Preis für Köthener Autor Preis für Köthener Autor: Lyrisches Lexikon europäischer Visionen
Köthen/Berlin/MZ/mli. - Und er hatte Erfolg. De Cassandro erreichte den dritten Platz und nahm am Sonnabend im Berliner Willy-Brandt-Haus nicht nur Glückwünsche, sondern auch einen Scheck in Höhe von 1 500 Euro entgegen. Der von der SPD-Europakampagane initiierte Visionen-Wettbewerb stand im Zeichen europäischer Großereignisse wie der EU-Osterweiterung und der anstehenden Wahl zum Europäischen Parlament. Es galt, persönliche Vorstellungen und Hoffnungen über die Zukunft Europas kreativ darzustellen, egal ob in Schrift, Bild oder Ton.
Einsendungen erreichten die Jury sowohl aus dem gesamten Bundesgebiet als auch aus dem europäischen Ausland. Die originellsten Beiträge wurden nun im Rahmen der Preisverleihung am Sonnabend vorgestellt. Alle Visions-Beiträge seien konstruktiv, positiv gestimmt und zuversichtlich gewesen, stellte SPD-Parteichef Franz Müntefering fest, der die Preise übergab.
"Europa und die Welt von A bis Z" lautete der Titel des Wettbewerbsbeitrags von Steffen de Cassandro. In einem sieben Seiten starken Essay spiegelt der Autor in alphabetischer Reihenfolge 26 seiner Europa-Visionen in Versform wider. Von A wie Arbeit bis Z wie Zukunft. Oder B wie Bildung, die sich der "Visionär" als besitzunabhängig ausmalt: "Zu lernen ist lebenswichtiger Spaß!" Des Weiteren befasst sich der Köthener in seinem Werk mit der Zukunft des Handels, der fair, vielfältig und bunt sein müsse, oder den Medien, die seiner Vorstellung nach umfassend und niveauvoll informieren sollen. Außerdem definiert der Autor den Begriff Jugend als Berechtigung, "an Grenzen zu gehen" und "über Stränge schlagend" zu lernen.
Bei der Jury fand Cassandros lyrisch formuliertes Lexikon Anklang. Mit der Umdeutung von Begriffen (zum Beispiel "reich ist, wer Zeit genießt") bringe der Beitrag zum Ausdruck, dass es bei europäischen Visionen nicht nur um institutionelle Fragen gehe, sondern auch um die Fortentwicklung von Werten. Genau darum ging es dem Köthener Wortkünstler auch. "Jeder Mensch verändert die Welt", meint er. Diese könne man nur verbessern, wenn man auch wisse, in welche Richtung.
"Viele meckern und viele kritisieren", stellt Cassandro fest - "Aber man muss auch Vorstellungen äußern", mahnt er an. Der Autor erinnert sich an eine Buchlesung, die er vor längerer Zeit unter ähnlichen Gesichtspunkten vor jüngeren Zuhörern abgehalten hat. Im Anschluss daran habe er eine Diskussion über die Zukunftsvorstellungen der Jugendlichen angeregt. "Da kam nichts", beschreibt er betroffen, fast ein bisschen verzweifelt. Also Motivationslosigkeit pur? Vielleicht.
Vielleicht aber auch nicht. Zu den Preisträgern beim Visionen-Wettbewerb zur Zukunft Europas zählte auch eine Schulklasse aus Nienburg an der Weser, die sich in ihrem Beitrag hauptsächlich mit weiteren technischen, wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritten auseinander setzte. "Wir ergreifen die Chancen, die Europa uns bietet", so die Sprösslinge.