage der Landesgartenschau sei der Anlass für ihre Überlegungen gewesen, erzählt die Dessauerin. Und, wie sie sagt, „ein begeisterte Dessauerin“ ist.

„Ich war bitter enttäuscht, dass wir den Zuschlag nicht bekommen haben, Dessau hätte diesen Impuls so nötig gebraucht.“ Bei den Leuten spüre man viel Resignation, „alle meckern nur noch und haben aufgegeben“. Das aber kommt für Kerstin Franz, die viele Jahre im Tourismus gearbeitet hat, nicht in Frage. „Das bringt uns ja nun erst recht nicht voran“, findet sie. Und machte sich eigene Gedanken, wie die Stadt ihre Seele wiederbekommen könnte.

Visionen für Dessau: Zurück ins Zentrum

Die Seele, sprich das Gesicht der Stadt, liegt historisch betrachtet am Schloßplatz. „Hier ist der Kern, von hier aus hat sich die Stadt entwickelt“, weiß die begeisterte Stadtgeschichtlerin. Kerstin Franz ist auch überzeugt davon, dass es diesen Kern braucht, damit die Stadt wieder funktioniert. „Dann haben wir auch unser viel gesuchtes Zentrum wieder.“

Zur Historie der Stadt gehöre auch die Mulde, betont sie. „Heute haben wir sie zwar noch, aber wir leben nicht mehr mit ihr.“ Auch deshalb fehle der Stadt ein Stück Flair und Lebensqualität. Kein Wunder also, dass ihre Zukunftsvision sehr historisch anmutet. „Ich verbinde Altes und Modernes, zum Beispiel bei der Komplettierung des Schlosses mit dem fehlenden Ost- und Südflügel.“

Ideen für Dessau: Vielleicht ein Unsesco-Zentrum?

Auch über mögliche Nutzungen hat sich Franz Gedanken gemacht. „Der kleine Südflügel könnte eine repräsentative Ausstellungsfläche für das völlig unterrepräsentierte Stadtgeschichtsmuseum werden.“ Im modern gehaltenen Ostflügel sieht sie Platz für die Touristinformation, vielleicht ein Unesco-Zentrum, einen Gartenreichladen und Gastronomie. Auch Büros könnten vermietet werden.

Ein erster Schritt wäre ihrer Meinung nach der geplante Hotelbau anstelle der alten Berufsschule. Hier habe früher die Orangerie gestanden, gebaut von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff. „Das neue Hotel sollte wieder diese Fassade bekommen, dahinter kann es modern sein.“ Die Fassade könnte man vorhängen, müsste sie nicht massiv bauen, so Franz.

Dessau: Schritt für Schritt in die Zukunft?

„Ich weiß, dass viele sagen, die spinnt, das kann keiner bezahlen“, ist sich Kerstin Franz der Kühnheit ihrer Ideen bewusst. „Aber wer sagt denn, dass alles auf einmal passieren muss. Wichtig ist doch, dass es eine Vision gibt, die wir Schritt für Schritt Wirklichkeit werden lassen.“

Hans-Joachim Mau, Mitglied der CDU-Fraktion im Stadtrat und Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses, teilt diese Meinung. „Das ist ein wunderbares Projekt, das es wert ist, weiter verfolgt zu werden.“ Genau das tut Mau bereits. Er hat das Projekt in mehreren Wirtschaftsgremien vorgestellt, erste Kostenschätzungen eingeholt. „Das Feedback war durchweg positiv.“ Die Zahl derer, die sich intensiv damit beschäftigen wollen, sei bereits beachtlich gewachsen.

Der Roßlauer Hans-Joachim Mau nennt einen weiteren Grund, warum er die Ideen von Kerstin Franz nicht einfach beiseite legt. „Wenn sich Bürger Gedanken um ihre Stadt machen, Ideen entwickeln, und dann noch in solcher Qualität, dann ist es unsere Pflicht als Stadträte und auch der Verwaltung, sich damit zu beschäftigen.“ Von der Verwaltung, der das Projekt seit Oktober vergangenen Jahres bekannt ist, hat Kerstin Franz bisher noch nichts gehört. Einzig Oberbürgermeister Peter Kuras hatte sich bei ihr gemeldet und im April ein ausführliches Gespräch geführt.

Für das Projekt hat Kerstin Franz eine Internetseite erstellt: muldterrassen-dessau.jimdo.com.

(mz)

Kerstin Franz hat ihre Ideen auf Bildern visualisiert.
Kerstin Franz hat ihre Ideen auf Bildern visualisiert.
Lutz Sebastian
Hinter dem Lustgartentor führt eine große Freitreppe als Brücke über die B 185 und verbindet die Stadt mit der Mulde.
Hinter dem Lustgartentor führt eine große Freitreppe als Brücke über die B 185 und verbindet die Stadt mit der Mulde.
Kerstin Franz