Rabestraße in Dessau Rabestraße in Dessau: Ein Fünkchen Hoffnung

Dessau/MZ - Nachts um 2 Uhr klingelte die Kripo. Auf der Suche nach Uwe Koch. Der Anruf platzte in die Silvester-Neujahrsparty, auf der eben mit Böllerschüssen, Donner und Raketenfeuerwerk des neue Jahr 2014 begrüßt wurde. „Möbel-Koch in der Rabestraße Dessau brennt“: Das war die schlagartig ernüchternde Erst-Information an den Inhaber des Einrichtungshauses, der den Jahreswechsel in der thüringischen Heimat in Nordhausen feierte. Klingt „ein gutes Neues“ da nicht wie Hohn?
Möbel-Koch hatte Glück
Uwe Koch eilte am frühen Neujahrsmorgen nach Dessau und besah den Schaden am Brandort um 10 Uhr mit eigenen Augen. „Einfach Wahnsinn“, so sein erster Gedanke.
Das Feuer in der Silvesternacht hatte gewütet in dem Gebäudekomplex, erwachsen aus der ehemaligen „Kosmos“-Kaufhalle in Dessau-Nord. Als am späteren Neujahrstag das Objekt dann gesichert werden konnte, glaubte Uwe Koch seinen Augen nicht zu trauen. Weder Feuer noch Wasser hatten den Innenraum und die Verkaufsausstellung erreicht. Auch das bei den Nachbarn schwerst beschädigte Dach hatte über Möbel-Koch halbwegs noch funktioniert und gehalten. In Schutt und Asche fiel beim größten Mieter des Dienstleistungskomplexes - Möbel-Koch hat sich auf 1400 Quadratmetern Fläche eingerichtet - einzig der vorgelagerte und überdachte Gang nebst Vorbau. Der Betonkern blieb heil.
Am „Tag danach“ hat das Team von Uwe Koch am Donnerstag - nach der Schadensaufnahme mit Polizei- und Kriminalbeamten - mit den Aufräumarbeiten begonnen. „Am Freitag kommt die Versicherung vor Ort“, gestattet sich Uwe Koch ein ganz leises Aufatmen. „Wir hatten ja riesengroßes Glück im Unglück. Wahnsinn! Der ist über unsere Nachbarn vom Frisör und Kosmetiksalon mit aller Macht hereingebrochen.“
Dort tropft das Löschwasser auch am Donnerstag noch von der Decke, haben die abgefallenen Deckenplatten in den Geschäftsräumen großen Schaden angerichtet. Und doch erlaubt sich auch Marion Gautsch, Geschäftsführerin der Ihr Friseur GmbH, einen ersten vorsichtig-optimistischen Gedanken. „Vielleicht ist es doch nicht ganz so schlimm.“ Die ersten Schadensschätzungen von Feuerwehr und Polizei in der Brandnacht hatten von Totalschaden gesprochen. Auf 700.000 Euro war dieser geschätzt worden.
Zwölf Mitarbeiterinnen und drei Auszubildende arbeiteten in dem Frisörsalon sowie in der Kosmetik und Fußpflege in der Rabestraße. Für sie begann das neue Jahr mit einem Schock, zu dem schnell die Sorge um den Arbeitsplatz kam. „Die Sorge muss keine haben“, beruhigt Marion Gautsch. Gleich am Neujahrstag habe man zusammengesessen und geschaut, wie die Kolleginnen umzusetzen seien. „Trotz des Schocks schauen wir jetzt nach vorn und denken positiv.“ Ein Großteil der Kolleginnen wird im Salon in der Schloßstraße arbeiten. „Wir versuchen in nächster Zeit viele Hausbesuche anzubieten und die Kunden auf diese Weise zu bedienen.“ Das Bestellbuch war übrigens das erste und einzige, was Marion Gautsch noch in der Brandnacht aus dem Salon holte. Längst sind alle Kunden telefonisch informiert und umorientiert.
Am Donnerstag durften Marion Gautsch und ihre Kolleginnen den Salon genauer in Augenschein nehmen. Einen Feuerschaden konnten sie nicht feststellen. Das Löschwasser habe aber viel zerstört. Jedoch die Arbeitsmaterialien der Mitarbeiterinnen waren noch zu verwenden. „Das ist gut, denn wir müssen ja irgendwie weiterarbeiten“, ist Marion Gautsch darüber froh.
Nun hofft sie, dass sich der Vermieter des Gebäudes, die Firma Spar, dazu entschließt, alles wieder aufzubauen. Heute werden Firmenvertreter vor Ort erwartet. „Die Lage war super und der Salon richtig gut etabliert“, sieht die Geschäftsführerin das Ganze auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht. „Es war unser umsatzstärkster Salon.“ Deshalb hofft sie auf eine Zukunft in der Rabestraße.
Gutachter kommt am Montag
Was von der Inneneinrichtung vielleicht noch verwendbar ist, das wird ein Gutachter der Versicherung bestimmen, der voraussichtlich am Montag seine Tätigkeit aufnehmen wird. Solange werden die Frauen ihre Kunden in anderen Salons oder zu Hause bedienen. „Für uns ist jetzt wichtig, dass die Kunden uns trotz der Unannehmlichkeiten die Treue halten.“
