Rassegeflügelausstellung Rassegeflügelausstellung: 97 Punkte für fast perfektes Huhn
Gröbzig/MZ. - Vor allem aus dem Landkreis Köthen, aber auch aus Bernburg, Halle, Saalkreis, Halberstadt, Schönebeck und gar aus der Pfalz kamen am Wochenende die Besucher zu einer Rassegeflügel-
ausstellung nach Gröbzig. Veranstaltet wurde sie vom örtlichen Rassegeflügelzuchtverein im Restaurant "Stadt Gröbzig". Rund 40 Aussteller präsentierten hier ihre Enten, Hühner, Zwerghühner und Tauben.
"Diese Ausstellung ist dem 75. Jahrestag des Vereins gewidmet", sagte 1. Vereinsvorsitzender Carsten Bley. "Unser Verein wurde 1927 gegründet und zählt heute 31 Mitglieder, die in Gröbzig, Edderitz, Cattau, Wieskau, Gerlebogk und gar in Bad Düben zu Hause sind.
Im geräumigen Saal herrscht ein reger Betrieb. Unter den Besuchern sind Züchter, die sich über die Leistungen der hiesigen Hobbyfreunde informieren wollen. Die meisten im Saal sind jedoch Gröbziger und Gäste, für die die Schau ein interessantes Wochenend-Ausflugsziel ist. Vor allem Kinder und Jugendliche sind dem Verein besonders willkommen: Wie auch andere Geflügel- und Tierzuchtvereine haben die Gröbziger Probleme mit dem Nachwuchs. Lediglich zwei Mitglieder sind im Jugendalter.
"Zum einen liegt es daran, dass viele zum Besipiel einen Fußballverein interessanter finden", räumt Bley ein. "Außerdem ist unser Hobby ziemlich kostspielig, dazu braucht man auch viel Platz. Der Vereinschef selbst beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit Rassegeflügel. Seine Ehefrau Andrea hat nicht nur Verständnis dafür, sie macht auch mit. "Meine Frau wusste vor der Heirat: Wenn sie mich nimmt, nimmt sie auch meine Tauben mit", schmunzelt Bley.
So hat er den Rücken frei und kann sich voll seinen gefiederten Lieblingen widmen. Mit Erfolg: Seinem Huhn der Rasse Zwergwyandotte wird in der Ausstellung das Prädikat "vorzüglich" verliehen. Mit 97 Punkten wird es von der zuständigen Jury bewertet. 100 Punkte wäre theoretisch für ein vollkommenes Tier möglich. "Aber solch ein perfektes Huhn gibt es nicht", bemerkt Carsten Bley. Ihm wurde übrigens auch der Ehrenpreis des Landesverbandes verliehen.
Ebenfalls mit "vorzüglich" wurden die gefiederten Exponate von Lisa-Marie Krause aus Edderitz, Holger Müller aus Gröbzig, Herbert Radelhof aus Cormigk und der Zuchtgemeinschaft Erhard und Bert Vogt aus Gerlebogk bewertet. Acht Züchter erhielten für ihre Tiere das Prädikat "hervorragend". Lisa-Marie Krause ist übrigens erst sieben Jahre alt. Das Mädchen kam durch ihren Opa Erich Banans zu diesem Hobby.
Viel zu sehen und auch Interessantes zu erfahren gab es für die Besucher der Schau. Die Züchter beantworteten gern Fragen zu ihren Zöglingen. Welche Taube ist die größte? Dazu zählten auf jeden Fall die Giganten in einem der Volieren mit der Aufschrift "Römer blau". Bis zu 1,3 Kilo wiegt so ein Vogel - ein wahrer Riese im Vergleich zu den mickrigen Zwerghühnern. Das hohe Gewicht bleibt nicht ohne Folgen: Obwohl ihre Flügelspannweite bis zu einem Meter beträgt, ist die Taube ein miserabler Flieger.
Dafür ist sie hervorragend für einen leckeren Braten geeignet. Bley: "Unsere Geflügel sind Nutztiere. 97 Prozent der Züchter schlachten einen Teil ihrer Tiere. Nur wenige bringen es nicht übers Herz, ihre Zöglinge zu essen. Bley selbst isst gern Geflügel. Zum Weihnachten gibt es in der Familie traditionell Ente süß-sauer mit Kartoffelklößen. Für das Gericht wird Entenblut und Entenklein verwendet.
Die Besucher konnten ihr Glück bei einer Auslosung versuchen. Der Hauptpreis war kein Federvieh, sondern ein Hängebauchschwein. Tüchtig zugelangt bei den Losen hat die zahlreiche Verwandschaft von Friedrich Jännert aus Gröbzig. "Der Opa ist 80 geworden, und wir alle feierten das", erklärte Alexandra Hein aus Hessen bei Halberstadt. Bei der Auslosung hatte die Sippe Glück. Alexandra Heim gewann zum Beispiel einen Hahn. "Der kann aber nicht allein leben?" fragte sie die umstehenden Züchter. "Dann kaufe ich eben noch ein Huhn dazu."
Glück und Drama liegen manchmal dicht beieinander. Die kleine Sarah, die auch zu Opa Friedrichs Geburtstag in Gröbzig war, gewann eine Taube. Doch sie durfte sie nicht mitnehmen: kein Platz. Und so wurde die stimmungsvolle Atmosphäre der Geflügelschau durch bittere Tränen getrübt. Aber nur für einige Augenblicke.