Rätsel um Schadebrauerei Rätsel um Schadebrauerei: IDT Biologika hält an Plänen für die Industrieruine fest

Dessau - Die Pläne zur Entwicklung der Schadebrauerei im Zentrum Dessaus bleiben zunächst weiter im Vagen. Ende 2015 hatte der Pharmahersteller IDT Biologika das Areal gekauft, vor knapp einem Jahr übergab die Stadt das Grundstück. Und nun? Was wird aus dem Vorhaben, dort ein Schulungs- und Kongresszentrum zu bauen, in dem auch Gastronomie und Wohnungen geplant waren? Auf Anfrage äußert sich die IDT verhalten - bekräftigt aber: Am Projekt wird festgehalten.
„Wir haben Gespräche mit potenziellen Investoren und Betreibern geführt“, sagt IDT-Geschäftsführer Andreas Kastenbauer auf MZ-Anfrage. „Einige dieser Gespräche werden derzeit vertieft.“ Dabei gehe es um die Umsetzbarkeit verschiedener Nutzungskonzepte. Details will das Unternehmen auf Nachfrage nicht nennen.
Nur so viel: Mögliche Optionen sind die Vermietung von Schulungs- und Seminarräumen, von Wohnungen und Gastronomieflächen. Wann nun mit dem Bau begonnen werden könnte, ist offen. Dies hänge vom Fortgang der Verhandlungen ab. Im November vergangenen Jahres hatte die IDT erklärt, dass ein Baustart 2019 nicht ausgeschlossen sei - wenn schnell ein Investor gefunden werde.
Erst 2015 hatte die Stadt das Grundstück kaufen können - und im Dezember an die IDT verkauft
Die 1898 gebaute Schade-Brauerei ist seit Jahrzehnten eine Ruine im Zentrum der Stadt. Das Gelände war lange in Privatbesitz. Erst 2015 hatte die Stadt das Grundstück kaufen können - und im Dezember an die IDT verkauft. Die Stadt hoffte auf eine Aufwertung des Stadtzentrums, auch mit Blick auf das neue Bauhaus-Museum, den Umbau der Kavalierstraße, die Fassadensanierung in der Zerbster Straße sowie das Projekt „Wohnresidenz Kristallpalast“. „Mit der Übergabe des Grundstücks an die IDT Biologika verbindet die Stadt auch weiterhin die Hoffnung auf eine nachhaltige Belebung der Dessauer Innenstadt“, erklärt Stadtsprecher Carsten Sauer.
Die Stadt hatte als Teil der Vereinbarung das Gelände der Schadebrauerei vorbereitet und unter anderem Nebengebäude abgerissen. Unvorhergesehene Brunnen und Keller hatten die Übergabe an das Unternehmen verzögert. Das Gelände mit dem Industriedenkmal umfasst fast 5000 Quadratmeter.
Die IDT hatte bereits beim Kauf deutlich gemacht, dass die Entwicklung einer so komplexen Immobilie nicht zum Kerngeschäft gehört. Die Herausforderung liegt auch in hohen Anforderungen an den Denkmalschutz. Es geht an dieser Stelle nicht nur um eine Projekt- sondern auch um eine Stadtentwicklung. Ohne einen „finanzkräftigen Partner“ sei die Entwicklung des Geländes nicht möglich, sagte Kastenbauer zur Übergabe Ende 2017.
IDT betont seit der Übergabe im November 2017 sei man nicht untätig gewesen
Ein Argument für den Kauf war damals, dass mit dem Wachstum des Unternehmens der Bedarf an Schulungen gestiegen sei, ebenso seien Konferenzräume für Kunden nötig. Die IDT Biologika beschäftigt laut eigenen Angaben 2.000 Mitarbeiter weltweit. Am Standort im Pharmapark in Rodleben sind es rund 1.800 Beschäftigte.
Zur Schadebrauerei hatten sich Einwohner in der Vergangenheit immer wieder auch in Einwohnerfragestunden und bei der MZ nach dem Fortgang des Projekts erkundigt und zu den Gründen des Stillstands gerätselt. Auch die Sorge vor einem Rückzug gab es. IDT betont hingegen: Untätig war man nicht. So sei seit der Übergabe im November 2017 die Gebäudestatik gesichert, das Gelände vermessen und beräumt worden. „Außerdem wurde das Grundstück gegen Vandalismus und unerlaubten Zutritt gesichert“, wird auf Anfrage schriftlich in einer Mail geantwortet.
Es gab auch ein Architektenauswahlverfahren, einer der Entwürfe gilt als Favorit
Es gab auch ein Architektenauswahlverfahren, einer der Entwürfe gilt als Favorit. Was genau dieser vorsieht, ist nicht bekannt. Die Entwürfe würden in die laufenden Verhandlungen einbezogen und diskutiert. „Die Erkenntnisse aus den bislang geführten Gesprächen bekräftigen uns, den aktuellen Stand des Vorhabens mit seinem Gestaltungsspielraum neu zu bewerten“, sagt IDT-Geschäftsführer Andreas Kastenbauer.
Im Klartext heißt das: Wo welche Nutzung in welchem Umfang möglich ist, wird jetzt mit möglichen Investoren abgewogen und geklärt. „Die bisher angedachten Nutzungskonzepte werden überdacht.“ Deshalb gebe es auch „noch keine Projektreife“, um Bauanträge einzureichen oder einen Baustarttermin zu nennen“. (mz)
