Post in Coswig Post in Coswig: Briefmarken an der Käsetheke?
Coswig/MZ. - In 44 Geschäften und Institutionen der Coswiger Innenstadt liegen Listen aus, auf denen die Bürger gegen die Schließung der Post in der Schloßstraße und die Verlagerung in den Rewe-Markt mit ihrer Unterschrift protestieren können. Denn eine "Post gehört ins Stadtzentrum", steht darauf. Doch nicht nur damit macht Coswig sich für den Erhalt des historischen Standortes stark. Die Bürgermeisterin und die Gewerbetreibenden haben sich mit offenen Briefen an die Deutsche Post AG gewandt (die MZ berichtete am Sonnabend und am Mittwoch).
Wird der Protest etwas an der Entwicklung ändern? "Ich denke nicht", sagte Rolf Schultz, Pressesprecher der Deutschen Post AG auf Nachfrage der MZ. Denn grundsätzliche Überlegungen hätten zur Entscheidung im Unternehmen geführt. Ausschlag gebend sei die Kundennachfrage. Die Coswiger Filiale sei nicht "ganz so nachgefragt". Das Unternehmen orientiere sich daran, wo Kunden sind: in Einkaufszentren und -märkten.
Bereits 1993 begann die Deutsche Post, Post- und Postbankleistungen in lokale Einzelhandelsgeschäfte zu verlagern. Heute, gibt das Unternehmen an, betreiben bundesweit etwa 8 000 Partner der Deutschen Post in ihren Geschäften eine Filiale. "Und das hat sich bewährt", sagt Pressesprecher Schultz.
Bedenken, dass Kunden in Coswig künftig an der Käsetheke auch Briefmarken erwerben, schiebt er beiseite und versichert: "Für Post- und Postbankleistungen wird es einen separaten Bedienbereich geben." Außerdem habe er gutes Vertrauen zu Rewe, "dass sich die Mitarbeiter kundenfreundlich verhalten und auch dort ein Vertrauensverhältnis aufgebaut wird."
Künftig mehr Kunden anzusprechen, verspricht sich die Post durch den Umzug in den Supermarkt. "Erfahrungsgemäß ist das ein Begleitaspekt", bestätigte Schultz die MZ-Nachfrage. Außerdem sieht er in der Filialverlagerung "auch eine Chance für Rewe". Auf den Hinweis, dass sich dadurch die Händler in der Schloß- und Friederikenstraße benachteiligt fühlen, weil Postkunden nicht mehr durch die Innenstadt kommen, sagte er: "Man kann nicht jedem Wunsch gerecht werden." Und Schultz verwies nochmals darauf, dass die Entscheidung "kundenorientiert und unter wirtschaftlichem Aspekt" gefallen sei.
Was die Zukunft des 1890 erbauten und seit 1923 in Eigentum der Post befindlichen Gebäudes in der Schloßstraße angeht, konnte der Pressesprecher keine konkreten Aussagen machen. "Wenn es wirklich nicht mehr benötigt wird, wird es verkauft."