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Taten gezielt verübt? Polizei in Dessau-Roßlau führt schon 28 Ermittlungsverfahren wegen beschädigter Wahlplakate

Von Oliver Müller-Lorey 25.05.2021, 11:04
Wahlplakate fast aller Parteien und Kandidaten wurden beschädigt, bemalt, heruntergerissen oder sogar gestohlen.
Wahlplakate fast aller Parteien und Kandidaten wurden beschädigt, bemalt, heruntergerissen oder sogar gestohlen. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau-Roßlau - Mit roter Farbe haben Unbekannte „Sekte“ auf ein Wahlplakat des Oberbürgermeisterkandidaten Sebastian Rumberg geschmiert. Kandidaten, die zur Landtagswahl antreten, wurden mit Filzstift Bärte angemalt, Werbetafeln sind von Laternen gerissen oder sogar ganz gestohlen worden. In Dessau-Roßlau sind Wahlplakate in den vergangenen Wochen massiv beschädigt worden.

„Der Polizeiinspektion liegen 28 Strafanzeigen, davon 18 Anzeigen wegen Sachbeschädigung und zehn Vorgänge wegen Diebstahls vor“, sagt Polizeisprecherin Doreen Wendland auf MZ-Nachfrage. Betroffen seien verschiedene Parteien, die sowohl für die Oberbürgermeister- als auch für die Landtagswahl plakatiert haben.

„Die Tatorte befinden sich im Stadtgebiet von Dessau-Roßlau sowie in den Ortsteilen Kleutsch, Mildensee, Brambach, Großkühnau und Mosigkau“

Dabei scheinen einige der Taten gezielt verübt worden zu sein und mit einem Dummejungenstreich nichts zu tun zu haben. Besonders im Blick hat die Polizei dabei einen 33-jährigen Berliner, der nach Zeugenhinweisen am 13. Mai von Beamten in der Schlossstraße gestellt wurde, nachdem er ein CDU-Plakat von einer Laterne gerissen und damit zu fliehen versucht hatte.

Die Polizei untersucht, ob der Mann mit weiteren Taten in Zusammenhang steht, die sich bezüglich Tatort, Tatzeit und Zeugenbeobachtungen ähneln. „Die Tatorte befinden sich im Stadtgebiet von Dessau-Roßlau sowie in den Ortsteilen Kleutsch, Mildensee, Brambach, Großkühnau und Mosigkau. Die Plakate wurden teils besprüht, beschädigt, abgerissen oder entwendet“, so Wendland.

Dass Wahlplakate beschädigt werden, ist durchaus nichts Neues

Zu den Motiven des 33-Jährigen machte sie keine weiteren Angaben. Auch unklar ist, ob er gezielt nach Dessau reiste, um hier Plakate zu beschädigen und aus welchem politischen Umfeld er stammt. Neben dem Ermittlungsverfahren gegen ihn gibt es zwei weitere Verfahren gegen andere mutmaßliche Täter.

Dass Wahlplakate beschädigt werden, ist durchaus nichts Neues. Frank Hoffmann (Linke) etwa, der schon mehrmals für Stadtrat und Landtag kandidierte und nun wieder ins Parlament einziehen möchte, registriert regelmäßig Angriffe auf seine Werbetafeln. „So gut wie jedes Mal werden sie verschandelt oder heruntergerissen.

Auch Sebastian Rumberg, der stark auf seine digitale Werbekampagne setzt, will auf Plakate nicht verzichten

Zwei Drittel der Plakate habe ich selbst aufgehängt, was mit Kosten und Aufwand verbunden ist“, sagt er. Die beschädigten Plakate abzunehmen, sei da zusätzlicher Aufwand, der aber nötig sei. „Die Beschädigungen fallen auf den Kandidaten zurück, obwohl der nichts dafür kann. Aber die Leute denken: ,Wenn der nicht einmal ordentlich Plakate aufhängen kann, kann man ihn nicht wählen“. Ganz auf die Plakatierung zu verzichten, sei aber keine Option. Auch das nähmen einem die Wähler übel, sagt Hoffmann.

Auch Sebastian Rumberg, der stark auf seine digitale Werbekampagne setzt, will auf Plakate nicht verzichten. „Digital erreicht man nicht alle. Flyer und Plakate werden noch eine ganze Weile zum Wahlkampf gehören“, sagt er. (mz)