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Premiere am Anhaltischen Theater Premiere am Anhaltischen Theater: Warum bei "Fürst Igor" die Kostüme fehlen

Von Ute König 24.05.2018, 08:45
Ilia Papandreou singt in „Fürst Igor“ die Rolle der Jaroslawna.
Ilia Papandreou singt in „Fürst Igor“ die Rolle der Jaroslawna. Claudia Heysel

Dessau - Für die konzertante Oper setzt das Anhaltische Theater in dieser Spielzeit auf die große, russische Dramatik. Am Freitag, 25. Mai, um 19 Uhr und am Sonnabend, 2. Juni, um 17 Uhr erklingt Alexander Borodins „Fürst Igor“. Verstärkung dafür erhält das Haus zum einen vom Opernchor des Theaters Magdeburg. Zum anderen konnte Gastsopranistin Ilia Papandreou für die beiden Aufführungen gewonnen werden.

Ilia Papandreou: Viele Jahre in Erfurt

Ilia Papandreou singt die Fürstengattin Jaroslawna. Eine Partie, fast wie für sie gemacht. Es gibt sowohl sehr lyrische, als auch dramatische Passagen. „Ich bin weder ein komplett lyrischer, noch ein dramatischer Sopran. Eher in der Mitte“, erklärt Ilia Papandreou. Als Jaroslawna kann sie also beide Seiten ausleben. Ihre Lieblingsstelle in „Fürst Igor“: das dramatische Finale des ersten Aktes. „Das hat Bums. Hier muss man richtig was raushauen. Das macht Spaß“, freut sich die gebürtige Griechin auf die Aufführungen.

Neun Jahre gehörte Ilia Papandreou zum Opernensemble des Theaters Erfurt. In über 40 Premieren mit Hauptrollen war die gebürtige Griechin zu erleben. Seit zwei Jahren arbeitet sie freiberuflich. „Ich wollte noch andere Häuser kennenlernen“, erklärt die Sopranistin. „Und damals dachte ich mir: Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Seither führten sie ihre Gastengagements unter anderem nach Weimar, Köln, Prag - und sogar an die Mailänder Scala. Dort sprang sie für eine kranke Kollegin ein. Nur in der Probenphase. „Aber das war schon eine tolle Erfahrung.“

Büffeln für die Bühne in Dessau: Das Russisch muss sitzen

Und auch aus Dessau wird sie Erfahrungen mitnehmen. Gesungen wird nämlich auf russisch. Für die Zuschauer gibt es deutsche Übertitel. Für die Sänger heißt es trotzdem: büffeln. Die Rolle muss sitzen - und eben auch die Aussprache. Papandreou packt ihre dicke Partitur aus. Gedruckt stehen da die Texte auf deutsch, französisch und russisch. Über ihren Passagen zusätzlich noch handgeschrieben Buchstabenfolgen.

„Ich habe meine eigene Lautschrift“, erklärt sie und lacht. Nach privatem Russisch-Unterricht und vier russischen Opern, die sie vor „Fürst Igor“ gesungen hat, verstehe sie zwar einiges. Mit ihrer „Übersetzung“ der kyrillischen Buchstaben geht sie jedoch auf Nummer sicher. Und trotz dieser Schwierigkeiten: „Ich werde versuchen, auswendig zu singen.“ Der ständige Blick in die Noten sei nicht besonders gut für die Körperhaltung. Zudem sei mit einem freien Blick nach vorn die Kommunikation mit dem Publikum und den anderen Solisten viel besser möglich.

Dass Kostüme und Szenerie bei der Aufführung fehlen, sei keine große Umstellung. Bei „Fürst Igor“ auch gar nicht störend. Im Gegenteil. „Es gibt kein Libretto, die Handlung hat keinen richtigen roten Faden“, erklärt Papandreou. Operndirektor und Dramaturg Felix Losert ergänzt: „Bei dieser Oper reicht es nicht, zu straffen oder etwas wegzulassen, hier muss man eine richtige Fassung ausarbeiten.“

Kooperation mit Magdeburg wird forgesetzt

Der Grund: „Fürst Igor“ ist eigentlich unvollendet. Borodin begann 1869 mit der Arbeit. Die Partitur wuchs und wuchs. Zu seinem Tod im Jahr 1887 war sie allerdings noch immer nicht fertig. Erst Borodins Freund Nikolai Rimski-Korsakow und dessen Schüler Alexander Konstantinowitsch Glasunow vollendeten das Werk – das bis dahin gigantische Ausmaße angenommen hatte. Inszenierungen sind deshalb eher selten. „Bei uns hat man die Chance, diese wunderbare Musik in knapp drei Stunden zu erleben“, scherzt Felix Losert.

Klanglich wird im Großen Haus alles aufgefahren, was man bei einer russischen Oper erwartet. Insgesamt werden über 150 Leute auf der Bühne stehen. 80 davon sind Chorsänger. Für die Aufführung der Borodin-Oper kooperiert das Anhaltische Theater ein weiteres Mal mit dem Magdeburger Theater. Zum 30-köpfigen Dessauer Opernchor gesellen sich dann weitere 50 Sänger aus der Landeshauptstadt. Bereits vor Monaten haben beide Chöre begonnen, das Stück zu erarbeiten. Zunächst getrennt, später auch gemeinsam. Anfang diese Woche wurde alles - Solisten, Chöre und Orchester - zusammengesetzt. „Das sind tolle Stimmen, ein großartiger Chor und ein saftiges Orchester“, schwärmt Operndirektor und Dramaturg Felix Losert vom Klang.

Ilia Papandreou steht dann neben Ulf Paulsen (Fürst Igor), Ray M. Wade, jr. (Wladimir Igorewitsch), Michael Tews (Kontschak), Rita Kapfhammer (Kontschakowna), David Ameln (Owlur, Jeroschka), Kostadin Argirov (Skula) und Cornelia Marschall (Ein Polowetzer Mädchen) ganz vorne auf der Bühne. Den mächtigen Klang von Chor und Orchester im Rücken. „Ich liebe dieses Gefühl“, so Papandreou. „Man bekommt noch einmal richtig Kraft. Das ist großartig.“

(mz)